By 23. Oktober 2013 Read More →

Angeschlagen, aber nicht k.o.

Themen des Tages:  Schlechte Daten sind gute Daten +++  Euphorie sieht anders aus +++ Chance-Risiko-Verhältnis ist ungünstig +++

 

Was soll man vom gestrigen Arbeitsmarktbericht halten? Insgesamt sahen wir schwache Zahlen. Die Arbeitslosenquote sank von 7,3 Prozent im August auf 7,2 Prozent, zugleich bleibt die Erwerbsquote aber nahe dem Tiefstand der vergangenen 35 Jahre bei gut 63 Prozent. Bei der Zahl der neu geschaffenen Stellen lag der Zuwachs nur bei 148.000, erwartet wurden 180.000. Der bisherige Jahresdurchschnitt liegt bei 178.000, etwas geringer als der Mittelwert aus 2012. Sollte die Arbeitslosenquote mit der derzeitigen Geschwindigkeit weiter sinken, dürfte die von der Fed anvisierte Marke von 6,6 Prozent im September 2014 erreicht werden, erwartet die HSBC. Seit Dezember 2012 koppelt die US-Notenbank ihren Leitzins an die Entwicklung der Arbeitslosenquote. Dieser soll mindestens so lange bei null bis 0,25 Prozent bleiben, wie die Arbeitslosenquote das Niveau von 6,5 Prozent übersteigt. Allerdings gibt es keinen Automatismus für Zinserhöhungen. Vor allem vor dem Hintergrund des zu Jahresbeginn 2014 wieder in den Vordergrund rückenden US-Haushaltsstreits wird die Fed wohl auch  weiter das Gaspedal voll durchdrücken und ihre sehr expansive Geldpolitik fortsetzen. Eine Rückführung der Anleihekäufe in diesem Jahr erscheint zunehmend unwahrscheinlich.

Die liquiditätsgetriebene Rally wird uns somit erhalten bleiben, dies zeigen auch die Marktreaktionen auf die gestrigen schwachen Arbeitsmarktdaten. Der Euro markierte ein neues Jahreshoch, die Edelmetalle zogen ebenfalls kräftig an. Gute Stimmung herrschte auch an den Aktienmärkten, der S&P rückte um rund 0,6 Prozent vor. Von Euphorie kann aber nicht gesprochen werden. Unter den 30 Dow-Werten schlossen elf mit Verlusten, vor allem die spekulativeren Technologiewerte wurden gemieden. Auch Banken neigten zur Schwäche, dass Aufwärtsvolumen an der New Yorker Börse lag bei eher geringen 65 Prozent.

Für Neueinsteiger ist das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis nun sehr ungünstig, dies zeigt auch der nächste Chart. Sie sehen die Anzahl der Aktien im S&P 500, die über ihrem 20-Tage-Durchschnitt notieren – hier in einer leicht geglätteten Variante. Aktuell liegt die Quote bei 79 Prozent und damit exakt an der Schwelle, ab der es in den vergangenen Jahren immer zu einer temporären Korrektur kam. Kurzfristig kann der Wert noch bis auf Werte von 90 Prozent steigen, je höher die Quote aber liegt, desto dynamischer geht es im Anschluss Richtung Süden.

Quelle: indexindicators.com

Quelle: indexindicators.com

Im Tageschart des S&P wird es nun richtig spannend. Die Bullen mussten gestern einen weiteren Rückschlag einstecken, noch aber kann kein Ausbruch aus dem seit 2009 bestehenden Aufwärtskanal festgestellt werden. Die obere Begrenzung der Range wurde nur getestet, für einen nachhaltigen Anstieg müsste der Index mindestens per Tages-, besser aber noch Wochenschluss über 1770 ansteigen. Ein Fehlausbruch ist ebenfalls denkbar, was die Sache nicht einfacher macht. Bleiben aber dennoch die Bullen auch über 1770 am Ball, liegt das nächste Ziel auf Höhe der seit rund einem Jahr bestehende Trendlinie bei 1795. Da ein Trendbruch weniger wahrscheinlich ist als eine Trendfortsetzung, rechne ich vorerst mit einem temporären Rücksetzer.

sundp2310

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Zum heutigen Handelstag

Der DAX startet wie erwartet schwächer in den Tag, steht bei rund 8910. Im kurzen Gewinnerfeld setzt sich SAP an die Spitze, die Walldorfer profitieren nach wie vor von den Q3-Zahlen und gewinnen deutlich an relativer Stärke. Im Performance-Ranking der vergangenen fünf Handelstage stehen die Papiere mit sechs Prozent ganz oben, dass Momentum spricht eher für eine Fortsetzung. Bei der Lufthansa sehen wir zunächst nur eine technische Reaktion auf den scharfen Rücksetzer vom Vortag, eine genauere Analyse der Chartsituation finden Sie hier: Lufthansa – Ready for take-off?  Defensive Papiere wie Fresenius und FMC laufen ebenfalls, ein klares Zeichen, dass die Akteure etwas weniger die Risikokarte spielen. Gewinnmitnahmen belasten die Telekom, auch die Finanzwerte stehen ähnlich wie bereits gestern die Branchenwerte in den USA unter Druck.

 

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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