Showdown irgendwann bis zum 22. November
Themen des Tages: Weihnachtsgeschäft in Gefahr +++ Shutdown belastet die Wirtschaft +++ Marktpsychologie +++ Kaufpanik
Bei aller Euphorie, die sich vor allem aus dem charttechnischen Blickwinkel für die Aktienmärkte eröffnet, bleibt nüchtern festzuhalten, dass in Washington nach wie vor keine Lösung im Budget-Streit auf dem Tisch liegt. Grundsätzlich sprachen die Kampfhähne von einem konstruktiven Treffen und vereinbarten weitere Termine, mehr aber auch nicht. Angeblich haben die Republikaner angeboten, die in einer Woche erreichte Schuldenobergrenze so zu erhöhen, dass die USA ihre Zahlungsverpflichtungen für sechs Wochen bedienen können – ungefähr bis zum 22. November. Es bleibt zu hoffen, dass bereits deutlich früher eine Einigung erzielt wird, denn ansonsten dürfte das sehr wichtige Weihnachtsgeschäft deutlich schlechter ausfallen als aktuell noch in den Kursen eingepreist. Das Weiße Haus sprach von einem guten Treffen, mehr aber auch nicht. Denn die Republikaner fordern im Gegenzug von Obama Verhandlungen über Einsparungen und Steuern. Ob sich der Präsident darauf einlässt ist zweifelhaft, denn ursprünglich wollte er sich nicht erpressen lassen.
Beim Thema Government Shutdown sind sich beide Lager überhaupt nicht näher gekommen. Dieser belastet aber zunehmen die US-Wirtschaft, wie die gestrigen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bereits zeigten. Nachdem der Wert zuletzt deutlich fiel, kletterte die Zahl in der Woche zum 5. Oktober um 66.000 auf 374.000. Rund die Hälfte geht auf eine Computerumstellung in Kalifornien zurück, 15.000 Anträge aber waren durch die Beurlaubung von Mitarbeitern privater Unternehmen entstanden, die Geschäft mit Regierungsorganisationen verloren hatten. Da überrascht es wenig, dass sich auch die Verbraucherstimmung eintrübt. Die Vorgaben für den heute angesetzten wichtigsten Stimmungsindikator, den Michigan Sentiment, sind negativ.
Warum reagierten die Aktienmärkte dennoch so positiv? An den Finanzmärkten wird die Zukunft gehandelt. Bisher herrschte Eiszeit in Washington, nun kann man von Tauwetter sprechen. Grund genug für mutige Anleger, bereits auf eine mögliche Lösung zu setzen. Dabei setzt sich eine Spirale in Gang, denn mit den steigenden Kursen kommen wiederum Investoren unter Druck, die auf eine sich zuspitzende Krise gesetzt haben und short waren. Diese Positionen müssen dann eingedeckt werden, was wiederum den Aufwärtsimpuls verstärkt. Wirklich spannend wird es erst, wenn eine endgültige und langfristige Einigung verkündet wird. Nicht selten wurden „Fakten“ zum Anlass genommen, Gewinne zu realisieren. Ob sich dieses Muster in wenigen Wochen wiederholen wird, ist nicht ganz sicher. Denn mit der Aussicht auf weiter unbegrenzt billiges Notenbankgeld als Schmiermittel der Aktienhausse könnte es durchaus auch weiter aufwärts gehen.
Zum heutigen Handelstag
Von den US-Börsen kommen gute Vorgaben, zumal die Indizes an der Wall Street auch nach Handelsschluss in Frankfurt ihre Gewinne weiter ausbauten. Dow Jones, S&P 500, Nasdaq aber auch der Nebenwerteindex Russell 2000 legten um mehr als zwei Prozent zu. Eine breite Markterholung, sowohl bei den Schwergewichten als auch in den zuletzt etwas schwächeren und spekulativeren Sektoren. Im 30 Werte umfassenden Dow schlossen alle Titel mit Aufschlägen, nur zwei Aktien legten um weniger als ein Prozent zu. Von den rund 4000 Werten aus den wichtigsten Indizes notieren aktuell wieder 54 Prozent über ihrem 20 Tages-Durchschnitt, zur Wochenmitte lag die Quote noch bei 28 Prozent. Ähnlich das Bild für den US-Leitindex. Erst am Mittwoch fiel die Anzahl der Aktien, die über ihrer 20-Tages-Linie notieren, auf rund 15 Prozent. Ein idealer Kaufzeitpunkt mit sehr gutem Chance-Risiko-Verhältnis, wie die nachfolgende Grafik zeigt. Das Aufwärtsvolumen lag gestern bei 91 Prozent.
Den Auftakt in die US-Berichtssaison meisterte Alcoa in dieser Woche bereits recht gut, heute müssen die Finanzwerte nachlegen. Die Erwartungen sind hoch, denn der Sektor soll den größten Beitrag zum erwarteten Gewinnplus des S&P 500 liefern. Mit einem Ergebniszuwachs von 9,3 Prozent führt er die Rangliste klar an. Getragen wird die Ergebnisverbesserung bei den Finanzwerten hauptsächlich von zwei Unternehmen: der Bank of America und Morgan Stanley, nicht zuletzt weil die Institute vor einem Jahr schwache Zahlen vorgelegt hatten. Unsicherheitsfaktoren bleiben allerdings, denn Investmentbanken wie Morgan Stanley dürften Analysten zufolge darunter gelitten haben, dass der zwischenzeitliche Zinsanstieg das Handelsgeschäft mit Anleihen deutlich beeinträchtigt hat. Heute steht mit JPMorgan das größte US-Geldhaus auf der Agenda. Die Prognosen liegen bei einem Gewinn je Aktie von 1,27 Dollar, im Vorjahr waren es noch 1,40 Dollar.
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