RWE – die Aussichten für die Aktie nach den Zahlen

Die Energiewende hat in der Bilanz von RWE tiefe Spuren hinterlassen. Immerhin ging es 2012 beim operativen Ergebnis aufwärts. Charttechnisch bleibt die Aktie klar in einem Abwärtstrend. Mit der richtigen Strategie kann sich ein Einstieg auf dem aktuellen Niveau dennoch lohnen.  

 

Vor rund zwei Jahren wurde überraschend die Atomwende in Berlin beschlossen, und erst allmählich findet RWE wieder zurück in die Erfolgsspur. Dank der aktuell sehr niedrigen Preise für CO2-Verschmutzungsrechte fiel die Bilanz für das vergangene Jahr recht gut aus. Ein Überblick zu den wesentlichen Eckdaten:

 

  • Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) meldete RWE einen Anstieg von 10,1% auf 9,314 Mrd. Euro. Die Analystenschätzungen lagen bei 8,693 Mrd. Euro. Beim Ebit wurde ebenfalls ein Zuwachs von rund ein Zehntel auf 6,4 Mrd. Euro erreicht. Der Umsatz kletterte um 3% auf 53,3 Mrd. Euro.
  • Das für die Dividendenberechnung entscheidende nachhaltige Nettoergebnis blieb mit knapp 2,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau und unter den Markterwartungen
  • Wie bereits im Vorjahr will RWE eine Dividende von 2 Euro / Aktie zahlen, die Ausschüttungsquote liegt somit bei 50%.
  • Prognosen für 2013: Ebitda bei rund 9 Mrd. Euro, nachhaltiges Nettoergebnis bei 2,4 Mrd. Euro
  • Die geplanten Beteiligungsverkäufe dauern offenbar länger als erwartet. Bislang wurden durch Veräußerungen 2,1 Mrd. Euro kassiert. Auf der Verkaufsliste steht nun die Öl- und Gasfördertochter Dea, der Unternehmenswert wird auf rund 4,5 Mrd. Euro geschätzt. RWE-Chef Peter Terium hatte kürzlich den Schuldenberg von rund 35 Mrd. Euro als viel zu hoch bezeichnet.

 

An der Börse loben Analysten in einer ersten Reaktion vor allem den angestrebten Verkauf von Dea. RWE-Aktien verteuern sich am Vormittag in einem freundlichen Marktumfeld um 1,4% auf 29,00 Euro und klettern auf den höchsten Stand seit Mitte Januar. Seit Jahresbeginn bleibt die Kursentwicklung aber enttäuschend. Trotz der heutigen Zuwächse liegen die Papiere rund 9,3 Prozent im Minus. Lediglich E.ON und ThyssenKrupp lieferten im noch jungen Börsenjahr eine schlechtere Performance ab.

 

Der Langfristchart zeigt deutlich die Auswirkungen der seit Anfang 2008 laufenden Abwärtsbewegung. Ohne Berücksichtigung der durchaus hohen Dividendenrendite ist die Kursentwicklung der vergangenen Jahre als sehr enttäuschend zu bezeichnen. Aktuell notieren die Aktien auf einem ähnlichen Niveau wie 1996. Auf den ersten Blick gibt es auch kaum Anzeichen, die gegen eine Fortsetzung der Kursverluste sprechen. Sowohl auf mittel- wie langfristiger Ebene weisen alle wichtigen Trendlinien und gleitenden Durchschnitte abwärts. Damit steht fest: Trendfolger aber auch eher defensiv ausgerichtete Anleger lassen die Aktie auf der Beobachtungsliste. Wer hingegen gerne etwas mutiger agiert und mit antizyklischen Investments bereits Erfahrung hat, kann eine erste Position aufbauen. Denn die jüngste Abwärtswelle stoppte knapp über einer horizontalen Unterstützung bei rund 26 Euro. Solange sich der Wert über diesem Niveau behauptet, bleibt den Aktionären des Essener Konzerns ein erneuter Test des markanten 2011er-Tiefs bei 21 Euro erspart. Mit einem Stoppkurs im Bereich um 25,40 Euro bietet sich mittelfristig eine Spekulation auf eine Erholung bis an den zähen Widerstand bei 36/37 Euro an. Unter dem Strich ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis von 1,4, das auch von den Indikatoren gestützt wird. Wenig überraschend steht der etwas trägere und trendfolgende MACD noch auf Verkaufen. Vielversprechend im Hinblick auf eine Kurserholung stimmt aber der DSS Bressert. Der deutlich überverkaufte Indikator erholt sich seit rund zwei Wochen und steht kurz davor, in die neutrale Zone vorzustoßen und ein Kaufsignal zu generieren. Natürlich ist dies noch kein Freibrief für eine Kursrally, wie die Entwicklung im Sommer 2011 zeigt. Mit einem strikten Money Management, Stoppkursen oder auch der Absicherung der Aktienposition über Puts könnte die RWE-Aktie in Zukunft aber viel Freude bereiten.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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