Italien als Zünglein an der Waage

Themen des Tages:  Gute Daten, steigende Kurse +++  Renditen unter Beobachtung +++ Italien schickt den EuroStoxx abwärts +++ Gold – zu früh gefreut?

 

Wie sollen die Konjunkturdaten denn nun ausfallen, besser oder schlechter als erwartet? Der gestrige Tag dürfte einige Investoren ratlos zurückgelassen haben. Seit den mehr oder weniger klaren Worten von Ben Bernanke vor einer Woche verstärkten besser als prognostizierte US-Wirtschaftsdaten die Befürchtungen, dass die Fed schon recht bald die monatlichen Käufe über 85 Mrd. Dollar langsam zurückfahren wird. Entsprechend negativ reagierten die Aktienmärkte und natürlich auch die beiden Edelmetalle Gold und Silber, während der Dollar gegenüber den wichtigsten Währungen zulegte. Am Dienstag kamen erneu positive US-Daten über die Ticker. Die Orders für langlebige Gebrauchsgüter kletterten im Mai um 3,6 Prozent, deutlich mehr als erhofft. Gute Stimmung herrscht auch auf dem Immobilienmarkt, der viel beachtete Case-Shiller-Index zeigte mit einer Jahresrate von zwölf Prozent den höchsten Wert seit den Boom-Zeiten im Frühjahr 2006. Abgerundet wird das Bild vom Konsumentenvertrauen, das auf den höchsten Stand seit fünf Jahren kletterte. „Heute sahen wir einige Daten, die den Ausblick der Fed bestätigen“, hieß es an der Wall Street. 10jährige US-Anleihen legten erneut den Rückwärtsgang ein, die Rendite erholte sich nach dem Rücksetzer vom Montag und steht wieder bei 2,59 Prozent. Zur Einordnung: Am 3. Mai wurden noch 1,6 Prozent aufgerufen.

Konjunkturdaten sind aber nur die eine Seite der Medaille. Denn gestern gab es nicht nur frische Wirtschaftsdaten, auch einige Notenbanker meldeten sich zu Wort. Treffend bezeichnet die HSBC in ihrem heutigen Marktausblick die Strategie als „open mouth policy“. Kurz zusammengefasst: Der scheidende Chef der britischen Notenbank, Mervyn King, wie auch das Mitglied der Schweizer Notenbank, Fritz Zurbruegg, EZB-Präsident Mario Draghi und IWF-Chef-Volkswirt Blanchard wiesen  darauf hin, dass in absehbarer Zeit keine restriktive Ausrichtung der Geldpolitik droht. EZB-Direktoriumsmitglied Coeure bemerkte  sogar, dass die Notenbank noch weitere, konventionelle und unkonventionelle Maßnahmen im Köcher hat, die bei Bedarf eingesetzt werden könnten. Also keine Panik, zumindest in Europa bleibt der Geldhahn weit geöffnet und wir dürfen gespannt sein, was die EZB unter weiteren unkonventionellen Eingriffen versteht.

Sicherlich nicht unbemerkt bleibt den Herren bei der EZB die zuletzt kräftig anziehenden Zinsen in Italien. Anders als in den USA ist die Entwicklung sicherlich nicht Spiegelbild optimistischer Konjunkturerwartungen, ganz im Gegenteil. 10jährige Bonds markierten Anfang März noch ihr Jahrestief bei 3,8 Prozent, jetzt werden 4,84 Prozent aufgerufen. Das Jahreshoch – 4,9 Prozent im Februar – könnte bereits heute fallen. Eine ernst zu nehmende Warnung kam von der italienischen Bank Mediobanca, nach deren Berechnungen das südeuropäische Land in den kommenden sechs Monaten vielleicht von der EU gerettet werden muss. Wegen den Turbulenzen an den Anleihemärkten steigen die Kosten für die Mittelaufnahme und verschärfen somit die Situation für die ohnehin stark angeschlagenen italienischen Unternehmen. Am Aktienmarkt werden die Strategen genau die Entwicklung der Renditen verfolgen. Berechnungen zeigen, dass der EuroStoxx und damit das wichtigste europäische Aktienbarometer die höchste negative Korrelation zu italienischen Renditen aufweist. In den vergangenen Tagen nahm auch die negative Korrelation zwischen EUR/USD deutlich zu.

 

Zum heutigen Handelstag:

Die Turbulenzen in China scheinen nicht ganz ausgeräumt zu sein, wie die  Entwicklung heute Morgen in Asien zeigt. Der Aktienmarkt in Shanghai verliert trotz Comeback gestern und guter Vorgaben aus den USA mehr als  ein Prozent. Das ist der 14te Verlusttag in den vergangenen 16 Handelstagen. Wenig inspiriert zeigt sich auch der DAX zu Handelsbeginn, in den ersten Minuten geht es um 0,1 Prozent auf 7830 Punkte. Zumindest an der Euwax dominiert Zuversicht. Im Bereich der Knock-outs zählen heute Bull-Papiere zu den gefragtesten Scheinen. Ein DAX-Call der RBS (WKN: AA3V8Y) findet sich bei den Umsatzspitzenreitern ganz oben. Aber auch bei Gold setzen einige Strategen offenbar auf eine Erholung. Vielleicht zu früh, der Gold-Bull (WKN: AA1JQL) sackt heute zunächst um sieben Prozent ab, denn die Feinunzen verbilligt sich  auf 1250 Dollar. Aus charttechnischer Sicht sollte dieses Niveau per Tagesschluss verteidigt werden, ansonsten droht ein Rücksetzer bis 1170 Dollar.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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