Mit Stärke zum Erfolg

Es ist der Traum eines jeden Anleger: Am Tiefpunkt einsteigen und zum höchsten Kurs wieder verkaufen. Mit viel Glück wird dieser Wunsch auch einmal Wirklichkeit, aber nicht selten lautet das Fazit: Teuer gekauft, billigt verkauft. Die Schwierigkeit besteht oft darin, unter den zahlreichen Aktien genau diejenigen zu finden, in denen gerade die Musik spielt. Aber auch wenn man als Anleger einen Wert gefunden hat, spielt oft die Psychologie nicht mit. Statt das hohe Momentum zu nutzen, hadern viele mit dem Einstieg und hoffen auf einen Rücksetzer, um „nicht schon wieder“ am höchsten Punkt zu kaufen. Doch statt der herbeigesehnten Korrektur läuft die Aktie immer weiter. Clevere Börsianer reiben sich hingegen die Hände und verlassen sich vielfach auf eine bereits seit Ende der 60er-Jahre bewährte Strategie, die der Relativen Stärke nach Levy.

Der Grundgedanke wird am besten an einem Beispiel deutlich. Schießt man einen Pfeil in die Luft, ist die Geschwindigkeit zu Beginn sehr hoch – man könnte auch sagen, der Pfeil hat ein hohes Momentum. Mit zunehmender Entfernung wirkt die Schwerkraft und die Geschwindigkeit verringert sich, bis der Pfeil schließlich auf den Boden fällt. Ein ähnliches Verhalten zeigen vielfach auch Aktien. Zu Beginn fallen die Käufe noch nicht auf. Erst wenn mehr und mehr Anleger auf den Wert aufmerksam werden und einsteigen, steigt nicht nur die mediale Beachtung, sondern auch die Dynamik. Irgendwann geben sich aber die frühen Investoren mit ihren Buchgewinnen zufrieden und realisieren ihre Position, mit der Folge, dass der Wert zunehmend langsamer steigt, ehe verstärkte Gewinnmitnahmen einsetzen. Das Konzept der Relativen Stärke setzt genau hier an und misst die Stärke einer Kursbewegung. Der besondere Vorteil liegt darin, dass beliebige Segmente oder auch Mitglieder eines Index in eine Rangfolge gesetzt werden und so auf einen Blick sichtbar wird, welche Titel gerader mit einer Outperformance glänzen oder hoffnungslos zurückfallen. Anders als bei vielen anderen Ansätzen der Technischen Analyse spielen subjektive Faktoren keine Rolle, das Ergebnis basiert nur auf Mathematik.

Ein Beispiel zur Vorgehensweise: Für jede der 30 DAX-Aktien wird der durchschnittliche Wochenschlusskurs der vergangenen sechs Monate berechnet. Anschließend wird der aktuell Wert durch den zuvor errechneten Mittelwert geteilt. Das Ergebnis ist eine Zahl, die um eins schwankt. Aktien, bei denen das gegenwärtige Kursniveau über dem Durchschnittswert liegt, haben einen RSL-Wert > 1 und weisen folglich ein hohes Momentum und damit eine hohe Trendstärke auf. In einem zweiten Schritt werden zur besseren Übersichtlichkeit die Werte eines Index anhand ihres RSL-Wertes in absteigender Reihenfolge sortiert.

Beispiel für ein Ranking der DAX-Aktien auf Basis der Relativen Stärke (26 Wochen).

Levy arbeitete bei der Auswahl mit verschiedenen Modellen. Gekauft wurden 10 Prozent der stärksten Aktien und verkauft, wenn einer der Werte nicht mehr zu den 80 Prozent besten Titeln zählt. Übertragen auf den DAX würden die besten drei Werte gekauft und abgestoßen, sobald die Aktie unter Rang 24 zurückfällt. Noch bessere Ergebnisse erzielte Levy mit etwas engeren Grenzwerten (5 Prozent zu 70 Prozent).

Fazit: Mit dem Konzept der Stärke können ohne viel Rechenaufwand jährliche Überrenditen von bis zu zehn Prozent erzielt werden. Vor allem in trendstarken Phasen spielt die Relative Stärke nach Levy ihre Vorteile aus. In Baissephasen sind die Ergebnisse hingegen eher unterdurchschnittlich. Über diverse Short-Produkte können Anleger inzwischen aber auch sehr einfach auf fallende Kurse setzen und somit auf die Abwärtsdynamik der schwächsten Werte einer Rangliste setzen.

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