Die Strategie für nachhaltige Gewinne

Money-Management

Jeder Anleger stand in seiner „Börsenkarriere“ sicherlich mindestens einmal  vor folgender Erkenntnis: „Hätte ich doch früher verkauft, wäre der Verlust viel geringer ausgefallen“. Hätte, wäre wenn zählt aber nicht am Kapitalmarkt. Wenn die Verluste zu Beginn noch recht gering sind, dominiert das Prinzip Hoffnung. „Ich habe schon Recht, der Kurs dreht bald wieder aufwärts“. Miss Börse zeigt sich aber selten hilfsbereit. Die Folge: Während der Kurs nachhaltig Richtung Süden dreht, bestrafen Anleger die Aktie zunehmend mit Missachtung. Vielfach wandert die ursprünglich kurzfristige Spekulation in ein Langfristdepot. Aus den Augen, aus dem Sinn. Schade, denn wer die Lektion des Marktes nicht nutzt, wird weitere schmerzliche Fehlentscheidungen.  Machen Sie es also besser und halten sich an ein paar wenige, aber dafür sehr effektive Regeln.

Anders als viele Anleger vermuten ist nicht die richtige Ein- und Ausstiegsstrategie entscheidend, sondern die psychische Verfassung. Börsenaltmeister André Kostolany war sogar der Meinung, dass die Kurse zu 90 Prozent von psychologischen Faktoren bestimmt werden. Da überrascht es nicht, dass viele erfolgreiche Hedgefonds-Manager wie David Einhorn auch sehr gute Pokerspieler sind. Mit dem Kauf einer Aktie wird man als Anleger nicht nur Gesellschafter und Miteigentümer am Unternehmen, sondern auch Teil der Masse, die an der Börse aktiv ist. Nur sehr schwer kann sich der Einzelne dem gemeinsamen Denken, Emotionen, Stresssituationen und Meinungen von „Gurus“ entziehen. Dazu kommen weitere Faktoren wie selektive Informationsaufnahme. Anders formuliert: Anleger nehmen oft ganz unbewusst nur solche Nachrichten wahr, die im Einklang mit der eigenen Meinung und aktuellen Positionierung stehen.

Mit dem Einstieg in den Markt beginnt somit für jeden Anleger auch das Spiel der treibenden Kräfte an der Börse: Gier und Angst – ein gefährliches Schwarz/Weiß-Denken. Wichtig zu wissen: Die Stimmung der Masse wird stark durch die aktuelle Börsenphase bestimmt. Mittel- und langfristige Anleger steigen genau dann ein, wenn es keine Hoffnung mehr gibt, die Krise allgegenwärtig ist, bewusst wahrgenommen wird. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“. Natürlich ist dies leichter gesagt als getan. Sehen Sie den Einstieg als einen strategischen Prozess, mit klar definierten Risiken und Chancen. Steigen Sie nicht gleich mit 100 Prozent ihres Börsenkapitals ein, sondern zunächst mit 10 oder 25 Prozent – je nach Marktzyklus und Risikograd des Basiswertes. Laufen die Kurse in die gewünschte Richtung, wird sukzessive zugekauft. Aber Vorsicht, nicht zu gierig werden. Überoptimismus und Kontrollillusion sind die gefährlichsten Gegner. Ziehen Sie Stoppkurs eng nach, wenn das Thema Börse verstärkt in den Massenmedien auftaucht und „Goldgräberstimmung“ aufkommt. Spätestens wenn die Zeitung mit den vier Buchstaben den DAX als Aufmacher präsentiert, sollten die Warnlampen aufleuchten.

Die Formel für Gewinner

Klingt theoretisch ganz einfach. Die Realität sieht leider anders aus. Vor allem wenn sich der Trade nicht in die gewünschte Richtung entwickelt, neigen Anleger dazu, gleich mehrere Fehler zu machen. Teure Fehler, die nicht sein müssen und sich einfach vermeiden lassen. Dazu ein Beispiel, wie wichtig es ist, Verluste in Grenzen zu halten. Bei einem Minus von zehn Prozent reicht bereits ein Gewinn von 11,1 Prozent zum Ausgleich aus. Um einen Verlust von 50 Prozent auszubügeln, ist aber bereits ein „Verdoppler“ notwendig. Bei 70 Prozent Minus muss mit einer gleich hohen anderen Anlage ein Gewinn von 233 Prozent erzielt werden, um wieder pari zu sein. Fazit: Erste Anlegerpflicht ist daher  der Kapitalerhalt. Denn an der Börse haben Anleger keinen Einfluss auf die Chancen, wohl aber das Risiko.

Die Money-Management-Formel

In einem ersten Schritt wird die Höhe des Börsenkapitals bestimmt. Zwei Antworten gilt es herauszufinden: Wie viel Geld soll überhaupt am Kapitalmarkt angelegt werden, und wie soll die Aufteilung auf die verschiedenen Anlageklassen wie Anleihen, Aktien, Devisen und Rohstoffe erfolgen. Wichtig: Denken Sie auch an eine finanzielle Reserve für unerwartete Belastungen oder neue Kaufgelegenheiten.

Ist die Höhe des Börsenkapitals fixiert, wird das Risiko pro Position bestimmt. Als grobe Faustregel hat sich die Ein-Prozent-Regel bewährt. Bei einem Börsenkapital von 30.000 Euro sollte der Verlust auf rund 300 Euro begrenzt werden.

Jetzt fehlt nur noch die Bestimmung eines geeigneten Stoppkurses. Hier leistet vor allem die technische Analyse mit den gleitenden Durchschnitten, Unterstützungen und Widerständen sowie Trendlinien Orientierung. Platzieren Sie den Verkaufsauftrag aber nicht exakt auf diesen Marken, sondern noch einmal zwei, drei Prozent darunter, um nicht unglücklich ausgestoppt bzw. „abgefischt“ zu werden. Und bitte setzen Sie keinen mentalen Stoppkurs. Denn die Erfahrung lehrt, dass bei Erreichen der kritischen Marke oftmals die Absicherung gelöscht wird. Je weiter der Stoppkurs vom aktuellen Kurs entfernt ist, desto kleiner ist der Kapitaleinsatz. Bei engen Stopps kann hingegen eine größere Summe investiert werden. Ebenfalls wichtig: Ob der Stoppkurs eng oder etwas weiter platziert wird, hängt nicht nur von charttechnischen Marken ab, sondern auch von der Volatilität des Basiswertes. Je schwankungsintensiver die Aktie, desto weiter der Stoppkurs und desto geringer der Kapitaleinsatz. Bei Derivaten und (exotischen) Optionsscheinen bieten sich je nach Konstruktion und Depotstruktur etwas andere Regeln an.

Wenn Risiko, aktueller Kurs und Stoppkurs bestimmt sind, müssen zur Berechnung der Stückzahl die Werte nur noch in die Money-Management-Formel eingetragen werden:

Stückzahl: Risiko / (Aktienkurs – Stoppkurs)

Dazu ein Beispiel: Ende Juni 2013 verfügen Sie über ein Börsenkapital von 50.000 Euro, gemäß der „Ein-Prozent-Regel“ sollte das Risiko pro Position 500 Euro nicht überschreiten. Bei der Siemens-Aktie eröffnet sich im Juni 2013 ein interessanter Einstieg mit attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis. Nach einer Korrektur testet die Aktie die seit Herbst 2012 bestehenden horizontale Unterstützung bei 75,40 / 76 Euro. Sie setzen auf eine erneute Gegenbewegung und platzieren das Kursziel auf Höhe der nächsten relevanten Barriere bei 84 Euro. Mit einem Stoppkurs bei 73,50 Euro eröffnet sich ein Chance-Risiko-Verhältnis von 3,2.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.
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Stückzahl: 500 / (76 – 73,5) = 200

Sollte es nicht zu einer eher unwahrscheinlichen Abwärtslücke kommen und ihr Stopp nicht greifen, bleibt das Risiko auf 500 Euro begrenzt (Einstieg zu 76 Euro, Verkauf zu 73,50 Euro * 200 Aktien). Dem steht ein möglicher Gewinn von 1600 Euro gegenüber.

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