By 23. September 2015 Read More →

VW-Crash: Eine Horror-Studie sorgt für Wirbel

Allein in den vergangenen zwei Tagen vernichtete der Abgas-Skandal rund 27 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung beim Wolfsburger Konzern. Dies entspricht dem Börsenwert der Münchener Rück oder von Linde. Zur Wochenmitte rauscht der Kurs erstmals seit Oktober 2011 unter die 100er-Marke. Wie geht es weiter?

Neuer Tag, neue schlechte Nachrichten für VW: Nach der Umweltabteilung des US-Justizministeriums hat nun auch die Generalbundesanwaltschaft des Bundesstaates New York Ermittlungen eingeleitet. In Deutschland setzt das Bundesverkehrsministerium eine Untersuchungskommission ein, Schweden und Frankreich verlangen von VW weitere Informationen und nun droht auch noch Ärger mit der BaFin. Angeblich gibt es Unregelmäßigkeiten rund um den Handel mit VW-Aktien. Es brennt an allen Ecken und Enden.

Da überrascht es kaum, dass die Aktie nun auch den Kampf um die runde Schwelle von 100 Euro zeitweise verliert. Vorsichtshalber steigen Investoren auch bei BMW und Daimler aus, zu groß ist derzeit das Risiko von bösen Überraschungen bei der Konkurrenz. Im Fahrwasser fallen zudem die Kurse der Zulieferer wie Continental, ElringKlinger, Leoni, Hella usw. Die gesamte Branche wird gemieden, wobei dies keine neue Entwicklung ist. Der erste Chart zeigt oben die Entwicklung des Stoxx Europe 600, darunter vom Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts. Während der Brancheindex Mitte März sein Top erreichte und seitdem eine Serie fallender Hochpunkte lieferte mit zuletzt erhöhter Abwärtsdynamik, zeigte der breite Markt in den vergangenen Monaten durchweg Relative Stärke. Entsprechend steigt die relative Performance (ganz unten) kontinuierlich an.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Bereits dieser einfache Vergleich verdeutlicht gut, dass vor allem risikoscheue Anleger die Branche vorerst noch meiden sollten, auch wenn die Kurse inzwischen ein verlockend niedriges Niveau erreicht haben. Die Wahrscheinlichkeit, den Tiefpunkt zu treffen und gegen den übergeordneten Trend erfolgreich auf der Long-Seite zu agieren, ist wesentlich geringer als bei Werten / Branchen, die noch einen Aufwärtsimpuls bieten (z.B. Fresenius oder die Tabak-Aktie wie Altria).

Daimler zieht den DAX nach unten

Zurück zu VW. Natürlich belastet der Skandal nicht nur die Aktie, sondern auch den Gesamtmarkt. Die Branche ist nicht nur für den Wirtschaftsstandort Deutschland von überragender Bedeutung, sondern auch für den DAX. Allerdings gilt es hier genau aufzupassen. Entscheidend für den heimischen Leitindex ist nicht so sehr die Entwicklung der VW-Papiere, dies zeigt sehr deutlich der gestrige Handelstag. Während die Aktien der Wolfsburger um knapp 20 Prozent abstürzten, büßte Daimler um sieben Prozent ein. Aufgrund der wesentlich höheren Indexgewichtung der Stuttgarter drückte Daimler den Gesamtmarkt aber um gut 64 Punkte, während VW den DAX nur 44 Zähler kostete.

Wie geht es weiter?

Diese Frage kann derzeit kaum beantwortet werden. Die drohenden Strafzahlungen sind nur die eine Seite der Medaille. Derzeit wird eine maximale Summe von 18 Mrd. Dollar genannt, der Wert dürfte aber zu hoch gegriffen sein. So musste der US-Konkurrent General Motors für den Zündschloss-Skandal, der für den Tod von 80 Menschen verantwortlich ist, eine Strafe von 900 Mio. Dollar bezahlen. Die Rechnung könnte daher auch deutlich geringer ausfallen, sofern die US-Behörden an VW kein Exempel statuieren wollen. Wesentlich schwerwiegender fällt der Imageschaden aus. „Markt Watch“-Kolumnist Mark Hulbert sieht sogar die Existenz von VW bedroht. Hintergrund: In einer Studie der University of Washington kommen die Experten auf Basis historischer Fälle zu dem Ergebnis, dass die späteren Verluste für Unternehmen, die in Betrugsfälle verwickelt waren, um 7,5 mal höher ausgefallen sind als die Strafzahlungen. Je nach höher der Bußgeldentscheidung kommt so eine beeindruckende Summe zusammen.

Anleger sollten sich von solchen Szenarien aber nicht beeindrucken lassen. Im Gegenteil, die niedrigen Kurse bieten endlich mal wieder eine Gelegenheit, mit einem deutlich besseren Chance-Risiko-Verhältnis als noch vor einigen Wochen und Monaten einzusteigen. Natürlich wird man niemals den Tiefpunkt treffen, eine Bodenbildung sollte abgewartet werden. Der Skandal wird zweifellos Spuren in der Bilanz und im Chart hinterlassen, aber nicht die Qualität deutscher Produkte auf den Weltmärkten in Frage stellen.

Wie weit die Korrektur noch gehen kann und wie die Aussichten für die anderen deutschen Werte und den DAX sind, haben wir gestern im Webinar besprochen. Dazu einfach auf das Bild klicken:

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Posted in: Aktien, Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

2 Comments on "VW-Crash: Eine Horror-Studie sorgt für Wirbel"

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  1. Lars sagt:

    Hallo Herr Wenner,

    vielen Dank erst einmal für dieses interessante Webinar zu einem brandaktuellen Thema. Auf der Suche nach brauchbaren und weiterführenden Informationen bin ich schließlich hier gelandet. Man darf das Risiko sicherlich nicht unterschätzen. Ebenso stellt sich die Frage ob VW der einzige Kandidat ist der gemogelt hat…

    Es ist somit durchaus zu erwarten dass die kommenden Wochen und Monate turbulent bleiben. Aus saisonaler Sicht ist ein Einstieg zudem vor Mitte Oktober nicht unbedingt ratsam.

    viele Grüße

  2. Hallo Lars,
    danke für das nette Feedback. Bisher handelt vor allem der S&P 500 in einer scharf definierten Spanne. Hier gilt es die Grenzen im Auge zu behalten. Saisonal kann sicher noch nicht Entwarnung gegeben werden. Interessant auch: http://jeffhirsch.tumblr.com/post/129731232943/sp-500-down-augustdown-september-history

    Beste Grüße
    FG Wenner

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