By 15. Oktober 2013 Read More →

Wo steht der DAX am Freitag?

Themen des Tages:  Politiker erkaufen sich Zeit +++  markbreite Erholung +++ DAX-Optionen unter der Lupe +++ US-Berichtssaison

 

Eine konkrete Lösung in der US-Schuldenmisere gibt es zwar immer noch nicht, aber zumindest hoffnungsvolle Signale. Ein erster Schritt wäre somit gemacht, Republikaner und Demokraten schlugen gestern überraschend versöhnliche Töne an. Ein geplantes Treffen sich US-Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, weil die Gespräche zuvor bereits recht gut liefen – ein gutes Zeichen. Der jüngste Vorschlag sieht vor, die Regierung bis zum 15. Januar zu finanzieren und das Schuldenlimit bis zum 15. Februar zu erhöhen.

Die US-Börsen reagierten positiv, sowohl der S&P als auch die Technologieindizes schlossen höher. Insgesamt lässt sich auch  wieder eine etwas breitere Erholung am Gesamtmarkt ausmachen. Gegenüber Freitag nahm die Anzahl der Aktien über dem 20- und 50-Tage-Durchschnitt erneut zu. Bezogen auf den marktbreiten S&P 500 notieren aktuell 70 Prozent der Werte über dem kurzfristigen 20-Tage-Durchschnitt, Tendenz deutlich  steigend. Historisch betrachtet handeln wir in einer Komfortzone, weder bestehen Risiken nach unten noch droht eine unmittelbare Überhitzung. Erfahrungsgemäß signalisiert der Indikator erst ab einem Niveau von 85 bis 90 Prozent einen erhöhten Korrekturbedarf. Auch das Umsätze gingen mehrheitlich auf das Konto der Käufer, dass Aufwärtsvolumen lag bei rund 67 Prozent.

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Quelle: indexindicators.com

 

Leichte Krisensignal lassen sich nur in eher wenig beachteten Marktsektoren ausmachen. Bestes Beispiel ist der Markt für Credit Default Swaps (CDS). In der Euro-Krise wurde jede Bewegung der Kreditausfallversicherungen für Italien, Griechenland und Spanien genau analysiert, nun ist mit den USA die wichtigste Volkswirtschaft der Welt im Fokus. Am Montag kostete die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets von US-Anleihen gegen Zahlungsausfall für ein Jahr 69.000 Dollar – deutlich mehr als noch am Freitag. Die fünf Jahre laufenden Kontrakte verteuerten sich  auf 40.000 Dollar. Ein deutliches Krisensignal.  Normalerweise sind kürzere Laufzeiten günstiger, da längere ein höheres Risiko bergen. Ein ähnliches Bild liefert der Bondmarkt. Einmonatige kurzlaufende Anleihen werfen aktuell 0,25 Prozent ab, während Papiere über drei Monate bei 0,08 Prozent stehen und sechs Monate mit 0,07 Prozent verzinst werden. Eine klassische inverse Zinsstrukturkurve, zumindest im sehr kurzfristigen Bereich.

 

Kleiner Verfall

Neben dem Showdown in Washington steht am Freitag auch der kleine Verfall an den Terminmärkten auf der Agenda. Im Vergleich zum großen Verfall oder auch dreifachen Hexensabbat ist der Einfluss auf die Kurse deutlich geringer.  Mit Hilfe von Futures und Optionen sichern die Akteure nicht nur ihre Wertpapierbestände ab, sondern spekulieren auch auf eine bestimmte Marktentwicklung. Eine klare Aussage ist somit nicht möglich, da unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Dennoch lassen sich  vielfach Hinweise finden, wie die strategischen Investoren positioniert sind.

Bei der Preisfeststellung am Ende der Laufzeit von Optionen, dem sogenannten „Settlement“ stellt sich heraus, ob die Marktakteure richtig gelegen haben. Im Gegensatz zum DAX-Future (FDAX) existieren beim ODAX verschiedene Basispreise, zu denen die Optionen ausgeübt werden können. Wichtig ist bei den Optionen die Berechnung der Differenz: Bei Kaufoptionen (Calls) aus DAX-Kurs minus Basispreis der Option, bei Puts Basispreis abzüglich DAX-Stand. Ist das Ergebnis positiv, hat die Option einen inneren Wert und der Inhaber lag mit seiner Spekulation richtig. Liegt hingegen bei einem Call der Basispreis über dem DAX-Kurs bzw. bei einem Put der Basispreis unter dem DAX-Kurs, verfällt die Option wertlos. In diesem Fall hat nur der Stillhalter, also der Verkäufer einer Option, in Form der Optionsprämie ein gutes Geschäft gemacht. Da Stillhaltergeschäfte überwiegend von institutionellen Investoren wie Banken, Pensionskassen und Versicherungsträgern durchgeführt werden, ist deren Positionierung von Interesse.

Die Plattform der Eurex gibt Aufschluss über das Open Interest zu verschiedenen DAX-Niveaus. Das Open Interest gibt an, wie viele Terminkontrakte zu einem bestimmten Basispreis noch nicht glattgestellt oder ausgeübt wurden.

Quelle: eurexchange.com

Quelle: eurexchange.com

 

Der Chart zeigt deutlich drei Bereiche, in denen größere Positionen im Markt liegen. Dies macht klare Aussagen sehr schwierig und birgt ein hohes Fehlerrisiko. In Summe betrachtet liegen die meisten Calls und Puts bei 8450 und 8500, wobei die Short-Papiere leicht dominieren. Zudem fällt das Niveau um 8600 mit einer recht großen Put-Position auf. Aus Sicht der Stillhalter gilt es zu verhindern, dass die Positionen nicht zu weit ins Geld laufen und somit an Wert gewinnen. Ein Rückschlag des DAX unter 8450 erscheint daher eher unwahrscheinlich, auch Kurse unter 8600 werden wohl nicht angelaufen. Auf der Oberseite liegt bei 8750 eine größere Call-Position die teuer werden kann, sollte der DAX deutlich über das bisherige Rekordhoch steigen. Kurse über 8900 stellen die Grenze Richtung Norden dar.

 

Zum heutigen Handelstag

Abseits der lähmenden Schuldendebatte in den USA bleibt nur die Hoffnung, dass die nun langsam anlaufende Berichtssaison für etwas mehr Schwung sorgen wird. Heute stehen einige Schwergewichte auf der Agenda, die durchaus auch die Kurse der Branchenkollegen in Europa bewegen könnten. Zahlen werden u.a. erwartet von Yahoo (erwarteter Gewinne je Aktie 0,33$, 22 Uhr), Johnson & Johnson sowie der Citigroup (erwarteter Gewinne je Aktie 1,04$, 14 Uhr) und Coca Cola (13:30 Uhr).

 

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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