TecDAX und SDAX zeigen DAX die Rücklichter

Während der amerikanische Leitindex S&P 500 seit Jahresbeginn bereits um knapp sieben Prozent kletterte, müssen sich die Anleger hierzulande mit deutlich kleineren Gewinnen zufrieden geben. Erneut spielt die Musik in der zweiten Reihe.      

Marktüberblick

Die ersten sechs Monate sind Geschichte, Zeit für einen Blick in den Rückspiegel. Gefühlt hat sich der DAX zwischen Januar bis Ende Juni nur seitwärts bewegt, die schwache Performance von knapp drei Prozent seit Jahresbeginn bestätigt die Vermutung. Unter den deutschen Indizes entwickelte sich nur der MDAX mit 1,4 Prozent noch schlechter, hingegen legte der SDAX um knapp neun Prozent und der TecDAX sogar um zwölf Prozent zu. Im ersten Chart ist die prozentuale Entwicklung von TecDAX (schwarz), SDAX (grün), DAX (rot) und MDAX (blau) seit Jahresbeginn dargestellt.

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Vor allem der mediale Rummel um die 10.000er-Marke beim DAX passt da nicht so ganz ins Bild. Von einer richtigen Rally-Bewegung ist der Markt weit entfernt, mit einem Plus von 4,1 Prozent war der Februar der bisher beste Monat, nachdem die Kurse im Januar um rund 2,6 Prozent nachgaben. Auf Tagesschlussbasis schaute der DAX bisher nur drei Mal von oben auf die runde Schwelle, dass Rekordhoch datiert vom 20. Juni und liegt bei 10.050,98. Charakteristisch für die vergangenen Monate ist besonders das rückläufige Handelsvolumen. Ende Januar wechselten im Durchschnitt auf Xetra Papiere im Volumen von rund 3,7 Mrd. Euro den Besitzer, in den vergangenen vier Wochen lag der Wert nur noch bei 2,9 Mrd. Euro.

Stunden- und Tagesanalyse:

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Eine wirklich überzeugende Vorstellung lieferten die DAX-Bullen auch zu Wochenbeginn nicht ab. Zu Handelsbeginn entfachte ein kurzer Aufwärtsimpuls etwas Fantasie, bereits knapp unter der 9900 realisierten einige Investoren wieder ihre Gewinne. Wenn Anschlusskäufe auf der Oberseite ausbleiben, geht es abwärts. Bis auf 9800 gaben die Kurse nach, den restlichen Tag dümpelte der Markt seitwärts.

Daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Größere Kursbewegungen sind in den kommenden drei Tagen eher nicht zu erwarten. Am Donnerstag stehen mit Daten aus China, den US-Arbeitsmarktzahlen und der EZB-Zinsentscheidung so viele relevante Zahlen zur Veröffentlichung an wie selten zuvor. Kein Anleger möchte auf den falschen Fuß erwischt werden und hält daher sein Pulver trocken. Entsprechend dünn fällt das Handelsvolumen aus, die Kurse treten auf der Stelle.

Kurse über dem nächsten, eher schwachen Widerstand bei 9900 sind vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich. Sollten die Käufer dennoch Erfolg haben, liegen Ziele darüber an der bereits wieder fallenden 21-Tage-Linie bei 9930 (hier auch Umsatzhäufung) und später 9970. Unterhalb des gestrigen Tagesschluss gibt es hingegen keine wirklich nennenswerten Haltepunkte. Um 9800 regte sich am Montag Kaufinteresse, zuverlässiger erscheint nach wie vor das Ausbruchsniveau um 9700 / 9750.

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Wochenanalyse:

MACD mit gefährlicher Divergenz

Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Aufwärtsbewegung trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Seit Sommer 2011 läuft der Index in einem Kanal Richtung Norden, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Schwächesignal ausgelegt werden.

Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.800.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9600 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9350 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8900 aktiviert.

Warnsignal kommen von der Markttechnik. Der DSS Bressert ist in seine obere Extremzone vorgestoßen und kippt allmählich in den neutralen Bereich. Der MACD bildete sogar gegenüber seinem Hochpunkt zum Jahreswechsel eine tiefere Umkehr aus, obwohl der DAX neue Hochs erreichte. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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