By 21. September 2015 Read More →

Rohstoffe, DAX – im Gleichschritt abwärts?

Was in dieser Woche an den Finanzmärkten abgelaufen ist, dürfte Sie teilweise überrascht haben, teilweise auch nicht. Nicht überrascht haben wird Sie, dass die Federal Reserve die nun schon so lange und immer entschlossener angekündigte Zinswende erneut verschoben hat. Genau das habe ich Ihnen ja wiederholt avisiert: In einer nur „statistisch“ gesunden Volkswirtschaft kann und wird es keine Zinserhöhung geben.

Was hingegen in der Tat überraschend war, war die Reaktion der Finanzmärkte auf den von der FED vertagten Zinsschritt. Denn während in den vergangenen Monaten am Markt jedesmal ein kleines Strohfeuer abgebrannt wurde, wenn die Notenbank den fortgesetzten Zufluss ultrabilligen Geldes garantierte, blieb diesmal jeder Jubel aus. Schlimmer noch: Die Anleger begannen, wie aus heiterem Himmel ihr Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der FED zu verlieren, was das Übelste ist, was einer Notenbank passieren kann. Das Mantra des billigen Geldes, das die Anleger über Jahre hinweg ihr mehr oder minder ausgeprägtes Wissen um den tatsächlichen Zustand der amerikanischen Wirtschaft und des Arbeitsmarktes verdrängen ließ, scheint damit erstmals seine hypnotische Wirkung zu verlieren.

Wirklich aus dem Nichts kam das Umdenken der Anleger aber nicht. Denn seit Ende 2014 weist der Dow Jones nur noch seitwärts, was erfahrungsgemäß auf eine sgn. Distributionsphase hindeutet, innerhalb derer große Anleger sukzessive ihre Bestände zu reduzieren und Aktien an Kleinanleger abzustoßen versuchen.

Mit den am Donnerstag von der New York Stock Exchange (NYSE) veröffentlichten Zahlen zur Nachfrage nach Börsenkrediten  hat diese Einschätzung an Wahrscheinlichkeit gewonnen. Denn im August fiel diese Nachfrage von 487,354 Mrd. US$ im Juli auf 473,412 Mrd. US$ zurück. Zum Vergleich: Im Juni nahmen die Großanleger zum Aktienkauf noch Kredite in Höhe von 504,975 Mrd. US$ auf. Betrachtet man, wie eng die Kursentwicklung an der Wall Street mit der Nachfrage nach Börsenkrediten korreliert ist, sollten auch eingefleischte Bullen ins Grübeln kommen. Denn nach einer Distributionsphase folgt in der Regel eine Resignationsphase. Und das bedeutet nichts Anderes als eine erhöhte Absturzgefahr.

Die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der FED findet am 28. Oktober statt. Nach der Reaktion des Maktes auf den dieswöchigen Zinsentscheid wird sich die Notenbank kaum noch einmal die gleiche Blöße geben wollen. Strategisch gedacht, legt das die Vermutung nahe, dass bis zu diesem Zeitpunkt irgendetwas passieren muss, womit die Währungshüter das weitere Ausbleiben eines Zinsschritts begründen kann. Was das sein könnte, dazu können Sie Ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Etwas „Gutes“ wird es nicht sein.

Rogers Commodity Index: Am seidenen Faden

Falls es sich als zutreffend erweisen sollte, dass die neun Monate alte Distributionsphase bald einer deutlichen Abwärtsbewegung weichen wird, brechen für die Rohstoffe ganz, ganz schwierige Zeiten an. Denn was den Aktienmärkte auf Sicht blühen könnte, nämlich eine bis zu ihrem Ausgangspunkt von Frühjahr 2009 zurückreichende Baisse, das hat der Rogers-Rohstoffindex bereits hinter sich. D. h.:

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Knicken die Aktienmärkte ein, wird dieser Rohstoff- Index mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter sein damaliges Tief rutschen und danach noch erheblich tiefer.

Eine der m. E. dann aussichtsreichsten Positionen dürfte sich bei Rohöl auftun. Charttechnisch betrachtet, stellt sich die bisherige Entwicklung hier völlig lehrbuchgerecht dar. Auf den Abwärtsbruch der seit 1998/1999 bestehenden Aufwärtstrendgeraden folgte eine Gegenbewegung (sgn. Pullback), die genau bis an diese Linie heranreichte. Dort scheint der Fasspreis nun wieder nach unten abgeprallt zu sein.

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Meine alte Einschätzung, dass Rohöl der Sorte Brent bis 30 US$/barrel nachgeben wird, halte ich weiter aufrecht. Sollten die Aktienbörsen „crashen“, wird das aber nicht das untere Ende der Fahnenstange sein!

NYSE: Not nice!

Charttechnisch nicht minder perfekt wie Öl präsentiert sich aber auch der Chart des NYSE-Index, der von allen US-Aktienindizes die größte Marktbreite aufweist: In der dritten Augustwoche durchbrach der Kurs die durch das Hoch von 2007 definierte, horizontale Unterstützung. Und in der jetzt zu Ende gehenden Woche versuchte er, diese nun widerstandswirksame Hürde wieder zu nehmen. Im Wochen-Candlestickchart mündeten diese Bemühungen jedoch in ein per se gefährliches „Gravestone Doji“ ein. Hier scheint Gefahr im Verzug zu sein!

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DAX: Letztes Gezänk auf der Brücke

Auf der Brücke des DAX streiten sich Bullen und Bären momentan, ob „da vorne“ nun ein Eisberg sei oder nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er da ist, lässt sich aus technischer Sicht allerdings nicht von der Hand weisen.

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Wer es einmal etwas spekulativer angehen lassen möchte, ordert nun einen weit aus dem Geld liegenden (Basispreis 8.000) Put-OS. Den 24. August hatte ich Ihnen als möglichen „Problemtag“ genannt. Und er war mehr als nur das! Das nächste Datum, auf  dass Sie achten sollten, ist der 28. September (nicht der 28. Oktober, der Tag der nächsten FED-Sitzung). Wie gesagt: Ich spreche hiermit nur spekulative Naturen an, die sich des Scheiterns meiner Einschätzung bewusst sind und evtl.Verluste auch in Kauf zu nehmen bereit sind. Wenn überhaupt, sollten Sie wirklich nur „Spielgeld“ einsetzen!

„Richtige“ Anleger sollten darüber nachdenken, sich mit einem lang laufenden DAX-Put, Basis 10.000 zu versorgen.

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

 

 

 

 

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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