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DAX-Chartanalyse: Bärenmarktrally oder Ende der Korrektur?

Der kurzfristig überverkaufte Markt lockt bereits erste Schnäppchenanleger an. Doch noch wäre es zu früh, bereits aggressiv auf eine weitere Erholung zu setzen. Die Chartanalyse für den 7. Februar 2014.

Stundenanalyse:

Erstmals seit Beginn der Korrektur am 21. Januar kam am Donnerstag mal wieder so etwas wie Kaufdruck auf. Zeitweise hatte man in den vergangenen Tagen schon fast das Gefühl, es würde gar keine Bullen mehr geben. Doch wie so oft spielt die Börse ihr ganz eigenes Spiel. Irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, wenn erste mutige Anleger die günstigen Kurse zum Einstieg nutzen müssen. Vergleichen Sie den Markt mit einer Holländischen Auktion, bei der der Verkaufspreis für einen Artikel mit zunehmender Laufzeit sinkt. Der erste Interessent erhält den Zuschlag, die Auktion ist beendet.

Ob nun auch die Erholung von gestern bereits heute wieder beendet ist, wird sich erst noch zeigen. Denn charttechnisch wirklich relevante Barrieren wurden bisher noch nicht zurückerobert. Der DAX holte einen Teil seiner Verluste auf, genauer gesagt rund 23 Prozent der Abwärtsbewegung, mehr aber auch nicht. Vorbörslich sieht es gut aus, die Indikationen sehen das Aktienbarometer bei knapp 9280. Ob die Kraft am Vormittag für weitere Zugewinne reicht, ist eher fraglich. Um 14,30 Uhr laufen die Zahlen zum US-Arbeitsmarktbericht über die Ticker und dürften nicht nur die heutige Tendenz, sondern auch  die grobe Richtung für die kommende Woche vorgeben.

Die spannende Frage lautet natürlich, wie der Markt auf gute und schlechte Daten reagiert. Eigentlich sind erfreuliche Zahlen aus der Wirtschaft auch gut für die Börse. Sollte der US-Arbeitsmarkt aber deutlich besser laufen als erwartet, könnte dies die Fed auch veranlassen, ihren bisher noch recht vorsichtigen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik zu beschleunigen. Das wäre natürlich schlecht für die Aktienmärkte. Bleibt hingegen eine Erholung aus und neigt der Jobmarkt erneut zur Schwäche (wie im Dezember), wäre das negativ für die Unternehmensgewinne. Sehr schlechte Daten könnten hingegen die Fed dazu bewegen, die Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe auszusetzen. Die gestern gemeldeten Erstanträge lagen mit 331.000 leicht unter den Prognosen von 334.000, eine positive Überraschung. Der DAX notierte um 14.30 bei 9210 und fiel innerhalb von 25 Minuten bis auf 9130. Erst danach setzte die Erholung ein. Allerdings muss man hier auch die zeitgleich  laufende EZB-Pressekonferenz berücksichtigen, eine Aussage ist somit kaum möglich. Die Prognosen sehen für den  heutigen Bericht einen Beschäftigungszuwachs von 180.000 und eine unveränderte Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent.

Kommen wir zum Chart. Der nächste Widerstand liegt bei rund 9350, hier verlaufen mit der 55-Tage-Linie, dem intraday-Hoch vom 3. Februar und dem 38 Prozent Korrekturniveau einige kleinere Hürden, die in der Summe eine nicht zu unterschätzende Barriere darstellen könnten. Auch darüber ist der Weg für den DAX nicht frei. Bei 9400 steigt die Markttiefe deutlich an, um 9425 liegt das 50 Prozent Retracement und bei 9450 verläuft die fallende 21-Tage-Linie. Erst oberhalb von 9550 hellen sich die Perspektiven für den DAX wieder auf und es wäre ein erneuter Impuls in Richtung Rekordhoch zu erwarten.

Auf der Südseite sieht die Sache einfacher aus. Fällt der DAX unter das Jahrestief um 9065, ist mit weiteren Verlusten bis 8900 / 9000 zu rechnen.

DAXST1

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Tagesanalyse:

In der Mitte der Range

Der Rücksetzer seit Mitte Januar kommt nicht überraschend, denn charttechnisch schöpfte der DAX sein Potenzial auf der Oberseite aus. Erneut scheiterten die Bullen an einer seit Mai 2012 bestehenden oberen Trendlinie, die zusammen mit einer unteren Aufwärtstrendlinie bei derzeit 8850 einen Trendkanal ergibt. In der Vergangenheit kam es häufig vor, dass der DAX nach einem Test der nördlichen Extremzone bis an die Unterseite lief. Widerholt sich das Muster, ist kurzfristig mit weiter fallenden Kursen bis 8850 zu rechnen.

Vorgelagert findet sich um 9000 noch eine Stabilisierungsgelegenheit. Die runde Schwelle wurde im vierten Quartal 2013 mehrfach zu von oben angelaufen und bestätigt. Wird auch dieser Bereich unterboten, ist der Weg frei für einen erneuten Test der unteren Kanalbegrenzung. Der mittelfristige Aufwärtstrend würde somit erst kippen, wenn der DAX unter 8850 zurückfällt. Es besteht somit derzeit noch kein Grund, an der Rally zu zweifeln.

Für eine Korrektur sprechen auch die abgebildeten Indikatoren. Der MACD steht nach den Verlusten der vergangenen beiden Wochen auf Verkaufen. Auch der DSS Bresser bestätigte nicht mehr das jüngste Hoch beim DAX und bildete eine negative Divergenz.

DAXT

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Wochenanalyse:

Erneuter Rückschlag

Seit dem letzten ernst zu nehmenden Crash im Sommer 2011 läuft der DAX in einer von nur kurzen Konsolidierungen gekennzeichneten Aufwärtsbewegung. Maßgeblich auf der Unterseite ist eine seit Herbst 2011 bestehende Aufwärtstrendlinie, die im Jahr 2013 mehrfach angelaufen und bestätigt wurde. Verstärkt wird die aktuell bei knapp 8910 verlaufende Gerade von der viel beachteten 200-Tage-Linie, die klar steigend im Bereich um 8700 notiert. Für den Deutschen Aktienmarkt bleiben die Aussichten auf der mittel- bis langfristigen Zeitebene  bullisch, solange der Markt über dem langfristigen Durchschnitt notiert. Ausgehend vom aktuellen Niveau könnte der DAX somit deutlich korrigieren, ohne das eine Neueinschätzung der übergeordneten langfristigen Perspektiven erforderlich wäre.

Aber auch Richtung Norden scheinen die Grenzen für die kommenden Wochen abgesteckt. Als Spielverderber für die Bullen erweist sich eine seit Frühjahr 2012 bestehende Trendlinie, an der es seitdem mehrfach zu Gewinnmitnahmen kam. Erst wenn die Gerade überwunden ist, eröffnet sich für den DAX weiterer Spielraum. Die Aussichten sind aber eher schlecht, denn zuletzt bestätigte Indikatoren wie der abgebildete DSS Bressert nicht mehr die neuen Hochs im Leitindex. Auch der MACD zeigt eine deutlich nachlassende Schwungkraft, ein Verkaufssignal könnte bereits bald folgen.

DAXW

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Noch hat der Signalgeber nicht die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 erreicht (rote Linie).

DAXM

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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