By 18. Juli 2013 Read More →

Stufe zwei ist gezündet

Bei EUR/AUD geht die Party nun weiter. Bei Alcoa ebenfalls. Und im politischen Hickhack auch. Die Snowden-Affaire wird zur Obama-Afaire. Wer freie Märkte und freie Bürger unterdrücken will, hat aber keine Chance mehr. 

 

An vergangenen Samstag hatte ich mich ja durchaus kritisch mit dem Datenhunger der sgn. Geheimdienste beschäftigt. In der Nacht zum Sonntag „verschwanden“ dann alle bei meinem T-Online E-Mail-Account gespeicherten, vom mir geschriebenen E-Mails der vergangenen vier Jahre. Ich nutze T-Online seit über 20 Jahren. Und bis jetzt hat es nie irgendwelche Probleme gegeben. Zufälle gibt‘s …

Der Fall Edward Snowden erinnert an den US-Obergefreiten Bradley Manning, der WikiLeaks Hunderttausende geheimer Dokumente über Gräueltaten amerikanischer Soldaten im Irak- und Afghanistankrieg und im Gefangenenlager Guantánamo zugespielt haben soll. Die Folge: Die Täter wurden von US-Präsident Obama amnestiert, Bradley Manning hingegen droht die lebenslange Inhaftierung. Sein prominentester Fürsprecher:

Colonel Morris Davis, bis 2007 Generalstaatsanwalt des Gefangenenlagers Guantánamo, der davon ausgeht, dass an denjenigen, die Gesetzesverstöße staatlicher Behörden, des Militärs oder der Geheimdienste ans Licht der Öffentlichkeit bringen, „Exempel zur Abschreckung statuiert“ werden sollen.

Und noch jemand stellte klar, dass nicht die, die Menschenrechtsverletzungen begehen, Schutz verdienen, sondern die, die diese Verstöße offenlegen. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay unterstrich gestern in Genf, dass die nationalen Rechtssysteme nach dem Bestimmungen der UN-Menschenrechtscharta sicherstellen müssen, dass Informanten, die Verstöße gegen Menschenrechte aufdecken, dies ohne Angst vor Strafverfolgung tun können müssen. Dass ausgerechnet die, die sich immer vollmundig als Gralshüter von Demokratie und Menschenrechten darstellen, diese Bestimmung der UN-Menschenrechtscharta auf den Kopf gestellt haben, dürfte nur bei der erdrückenden Minderheit von Rechtsstaatsfeinden Applaus ernten.

„Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte.“ Einer der berühmtesten Sätze Alan Greenspans, dessen verklausulierte Ausdrucksweise allzu oft offen ließ, was er meinte.

Wie in der abgelaufenen Woche klar wurde, wissen wir das bei Ben Bernanke auch nicht. Denn ohne das unschöne Wort „Wendehals“ verwenden zu wollen, kommen wir leider nicht an der Feststellung vorbei, dass der US-Notenbankchef im abstand von nur acht Tagen zwei völlig unterschiedliche „Interpretationen“ seiner geldpolitischen Planungen aufgetischt hat. Die erste verschreckte die Finanzmärkte, die zweite versetzte sie in eine Art Freudentaumel. Denn abgesehen von der chinesischen „Volksbank“ haben nun alle anderen bedeutenden Notenbanken wieder klare Statements zur Fortsetzung der Politik des ultraleichten Statements abgegeben.

Topp-Indikator weiter auf der Verkaufsseite

In der letzten Woche hatte ich den Langfristchart der Nachfrage nach Börsenkrediten in den USA abgebildet, der m. E. beste verfügbare Indikator der wirklich wichtigen Trendwenden an der Wall Street ist. Denn seit der Jahrtausendwende hat er wirklich alle Haussespitzen und Baissetiefs genau auf den Punkt festnageln können. Und da dieser Indikator nun wieder abwärts eingedreht hatte, sollten wir auf der Hut sein.

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Diese Warnung besteht fort. Denn auch die jetzt „modifizierte“ Bernanke-Rede hat die Kreditnachfrage nicht wieder nach oben eindrehen lassen. Natürlich kann sich das bei einer Fortsetzung der Hausse noch ändern. Aber auch an der Wall Street verliefen die abgelaufene Woche auf der Umsatzseite eher unterdurchschnittlich. D. h.:

Die Chance, dass die Kurse an den Börsen auch diesmal zum Verfalltermin der Terminbörsen am Freitag wieder einen neuen Richtungswechsel vollziehen werden, wird auch von der Nachfrage nach Börsenkrediten gestützt.

EUR/AUD: Chance Nummer zwei

Nach dem sehr schönen Gewinn mit der ersten Empfehlung eines Calls auf den Euro gegen den australischen Dollar hatte ich Sie in den letzten Wochen darauf vorbereitet, dass es hier bald zu einer neuen Einstiegschance kommen dürfte.

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Diese Chance ist nun da. Es ist schon bemerkenswert, dass der Kurs jetzt ohne eine vorgeschaltete Korrektur einfach so nach oben durchmarschiert. Aber nachvollziehbar ist es auch. Denn die Aussichten für die Weltwirtschaft sind ausgesprochen düster. Für eine Währung, die eine sehr hohe Korrelation zu den Rohstoffpreisen aufweist, ist das ein klarer Fingerzeig nach unten. Wer ein paar Euro für einen nicht zu kurz bemessenen Währungstrade (Laufzeit der Derivate sollte nicht unter zwölf Monaten liegen), hat hier eine vorzügliche Chance zum Einstieg, die zudem dank einer charttechnisch sehr sauber definierbaren Stoppmarke auch leicht abgesichert werden kann.

Alcoa: Es lebe der Aufschwung

Das alte Spiel: Kaum eröffnet der Aluminiumgigant Alcoa den Reigen der US-Quartalsberichtssaison, lesen die Auguren Positives aus diesen Zahlen. So auch diesmal.

Sieht man sich einmal an, wie sich diese sehr konjunkturzyklische Aktie seit 1980 entwickelt hat, wird das ganze Dilemma sichtbar: Bis Sommer 2007, als das Unheil mit dem Ausbruch der Subprime-Krise seinen Anfang nahm, bewegte sich Alcoa, was die Trendrichtung betraf, stets im Einklang zu ihrem Mutterindex Dow Jones. Da die Notenbanken ab da versuchten, den durch zu viel zu  billiges Geld verursachten Kollaps des US-Immobilienmarktes durch noch mehr und noch viel billigeres Geld zu bekämpfen, boomte zwar der Aktienmarkt. Eng an die Realwirtschaft angezurrte Aktien wie Alcoa gingen jedoch den Bach hinunter.

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Heute notiert der Alcoa-Kurs 83 Prozent unterhalb seines Allzeithochs aus 2007. Das ist ein Einbruch wie seinerseit bei den Aktien der sgn. „New Economy“. Diesmal ist es aber einfach der sich nicht einstellen wollende Aufschwung, den die Meister der Statistik zwar von Monat zu Monat verkünden, der die Schuld an der Misere hat.

Alcoa ist ein exzellenter „Wirtschaftsindikator“, ebenso wie Baltic Dry oder HARPEX; die wir uns hier bald wieder einmal vorknöpfen werden. Und Alcoa ist noch nicht „unten“.

Der Blick auf den Tageschart lässt erkennen, wo hier der Hammer hängt. Charttechnisch hat sich bei Alcoa so etwas wie ein „absteigendes Dreieck“ gebildet, dessen untere, horizontale Begrenzungslinie recht genau bei acht US-Dollar liegt.Retz1807_4

Der neue Quartalsbericht des Unternehmens, zusammen mit der Bernanke-Rede, hat den vorherigen Absturz nach unten formal „geheilt“. Aber das Abwärtsrisiko damit nur noch zementiert. Vorsichtige Trader greifen hier auf der Putseite erst zu, wenn Alcoa unter 7,63 US-Dollar (dem Tief vom 03.07.) aus dem Handel geht. Wie ich die Sache sehe, darf hier aber getrost auch schon zugegriffen werden, sobald die Aktie jetzt wieder unter die nun auch psychologisch wichtige Marke von acht US-Dollar fällt. Auch hier können Sie dann wieder mit einem ideal engen Stopp arbeiten. Beautiful, wie unsere Freunde sagen würden.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

 

 

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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