Und monatlich grüßt die Euro-Krise
Themen des Tages: PSI stürzt ab +++ Draghi-Spagat +++ Desaster bei RWE und EON
So schnell kann es gehen. Diskussionen um einen erneuten Schuldenschnitt für Griechenland und eine handfeste Regierungskrise in Portugal bestimmten gestern den Handel an den europäischen Börsen. Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Wer auf die Renditeentwicklung der 10jährigen portugiesischen Staatsanleihen schaute, dürfte sich an die Hochzeit der Europäischen Schuldenkrise erinnert haben. Temporär kletterte die geforderte Rendite auf acht Prozent – ein Niveau, das am Markt gemeinhin als langfristig kaum tragbar eingeschätzt wird. Portugals Leitindex PSI 20 sackte um 293 Punkte oder 5,3 Prozent auf 5236 Zähler. Anfang Mai wurden noch 6260 Punkte aufgerufen. Dennoch hielt sich der Euro sehr stark gegenüber dem Dollar und legte nach den ordentlichen US-Daten am Nachmittag sogar zu. Auch hier sahen wir wieder ein bekanntes Muster, denn während die Bonds der Euro-Peripherie gemieden wurden, schichteten die Investoren in deutsche Staatsanleihen um und stützten somit den Euro.
Die ohnehin mit Spannung erwartete heutige EZB-Zinssitzung erfährt somit angesichts der jüngsten Entwicklung eine zusätzliche Dramatik. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt, denn die Wall Street bleibt wegen eines Feiertags geschlossen. Eine Zinssenkung ist nicht zu erwarten, denn die zuletzt besseren Konjunkturdaten rechtfertigen keine Anpassung. Nachdem die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe im Juni auf den höchsten Stand seit 16 Monaten anzog, verbesserte sich auch das Pendant für den Dienstleistungssektor. Natürlich wird die Frage aufkommen, in welcher Weise die EZB mit Blick auf Portugal reagieren wird. Für Draghi ein schwieriger Spagat, denn bisher betonten die EZB-Offiziellen, dass sie bei politischen Krisen nicht eingreifen wollen. Außerdem besteht zumindest was Portugal angeht keine unmittelbare Gefahr – zumindest mit Blick auf die Refinanzierung. Denn das Land ist für dieses Jahr bereits durchfinanziert und muss keine neuen Anleihen ausgeben. Anders formuliert: Der Renditeanstieg kostet Lissabon im Moment faktisch kein Geld. Dennoch bleibt die Lage äußerst angespannt, denn neben der politischen Krise gibt es auch eine gesellschaftliche Krise. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen die Sparkurs ist enorm groß.
Zum heutigen Handelstag
Gestern haben wir uns die sehr enttäuschende Entwicklung der beiden deutschen Bank-Titel Commerzbank und Deutsche Bank im Vergleich zum DAX angesehen. Auch wenn es schwerfällt, aber im DAX finden sich mit den Versorgern EON und RWE zwei Aktien, mit denen Anleger in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr herbe Verluste verzeichneten. E.ON testet erneut 12 Euro während es bei RWE ans Eingemachte geht. 2011 fiel die Aktie nach Fukushima auf 21,22 Euro – hierhin fehlen nun nur noch rund ein Euro. Diese Marke dürfte einen echten Test darstellen, den RWE unbedingt bestehen muss. Denn ein Blick auf den ganz langfristigen Chart verheißt nichts Gutes. Das 2003er-Tief von 17,60 Euro wäre dann das neue Ziel. Aufgestellt im Frühjahr 2003 als der DAX 2.200 Punkte testete. Viel deutlicher kann man wohl nicht zeigen, welches Minus-Investment RWE in den letzten zehn Jahren gewesen ist. Eigentlich wäre der Chart auch Pflichtprogramm für alle Fondsmanager die immer wieder „Dividenden-Aktien“ predigen und das Duo RWE/E.ON ganz oben auf ihrer Liste haben. 75 Prozent Kursverlust seit Anfang 2008 – da hilft auch die Verzinsung der Aktie mit rund acht Prozent wenig.

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