By 21. Oktober 2013 Read More →

Lufthansa – Ready for take-off?

Die Kranichlinie befindet sich in einem der größten Veränderungsprozesse seit Bestehen der Airline. Immerhin, die bereits erzielten Erfolge mit dem Zukunftsprogramm SCORE können sich sehen lassen.  Eine Analyse der fundamentalen und charttechnischen Lage.

 

Wirklich zufrieden sein können die Aktionäre der Deutschen Lufthansa mit dem Börsenjahr 2013 bisher nicht. Zwar hält sich der Kranichwert aktuell eher in den nördlichen Regionen auf, wenn man die Kurshistorie der vergangenen Jahre aufruft. Wer aber erst vor wenigen Monaten eingecheckt hat, sitzt auf Buchverlusten. Aktuell hat sich die Aktie nach ihrem jüngsten Schwächeanfall im Spätsommer zumindest wieder bis auf das Niveau von Anfang Januar zurückgekämpft. Ist dies nur ein Strohfeuer oder sehen wir, ähnlich wie in Ende 2012, einen Schlussspurt?

Neue Fakten zur geschäftlichen Entwicklung gibt es erst am 31. Oktober, wenn die Q3-Zahlen anstehen. Erst dann wird sich zeigen, ob trotz der laufenden Restruktuierungs- und Projektkosten und des anhaltendes Preisdrucks in der Branche ein im Vergleich zum Vorjahr zumindest stabiles operatives Ergebnis erzielt wurde. Ob sich das Effizienzsteigerungsprogramm SCORE bereits positiv auf die Quartalszahlen auswirkt, hoffen wohl nur die Optimisten, denn zuletzt wurden die Erwartungen eher gedämpft. Die grundsätzliche Tendenz scheint aber zu stimmen. Im dritten Quartal stieg die Passagierzahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent. Um dieses Ergebnis zu erzielen, wurden aber 2,2 Prozent weniger Flüge durchgeführt, so dass über eine bessere Auslastung durchaus auch Effizienzsteigerungen erzielt werden dürften, vermutet das Bankhaus Lampe. Auch die konzerneigene Billigflugtochter Germanwings scheint auf Kurs. Mit der Verlagerung der Europaflüge auf die Tochter dürfte sich das Ergebnis im laufenden Jahr um rund 90 Mio. Euro verbessern. Angepeilt werden bis 2015 mindestens 200 Mio. Euro, die Hälfte wäre damit bereits im ersten Jahr erreicht.

Kursziele liegen über 20 Euro

Dennoch dürften im dritten Quartal einige Sonderfaktoren das Ergebnis schmälern.  Neben negativen Währungseffekten und einer schwächeren Geschäftsentwicklung in Asien rechnen Analysten mit rund 80 Mio. Euro Belastung durch die SCORE- Restruktuierungs- und Projektkosten. Rechnet man diese Sondereffekte aber heraus, ist durchaus mit einer Verbesserung der operativen Entwicklung zu rechnen. Auf Basis gängiger Bewertungskennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erscheint die Airline durchaus attraktiv. Für 2014 liegen die Gewinnschätzungen bei einem Ergebnis  je Aktie von 1,30 Euro bis 1,45 Euro. Daraus errechnet sich ein 2014er-KGV von rund 11,3 bis 10,7.

Analysten sind mehrheitlich von der Aktie überzeugt. Neil Glynn von der Credit Suisse geht davon aus, dass sich bei ordentlichen Q3-Zahlen und Fortschritten im SCORE-Programm auch die Marktstimmung für den Kranichwert verbessern könnte. Glynn bestätigte die Einschätzung „Outperform“ und das Kursziel 20,30 Euro. HSBC sowie die DZ Bank sehen die Aktie bei 20 Euro. Nur die Deutsche Bank ist skeptisch, siedelt das Kursziel bei 14 Euro an. Die Marktschätzungen für das operative Ergebnis seien nach wie vor zu hoch, so Michael Kuhn von der Deutschen Bank.

Kurze Outperformance

Im Chart sehen die Performance der Lufthansa-Aktie im Vergleich zum Stoxx Airline-Index Return (schwarz) sowie zum DAX (rot) seit dem letzten zyklischen Bewegungshoch im Dezember 2010. Die Bilanz fällt schwach aus. Im laufenden Jahr entwickelte sich die Lufthansa-Aktie schlechter als die Papiere der Konkurrenz, die schwarze Linie weist deutlich abwärts und zeigt die enttäuschende Performance. Etwas anders fällt das Urteil gegenüber dem Deutschen Leitindex aus. Das richtige Timing ist gerade bei der Lufthansa-Aktie entscheidend für den Erfolg. Bereits seit Jahren lässt sich eine breite Wellenbewegung zwischen acht bis rund 17,50 Euro / 18 Euro feststellen. Wer die Aktie wie zuletzt im Sommer 2012 am unteren Ende einsammelt, kann eigentlich  nichts falsch machen und hat gute Chancen, den DAX locker zu schlagen. Die steigende rote Linie zwischen Juni 2012 bis Frühjahr 2013 zeigt diesen Zusammenhang deutlich. Aktuell befindet sich  der Wert wieder auf dem Rückzug, die Ausgangslage ist vergleichbar mit der Anfang 2011.

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Charttechnik – Ausgangslage

Ende vergangenen Jahres zeigte die Aktie eine recht dynamische Aufwärtsbewegung, die exakt mit dem Jahreswechsel endete. Ein perfektes Beispiel für ein häufig zu beobachtendes Verhalten. Favoriten des vergangenen Jahres sind nur selten auch die Outperformer im anschließenden Jahr, dies gilt vor allem für die Lufthansa. Anfang Mai markierte der Wert bei gut 17 Euro sein Jahreshoch, danach korrigierte um 27 Prozent bzw. bis zum 38 Prozent-Niveau der Juni bis Mai-Aufwärtsbewegung. Langjährigen Aktionären wird dies bekannt vorkommen, denn auch in den ersten drei Monaten 2011 lag das erste Bewegungstief rund 25 Prozent unter dem im Dezember erreichten Hoch. Auch die anschließende Erholung von 50 Prozent der vorherigen Korrektur ist eine Blaupause der Kursentwicklung im Frühling 2011. Sollte der Gleichlauf gültig bleiben, müsste die Aktie bald erneut zur Schwäche neigen und deutlich tiefer fallen. Die 200-Tage-Linie beginnt bereits leicht zu fallen.

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Charttechnik – Prognose

Drei Kursmarken gilt es bei der Aktie zu beachten: Die obere Schwelle liegt um 15,85 / 15,90 Euro. Sollte das Niveau zurückerobert werden, ist die Korrekturgefahr vorerst vom Tisch und ein Angriff bis 17 Euro, bestenfalls 18 Euro wäre zu erwarten. Zwischen 13,70 Euro und 15,90 Euro liegt eine neutrale Zone vor, wobei die Schwelle von 15 Euro als ein vorgeschalteter Filter eingesetzt werden kann. Solange die Aktie darunter notiert, ist die Wahrscheinlichkeit für einen mittelfristigen Rücksetzer bis 11,30 Euro oder sogar in einstellige Kursregionen als erhöht einzuschätzen. Oberhalb von 15 Euro geraten eher die Bären in Bedrängnis.

Fazit:

Pläne, nach denen ähnlich wie bei der 28 Gesellschaften umfassenden „Star Alliance“ im Passagiergeschäft auch für das Frachtgeschäft ein internationales Bündnis aufgestellt werden soll, weisen in die richtige Richtung. Eine mögliche Zusammenarbeit wird ab 2014 angepeilt. Mit Blick auf die Bewertung und die Chancen, die sich aus dem SCORE-Programm ergeben, könnte der Höhenflug der Lufthansa-Aktie durchaus noch anhalten, langfristig gesehen. Kurz- bis mittelfristig werden die Kosten für das Sparprogramm aber auch die Modernisierung der Flotte das Ergebnis belasten. So gab das Management Mitte September bekannt, für 14 Mrd. Euro neue Flugzeuge zu ordern, zugleich die größte Investition in der Unternehmensgeschichte. Ähnlich ist auch der Chart zu beurteilen. Erst bei einem Anstieg über das 2010- und 2013er-Hoch bei 17 / 18 Euro eröffnet sich neues Potenzial. Bis dahin bleibt die Tendenz eher seitwärts, spätestens unterhalb von 13,30 Euro wird es bearisch.

Wer bis zu klareren Schwächesignal nicht warten möchte, aber einen Anstieg über 17 Euro nicht erwartet, sollte sich die WKN PA0QUN genauer anschauen. Der Capped-Put hat einen Basispreis bei 19 Euro und ein Cap bei 17 Euro. Notiert die Lufthansa-Aktie am 20. Juni 2014 auf oder unter 17 Euro, erzielen Anleger eine Seitwärtsrendite von 17 Prozent oder 25 Prozent p.a. Oberhalb von 19 Euro droht der Totalverlust.

 

 

 

Posted in: Aktien, Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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