DAX-Chartanalyse: Nur eine Frage der Zeit

Das Rekordhoch kommt allmählich in Reichweite. Zugleich wächst die Gefahr vor einer Korrektur.  Die DAX-Chartanalyse für den 25. Juli 2013.  

 

 

Mit viel Mühe kletterte der DAX zur Wochenmitte über die schwache Barriere bei 8360 Punkten und testete kurzzeitig das gestern ausgegebene Ziel auf der Oberseite von 8410 Zählern. In der zweiten Handelshälfte kamen die Kurse ein wenig zurück, bis zum Handelsschluss blieb dennoch ein Aufschlag von 0,8 Prozent auf 8379 Punkte. Unterm Strich bildete sich im Tageschart eine Kerze mit einem auffälligen Docht (oberen Schatten), der ein weiteres Signal für wenig Vertrauen in die weitere Aufwärtsbewegung liefert.

Auch wenn die Dynamik seit Tagen spürbar nachlässt, dominieren derzeit noch die Käufer das Marktgeschehen. Denn selbst kleinste Rücksetzer werden zum Einstieg genutzt, wie die steigenden Bewegungstiefpunkte seit dem 19. Juli zeigen. Bis zum Rekordhoch bei 8557 Punkten lassen sich aus charttechnischer Sicht keine ernsthaften Widerstände mehr ausmachen. Bei rund 8410 Zählern liegt wie erwähnt eine kleine Hürde, darüber nimmt die Markttiefe deutlich ab und begünstigt aus technischer Sicht einen zügigen Anstieg in Richtung Allzeithoch.

Ob diese Marke noch erreicht wird, ist derzeit völlig offen und kann nicht seriös bestimmt werden. Grundsätzlich ist ab rund 8500 Punkten mit deutlicheren Gewinnmitnahmen zu rechnen, zumal die Rally bereits weit fortgeschritten ist. Wegen der seit Tagen überkauften Lage, kann der Markt jederzeit in eine Konsolidierung übergehen. Bereits bewährte Nachfragezonen bei 8270, der 55-Tage-Linie um 8191 oder die Bastion um 8130 Zähler sorgen für Sicherheit und lassen zunächst keine größere Korrektur erwarten.

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Kennzahlen:

 

DAX-Pivot-Punkte für den 25. Juli:

DAXPivot

 

 

 

 

Für einige Anleger sind Pivot Punkte vielleicht noch Neuland. Kurz zur Erklärung: Die Pivot Punkte dienen der Kurszielbestimmung und haben ihren Ursprung in den Futures-, Termin- und Forexmärkten. Grundannahme ist, dass die Kursbewegungen des vorherigen Handelstages Einfluss auf den neuen Börsentag haben. Berechnungsgrundlage sind daher Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs vom Vortag. Als Ergebnis erhält man drei Widerstandsmarken (Resist R 1-3) sowie drei Unterstützungsniveaus (Support S 1-3).

 

 

 

wichtige Chartmarken:

DAXMarken

 

 

 

Ziel fest im Visier

Die Ausgangslage im viel beachteten Tageschart bleibt unverändert positiv. Mit der zu Monatsbeginn erfolgten Rückeroberung über die 21-, 55- und 100-Tage-Linie, den Abwärtstrend sowie den Sprung in das obere Rechteck lieferte der DAX eindeutige Zeichen der Stärke ab. Im Fokus steht nun das Rekordhoch bei 8557 Punkten, zumal aus charttechnischer Sicht keine ernsthaften Hürden bis zum Allzeithoch zu erkennen sind.

Begünstigt wird der Aufwärtsimpuls durch die nun deutlich abnehmende Markttiefe. Als Orientierungspunkte für die kommenden Tage dienen die fallenden Bewegungshochs der Mai/Juni-Konsolidierung bei 8285, 8350 und 8415 Punkten. Bei rund 8335 Zählern hätte der Markt zugleich gut 76 Prozent der jüngsten Korrektur wieder nach oben hin ausgeholt. Mit dem Sprung über diese wichtige Fibonacci-Zahl würde der DAX ein klares Signal senden, dass der Angriff auf das Rekordhoch nur eine Frage der Zeit ist.

Sollte der Leitindex bis in die oberen luftigen Regionen vorstoßen, steigt aber die Gefahr einer Korrektur. Denn an markanten Chartniveaus wie Allzeithochs neigen Investoren erfahrungsgemäß zu Gewinnmitnahmen. Zudem würde der DAX hier auch auf die obere Begrenzung des aktuellen Rechtecks treffen. Kleiner Hinweis für die Bullen: Sollte das Aktienbarometer über das Rekordhoch steigen und somit in das nächst höhere Rechteck vorstoßen, liegt die nächste Zielmarke bei 9030 Punkten. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Nach unten sind erprobte Unterstützungen vorerst Mangelware. Ein Rücksetzer bis an die robustere Nachfragezone um 8000 / 8040 Punkten wäre aus technischer Sicht noch unbedenklich. Auch der Abstand zur 21-Tage-Linie (rote untere Linie) sollte nun wieder verstärkt beachtet werden. Zu Wochenbeginn liegt die Differenz bei knapp vier Prozent. Erfahrungsgemäß sinkt die Schwungkraft ab diesem Wert.

 

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Kurserholung wie im Frühjahr?

Im längerfristigen und damit übergeordneten Wochenkursverlauf liefert weiterhin ein seit Mitte 2011 bestehender Aufwärtskanal wichtige Orientierungspunkte auf der Ober- und Unterseite. Auf Höhe der südlichen Begrenzung der Range verläuft seit einigen Monaten auch die 200-Tage-Linie und wirkt verstärkend.

Zuletzt wurde die untere Begrenzung Ende Juni / Anfang Juli angelaufen und ähnlich wie im April bestätigt. Wie bereits vermutet, kann die Kurserholung im Frühjahr als Blaupause für die aktuelle Projektion genutzt werden. Nach dem Test kommt es zu einer dynamischen Erholung, die bisher aber noch nicht bis zum vorherigen Bewegungshoch reichte. Erst wenn diese Marke überwunden wird, dürfte der Markt erneut die Mitte des Kanals bei derzeit rund 8800 Zählern anlaufen.

Zur Vorsicht mahnt die Tatsache, dass der DAX bereits seit über einem Jahr nicht mehr die obere Begrenzung des Kurkorridors erreichte und sich zuletzt sogar der Druck auf die Unterseite erhöhte. Diese Entwicklung muss nun weiter genau beobachtet werden und könnte ein erstes Signal für ein Ende der seit Mitte 2011 laufenden Rally sein. Noch besteht aber kein Handlungszwang, zumal der DAX nach unten hin gut abgesichert ist. Die Unterkante des Aufwärtskanals verläuft auf Höhe der 200-Tage-Linie bei rund 7820 Punkten. Erst wenn der Markt diese wichtige Bastion sowie die horizontale Zone um 7450 per Wochenschluss unterschreitet, trübt sich die übergeordnete charttechnische Lage ein. Aktuell bleibt die Prognose für den mittel- bis langfristigen Horizont somit noch positiv. Platz nach oben ist ohnehin reichlich vorhanden, denn erst bei knapp 10.000 Punkten verläuft die Oberkante des erwähnten Trendkanals. Zuvor dürfte der DAX aber an runden Kursmarken zu einer Korrektur neigen.

 

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10.000 oder 5300 Punkte?

Im Monatschart hat die bisherige Korrektur ausgehend vom Rekordhoch bei 8558 Punkten noch keinen größeren Schaden angerichtet. Bleiben weitere Rücksetzer aus, sollte der DAX die seit 2000 und somit rund 13 Jahren anhaltende große Seitwärtsbewegung endlich nach oben hin auflösen und den „Deckel lüften“. Im Jahr 2007 scheiterte der Markt fast das gesamt Jahr hindurch an einem nachhaltigen Anstieg über das 2000er-Hoch, in 2011 zogen sich die Käufer bereits deutlich tiefer bei rund 7400 Punkten wieder zurück. Noch ist es aber zu früh, von einem nachhaltigen Ausbruch zu sprechen. Ein Monatsschluss unter der 8000er-Marke und damit auch unter den 2007er-Hochs würde berechtigte Zweifel aufkommen lassen.

Mittel- bis langfristig weist der Weg für den DAX aber aufwärts. Seit 2003 lässt sich eine Serie von steigenden Korrekturtiefs ausmachen. Zusammenfassend kann die Entwicklung der vergangenen 13 Jahre auch als großes aufsteigendes Dreieck gewertet werden. Der Sprung in dreistellige Kursregionen an der 10.000er-Marke wäre nur eine Zwischenstation hin zu deutlich höheren Niveaus jenseits der 15.000. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Auch in dieser sehr langfristigen Betrachtung weisen die Indikatoren bereits teilweise einen überhitzten Zustand auf. Allerdings können die Signalgeber durchaus über mehrere Monate, sogar Jahre, im oberen Extrembereich laufen, ehe ein Verkaufssignal aktiv wird. Beste Beispiele liefern die Jahre 2004/2005 und 2010 (DSS Bressert). Etwas entspannter ist derzeit noch die Lage im trendfolgenden MACD. Aktuell liegt die MACD-Linie noch deutlich unter den oberen Wendepunkten der vergangenen Jahre (grüner Kasten).

Dennoch kann ein erneuter Test der langjährigen Aufwärtstrendlinie nicht ausgeschlossen werden. Aktuell verläuft der kritische Bereich um 5300 Punkten.

 

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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