By 9. Oktober 2013 Read More →

Tauben-Alarm und Crash-Befürchtungen

Themen des Tages:  Yellen bleibt auf dem Gaspedal +++  Risikopositionen werden verkauft +++ US-Bondmarkt reagiert +++ Alcoa besser als erwartet

 

Der Budget-Streit bliebt das alles dominierende Thema an den Märkten. Bis sich eine Lösung in Washington abzeichnet, dürfte die gerade begonnene US-Berichtssaison nur eine Nebenrolle spielen (mehr dazu weiter unten). Gleiches gilt auch für die Nachfolge von Ben Bernanke. Nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses wird US-Präsident Barack Obama heute die Nominierung von Janet Yellen als nächste Fed-Chefin bekanntgeben. Keine große Überraschung, bereits seit Wochen gilt Yellen als Favoritin. Was können wir von Yellen erwarten? Ganz klar einen weiterhin sehr expansiven Kurs in der Geldpolitik. Yellen gilt als „Ultra-Taube“ unter den FOMC-Mitgliedern, dass Zurückfahren der quantitativen Lockerungen wird unter ihr wahrscheinlich noch länger hinausgezögert als bisher vom Markt erwartet. Vieles hängt aber auch davon ab, wann sich Demokraten und Republikaner auf einen neuen Haushalt und eine neue Schuldenobergrenze einigen. Denn mit jedem Tag, an dem die Behörden in den USA geschlossen bleiben bzw. die Regierung ihre Rechnungen nicht mehr ohne Neuverschuldung begleichen kann, nimmt die Belastung für die heimische Wirtschaft und allmählich auch für die Weltwirtschaft zu. Einen guten Einblick in die aktuelle Stimmungslage der FOMC-Mitglieder wird am Abend das Protokoll der letzten Sitzung von Mitte September geben, auf dem beschlossen wurde, dass Anleihekaufprogramm unverändert fortzusetzen. Die zentrale Frage lautet, ob bereits einige Mitglieder wegen des drohenden Haushaltsstreits gegen eine Reduzierung gestimmt haben. Aktuell rechnen weder Experten noch Privatinvestoren mit einer Rückführung auf dem nächsten Fed-Treffen Ende Oktober (Ergebnisse einer Umfrage: HIER).

Die gestrigen Verluste an der Wall Street blieben trotz der sich zuspitzenden Lage immer noch moderat. Dennoch lassen sich einige strategische Anpassungen feststellen, die sonst kaum beachtet werden. Im Vergleich zum S&P 500 oder Dow Jones, die um gut ein Prozent abgaben, kamen vor allem  Risikosektoren deutlich unter die Räder. Der seit Monaten mit einer Outperformance glänzende Nebenwerteindex Russell 2000 büßte um 1,7 Prozent ein, beim Nasdaq 100 und Nasdaq Composite beliefen sich die Abschläge auf zwei Prozent. Verkauft wurden vor allem Einzeltitel, die sich zuletzt besser entwickelten. Dazu zählen Yahoo, Micron, Baidu aber auch Facebook, die gestern um knapp sieben Prozent absackten.

 

Facebook – Kerzenbreite abhängig vom Handelsvolumen:

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

 

Beim Handelsvolumen sahen wir fast einen Ausverkauf, dass Abwärtsvolumen lag bei 87 Prozent, 84 Prozent der Aktien der NYSE verzeichneten Kursverluste. Im Gegenzug kletterte die implizite Volatilität, ein Indikator für die zu erwartende Schwankungsbreite des Aktienmarktes, erneut deutlich. Der VIX-Index rückte gestern um 4,8 Prozent auf 20,3 Punkte vor und verfehlte nur knapp das Jahreshoch von Mitte Juni. Historisch betrachtet ist die 20er-Marke von größerer Bedeutung, denn auf diesem Niveau kam es mehrfach wieder zu einem Rücksetzer und somit Beruhigung der Situation. Springt die Vola aber weiter an, wäre dies ein klarer Hinweis, dass sich strategische Investoren auf größere Kursturbulenzen vorbereiten.

 

Indizes0910_1

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Performance von TecDAX, MDAX, DAX, Nasdaq Composite, S&P 500 und Dow Jones seit dem Top der US-Indizes Mitte September.

 

Interessant sind aber auch die aktuellen Intermarket-Reaktionen. Öl, allerdings sehr stark beeinflusst durch den Sturm im Gold von Mexiko, reagierte in den vergangenen Tagen kaum, aber auch  die in unsicheren Zeiten eigentlich beliebten Edelmetalle Gold und Silber treten auf der Stelle. An den Devisenmärkten sahen wir in den ersten drei September-Wochen starke Umschichtungen in den Schweizer Franken, diese Entwicklung läuft aktuell aus. Auch die Abwertung des Dollar gegenüber dem japanischen Yen scheint vorerst gestoppt. Am wichtigen US-Bondmarkt gab es gestern einen ersten Warnschuss, denn eine Auktion von vierwöchigen Schatzwechseln verlief äußerst dürftig. Vor allem Institutionelle Investoren wie Banken hielten sich zurück, ein Trend, der seit Ende September beobachtet werden kann. Auch bei den sogenannten „Halloween Bonds“, Anleihen die Ende Oktober auslaufen und eigentlich Zinsen abwerfen sollten, lassen sich deutliche Reaktionen ablesen. Die Renditen bei den Papieren mit Laufzeiten vom 17. Oktober bis 7. November zogen in den vergangenen Tagen kräftig an – der Chart zeigt dies eindrucksvoll (LINK). Zünglein an der Waage ist aber sicher die Zinsentwicklung der zehnjährigen Papiere. Seit knapp zwei Wochen verharrt die Rendite bei rund 2,6 Prozent. In normalen Zeiten – wobei es diese eigentlich seit den massiven Eingriffen der Notenbanken nicht mehr gibt – sind die Papiere ein „sicherer Hafen“. Aber gilt das auch noch, denn sich die Krise weiter zuspitzen sollte? Ein Experiment mit ungewissen Ausgang, und enormer Sprengkraft.

 

 

 

Zum heutigen Handelstag

Erneut scheint der DAX eingeschlafen zu sein, zu Beginn bewegt sich der Index nahezu unverändert bei 8550. Bei den Energiewerten E.ON und RWE sorgt das aktuell hohe Momentum für weitere Zugewinne, Linde, Henkel und HeidelbergCement sind am Indexende zu finden.

Alcoa eröffnete gestern traditionell die US-Berichtssaison als erstes Unternehmen aus dem S&P 500 (im Dow Jones hat diese Rolle nun Nike übernommen). Mit einem Gewinn von 0,11 Dollar je Aktie lag der Aluminiumkonzern über den Erwartungen von 0,06 Dollar. Allerdings wurden die Prognosen in den vergangenen Wochen auch  deutlich nach unten genommen. Auch die Prognose für 2013 wurde bestätigt. Die Aktie springt im Frankfurter Handel um vier Prozent an, bleibt aber aus charttechnischer Sicht nicht sonderlich spannend (LINK).

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

Comments are closed.

Werbung
Werbung banner ad
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch die weitere Nutzung der Seite www.chartanalysen-online.de stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.