By 15. November 2013 Read More →

Ruhe vor dem Sturm

Noch einmal ein neuer Rekord beim DAX. Aber wie erwartet weiter fallende Rohstoffpreise inkl. der Edelmetalle. Hier wie dort sieht es nach baldigen, starken Bewegungen aus, die ja erfahrungsgemäß genau in die Richtung gehen, mit der die Masse der Anleger eben nicht rechnet.

 

Es ist so eine Crux. Nach vielen, vielen Jahren musste ich in der vergangenen Woche wieder einmal zu einem Arzt, der meine selbstgestellte Diagnose auch bereitwillig akzeptierte und mir mein aufkeimendes Wehwehchen mit einer Schachtel Penicillin erfolgreich vom Leib schaffte. Wenn man eine kleine Ewigkeit nicht beim Doktor war und auch lange nicht mehr mit einem Aufzug gefahren ist, bemerkt man anders als andere sofort, dass Smartphones vor allem auch ganz andere als die in der Werbung genannten positiven Seiten haben: Die Leute müssen heute nicht mehr überlegen, wo sie denn bloß hinschauen und was um Himmels Willen sie mit ihren Händen anfangen könnten.

Der Nachteil: Das vermeintliche ständige Fühlen am Puls der Zeit führt immer häufiger dazu, dass die in immer schnellerer Taktung eingehenden Nachrichten nur noch geschluckt, nicht mehr aber gekaut werden. Bestes Beispiel: Im Newsletter der letzten Woche hatte ich die kleine „Falle“ eingebaut, Ihnen Orson Welles als Verfasser des legendären und heute von der Wirklichkeit weit überholten Buchs „1984“ unterzujubeln. Reklamiert hat das einzig Leser Peter Weißbach, der mich noch am gleichen Abend darauf hinwies, dass „1984“ von George Orwell und natürlich nicht aus der Feder von Orson Welles stammt.

Nun, zum tieferen Sinn meiner kleinen Attacke muss ich nicht einmal in die Vergangenheit greifen: Herr Dr. Hans-Peter E. schrieb mir am 5. November als Antwort auf meinen Spendenaufruf für die Kindertagesstätte Weidenberg: „Ich möchte mich hiermit ganz herzlich für Ihren sehr spannenden, kritischen, unangepassten und in meinen Augen sehr guten Newsletter bedanken. Ich freue mich jede Woche darauf. Als kleines „Dankeschön“ wird eine Spende meinerseits erfolgen […]“.

Ich antwortete, dass ich meinen Newsletter allerdings als „angepasst“ empfände. Nämlich an Grundgesetz, den Kant´schen Imperativ, die Zehn Gebote oder unser christliches Wertesystem. So betrachtet, bin ich wohl ein Erz-Konservativer. Unsere Regierung und die Masse unserer Medien, der IWF und was weiß ich wer noch, sind das nicht mehr. Geschweige denn ist ihr Treiben noch nachvollziehbar. Einige „frische“ Beispiele:

1. Eingedenk der weitgehenden Interesselosigkeit der Bevölkerung an der sgn. NSA-Affäre kam Bundesinnenminister Friedrich in dieser Woche auf die Idee, das Maut-Erfassungssystem Toll Collect zur Erstellung von Bewegungsprofilen einzusetzen. „Zufälligerweise“ genau zu einem Zeitpunkt, an dem sich die potentiellen Partner einer „Großen K.O.lition“ über eine Mautpflicht auch aller PKW unterhalten. Prima. Da zeigt man sich nach außen empört über die Schnüffelei ausländischer Geheimdienste in unserer privaten Kommunikation (bzw. nur der Kanzlerin), möchte aber bitte genau wissen, wann Sie und ich mit welchem Wagen von wo nach wo gefahren sind.

Vorstöße dieser Art gab es seit der Einführung von Toll Collect seitens der CDU/CSU immer wieder. Und immer scheiterten sie an Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz. Was sind das für Regierungen, die permanent versuchen, Gesetze gegen das Grundgesetz durchzudrücken und sich erst vom Bundesverfassungsgericht wieder zurecht stutzen lassen müssen? Vielleicht mutmaßen die Damen und Herren ja, dass jeder, der ausgerechnet ihnen seine Stimme gegeben hat, so gefährlich verrückt sein muss, dass er zwingend überwacht werden gehört.

2. Einen neuen Testballon startete in dieser Woche auch der IWF. Eine „Schuldensteuer“ in Höhe von zehn Prozent auf alle Sparguthaben in Europa könnte hilfreich sein, um den Kontinent wieder in den Stand von vor Beginn der Schuldenkrise zurück zu versetzen. Das dürfen Sie sich nun wirklich auf der Zunge zergehen lassen:

Die gleiche Organisation, die uns permanent die angebliche Verbesserung der weltwirtschaftlichen Situation in die Ohren zu blasen versucht, propagiert es nun auf einmal ausgerechnet als erstrebenswertes Ziel, mit drakonischen Maßnahmen wieder an den Punkt zurück zu kommen, an dem der Absturz begann. D. h. ganz einfach und offenkundig:

Nach vorne hat sich rein gar nichts bewegt, sondern die Lage hat sich weiter verschlechtert. Und trotz all der teils regelrecht strangulierenden Spardiktate hat sich der Schuldenstand der Euro-Länder nicht etwa vermindert, sondern weiter erhöht. Dass der IWF seinen Testballon dann im Wochenverlauf wieder einzog, sollte niemanden beruhigen. Im Gegenteil.

3. Zinssenkung durch die EZB: Das Witzige an der neuen Zinssenkung der Europäischen Notenbank ist ihre Begründung. Die sinkende Teuerung „lasse das zu“. Das allein kann aber nicht der Grund sein, den Leitzins nun auf ein neues Rekordtief zu drücken. Sehen wir einmal genauer hin. Gemeinhin führt eine extrem expansive Geldpolitik zu steigender Inflation. Mit nur noch 0,7 Prozent Teuerungsrate für den vergangenen Monat bewegt sich der Euro-Raum allerdings auf Kollisionskurs zu dieser volkswirtschaftlichen Binsenweisheit.

Genau das habe ich ja in den letzten Jahren immer und immer wieder klarzustellen versucht: Wenn in einer wirtschaftlichen „Kontraktionsphase“ unter dem Totschlagargument der Wettbewerbsfähigkeit Druck auf die Reallöhne und/oder Renten ausgeübt wird, schrumpft zwangsläufig die Kaufkraft. Und wenn wir bedenken, dass die Notenbanken schon seit der Jahreswende 2008/2009 eine historisch beispiellose Niedrigzinsphase betreiben, ist der Weg in eine deflationäre Abwärtsspirale unverkennbar.

Da mutet der Hinweis der EZB, dass diese Entwicklung „nicht besorgniserregend“ sei, wirklich wie das sprichwörtliche Pfeifen im Walde an. Die Notenbanken wissen, was die Stunde geschlagen hat. Aber sie wissen nicht, was sie denn noch tun könnten. Die Deflation bzw. „japanische Verhältnisse“ stehen vor der Türe. Und Zinserhöhungen würden diese Türe weit öffnen!

Rohstoffe: Fünf vor Zwölf

Aus gegebenem Anlass erneut zum bereits in den beiden Vorwochen gezeigten Chart des Rogers Commodity-Index. Wie Sie sehen, entwickelt sich der Rohstoff- Index genau wie erwartet: Er fällt weiter und hat zum Freitagsschluss jetzt auch sein Junitief unterschritten.

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Wären all die vielen großen und kleinen Aufschwung-Parolen, die uns heute fast täglich begegnen, tatsächlich wahr, würde die Nachfrage nach Rohstoffen natürlich steigen und nicht fallen. So aber tragen sie das Ihrige zur Deflationierung der Preise bei.

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Quelle: markt-daten.de

Zuerst macht sich das bei den Erzeugerpreisen bemerkbar, wie Sie im Chart rechts erkennen (Quelle: www.markt-daten.de), nach bei den Verbraucherpreisen. Sinkende Preise dort aber bedeuten tendenziell auch rückläufige Gewinnmargen, womit die Unternehmen gute Argumente haben, die Lohnspirale ihrer Beschäftigten nach unten zu drehen. Und so schaukelt sich das Ganze langsam hoch, ohne dass es ein Entrinnen gäbe. Fallende Rohstoffpreise sind also im Gegensatz zu einem weit verbreiteten Irrtum nicht per se bullish.

Gold: 1.000 US$/oz. bleibt als Ziel bestehen

Damit zum für heute angekündigten Thema, den Edelmetallen. Dass es bei den „Papierwährungen“ so langsam immer gefährlicher wird, belegt nicht zuletzt der oben angesprochene Vorstoß des IWF. Die Schulden haben sich „verselbständigt“. Und irgendwann wird die Uhr von den Verantwortlichen wieder auf Null zurück gedreht werden.

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Natürlich wäre anzunehmen, dass sich nervös werdende Anleger nun vermehrt in Gold und Silber flüchten. Aber das Gegenteil ist der Fall. Vermutlich eben gerade auch, weil den Meisten erst jetzt so langsam klar zu werden scheint, dass die in den Medien geschürten Inflationsängste zurzeit völlig irrig sind. Die Inflation wird kommen, keine Frage. Aber erst nach einem deflationären Abstieg, der es in sich haben dürfte. Auf Dollarbasis hat der Goldpreis dem in der abgelaufenen Woche mit einem neuerlichen Rückgang unter die 1.300er Marke Rechnung getragen. Und kommen in den nächsten Wochen nicht aus irgendeiner derzeit nicht erkennbaren Ecke tatsächliche und nicht nur statistisch zurecht gebogene, positive Wirtschaftsdaten auf den Tisch, dürfte sich der Preisverfall jetzt wieder beschleunigen. Mein Kursziel eines Goldpreises von unter 1.000 Dollar/oz. besteht damit bis auf Weiteres fort.

Was ich mit „statistisch zurecht gebogenen“ Wirtschaftsdaten meine, zeigt sich erneut am besten beim Blick auf die US-Arbeitsmarktdaten, die ja für Oktober „überraschend“ gut ausfielen. Die offizielle, vom Bureau of Labor Statistics berechnete Arbeitslosen sehen Sie im abgebildeten Chart (LINK) in Rot, die tatsächliche hingegen in Blau.

Konsumenten, die nur „offiziell“ in Lohn und Brot stehen, nicht aber tatsächlich, fallen für den Konsum weitestgehend aus, zumindest sind sie nicht in der Lage, die für die US-Wirtschaft enorm wichtige Binnennachfrage zu dynamisieren.

Silber: Charttechnisch am Scheideweg

Verglichen mit Gold hat es Silber noch viel ärger erwischt. Denn von seinem Hoch ist der Unzenpreis mittlerweile um über 55 Prozent zurückgekommen. Ist das ein Kaufargument? Oder ist es jetzt ein Kaufargument für Silbermünzen, dass die Mehrwertsteuer ab Anfang kommenden Jahres von 7 auf dann 19 Prozent angehoben wird?

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Zweimal nein. Gekauft werden sollte dann, wenn der Chart es hergibt. aktuell befindet sich der Silberpreis an einer seit Ende letzten Jahres etablierten Abwärtstrendlinie. Kann er diese Hürde nehmen, wäre das ein erstes Kaufsignal. Der im Chart abgebildete Trendfolger MACD lässt allerdings vermuten, dass der Widerstand eben nicht bezwungen werden kann und es erneut Richtung Süden geht. Setzt sich diese Perspektive durch, scheint aus heutiger Sicht ein Put-Einstieg unter 20 US-Dollar sinnvoll, der dann bei einem Preisrückgang unter 18,50 US$/oz. noch einmal verstärkt werden sollte. Noch übler als den Edelmetallen ist es den Minenaktien ergangen. Wer beispielsweise dem damals grassierenden Hinweis folgte, Barrick Gold nach der Kurshalbierung als „Schnäppchen“ ins Depot zu nehmen, hat seitdem rund ein Drittel seines Einsatzes verloren. Und ob hier bereits das Tief erreicht ist, steht offen.

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Charttechnisch hat die Aktie jetzt allerdings zumindest einen Hoffnungsschimmer zu bieten. Denn nachdem das Tief von 2008 im April mit einer Kurslücke (gap) blitzschnell unterboten worden war, hat sich seitdem eine lupenreine „umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter“-Formation gebildet, deren entscheidende Nackenlinie mit dem alten Tief aus 2008 zusammenfällt und bei 22 CAD liegt.

Verstärkt wird dieser Widerstand noch durch den rund einen halben kan. Dollar darunter verlaufenden 200 Tage-GD, den Sie im Wochenchart als GD40 abgebildet sehen. Schafft Barrick Gold unter idealerweise deutlich anziehenden Umsätzen den Sprung über 22 CAD, entsteht ein klares Kaufsignal mit einem rechnerischen Kursziel von zunächst einmal 30 CAD.

Umgekehrt sollten die Bären auf ihre Kosten kommen, falls der Kurs nun erneut unter 18 CAD abtaucht. So oder so eine sehr interessante Trading-Chance!

Zeit für ein großes DANKESCHÖN!

Wie Sie wissen, hatte ich Sie gebeten, Ihre Wertschätzung dieses kostenlosen Newsletters durch eine Spende an die Kindertagesstätte Weidenberg auszudrücken. Dort können Sie absolut sicher sein, dass wirklich jeder einzige Cent in sinnvolle Projekte einfließt. Denn als Elternbeiratsvorsitzender dieser Einrichtung mit über 170 Kindern kann ich das kontrollieren.

Allen Spendern danke ich sehr herzlich. Für Ihren Einsatz und die teilweise wirklich sehr berührenden Zuschriften. Wieviel wir zusammengebracht haben, erfahre ich am Donnerstag bei einem Termin mit dem Kämmerer der Gemeinde. Wer bis dahin noch mit dabei sein möchte, für den gebe ich noch einmal die Bankverbindung durch:

Die Bankverbindung der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg lautet: VG Weidenberg, Kontonummer 570

361 220 bei der Sparkasse Bayreuth, BLZ 773 501 10.

Fürs Ausland: IBAN: DE 28 7735 0110 0570 361220, BIC: BYLADEM1SBT

Bitte geben Sie als Verwendungszweck einfach „PP-Spende für Kita Weidenberg“ an. Spendenbescheinigungen stellt bei Bedarf gerne die Gemeinde Weidenberg aus. Bis 200.– Euro werden Spenden aber auch ohne Beleg vom Finanzamt anerkannt. Im Ausland sieht das teilweise anders aus. Anfragen deswegen richten Sie bitte direkt an mich unter pp@axel-retz.de.

Ihnen allen viel Erfolg!

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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