By 26. November 2014 Read More →

Nordex, Osram, Südzucker, Evotec – die Party läuft bereits seit Wochen

Nicht selten lässt uns die Börse doch ein wenig ratlos zurück. Mitte Oktober schien die Welt an den Finanzmärkten sehr ungemütlich zu werden, zahlreiche geopolitische Risiken, anspruchsvolle Bewertungen und die Aussicht auf eine etwas restriktivere Geldpolitik der Fed führten zu einem Mini-Crash. Doch der Spuk war ebenso schnell wieder vorbei. Hat sich seitdem etwas verändert?  

Nein! Alle genannten Argumente der Bären sind nach wie vor im Spiel. Nur scheint sich niemand mehr dafür zu interessieren. An den Anleihemärkten rauschten in den vergangenen Tagen zehnjährige italienische und spanische Bonds auf Rekordtiefs, inzwischen erhalten Investoren hier eine geringere Rendite als für Papiere gleicher Laufzeit in den USA. Kleiner Unterschied: Die US-Wirtschaft zeigt ein ordentliches Wachstum, in der Euro-Peripherie ist man davon noch Jahre entfernt. Egal, zur Not wird das investierte Kapital von der EZB gerettet.

So langsam scheint die Party am Anleihemarkt aber ausgereizt, inzwischen fließt verstärkt Geld in die Aktienmärkte. Nicht unbedingt in die großen Indizes der Wall Street, sondern in den DAX. Bereits seit Mitte Oktober zeigt der heimische Index eine Outperformance gegenüber dem Euro Stoxx 50, auch der S&P 500 sieht seit Anfang November nur die Rücklichter. In einer Rangfolge mit den wichtigsten Indizes liegt auf Basis der Relativen Stärke über 21-Tage nur noch der NYSE Arca Gold Bugs vor dem DAX! Seit Monatsbeginn legte der Index um 5,7 Prozent zu, nur Nikkei, Shanghai Composite, TecDAX und NYSE Arca Gold Bugs entwickelten sich noch besser. Mit einer Performance von gut 15 Prozent in 29 Tagen zeigte der DAX die stärkste Aufwärtsbewegung seit Februar 2012. Zuvor wurden ähnliche Werte nur unmittelbar nach dem 2000-2003er-Crash sowie dem 2008er-Crash gemessen.

Gekauft wurden zuletzt besonders jene Werte, die bisher noch nicht gelaufen sind, oder kräftig unter die Räder kamen. Nordex, Dürr und Dialog führen die Liste der stärksten Papiere aus dem HDAX seit Mitte Oktober an. Auf Platz 9 liegt Osram, Südzucker erreicht Rang 12, Evotec und Drägerwerk die Plätze 14 und 15 und auf 16 sowie 17 tummeln sich Salzgitter und ThyssenKrupp. Selbst die VW-Aktie setzt inzwischen den Blinker und zeigt Relative Stärke gegenüber BMW und Daimler (gestern Ausbruch auf ein frisches Bewegungshoch). Im Chart-Webinar haben wir uns die Kursbilder genauer angesehen, dazu auch den DAX aus Sicht von US-Investoren. Um die Aufzeichnung anzuschauen, bitte einfach auf das Bild klicken:

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DAX: Stunden- und Tagesanalyse

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Seit inzwischen sieben Handelstagen klettert der DAX, ohne auch nur Anzeichen einer Konsolidierung zu zeigen. Doch auch den größten Optimisten dürfte klar sein, dass Übertreibungen auf der Oberseite zwangsläufig zu entsprechenden Gegenreaktionen führen. Oft wird dabei aber vergessen, das diese Atempausen nicht unbedingt auch mit Kurskorrekturen einhergehen müssen. Vielfach läuft der Markt auch nur seitwärts und holt Luft für den nächsten Aufwärtsimpuls. Gerade in der aktuellen Marktphase gilt es einige Besonderheiten zu berücksichtigen. Statistisch gesehen sind wir in einer sehr freundlichen Jahreszeit. In den 27 Jahren seit 1987 legte der Dow Jones zwischen dem Freitag nach Thanksgiving bis zum Jahresende in 22 Jahren zu. Zuletzt blieb im Jahr 2008 unter dem Strich ein kleiner Verlust von nur 0,6 Prozent. Wer investiert ist wird daher kaum größere Positionen verkaufen – Gewinnmitnahmen bleiben aus. Hingegen müssen Anleger, die bisher nur zugeschaut haben, einsteigen, um nicht in Performancerückstand zu geraten. Börse kann manchmal sehr gemein sein.

Zurück zum DAX: Die Kurse sind inzwischen in eine Region gekommen, in der es seit Juni immer wieder zu Wendepunkten kam. Die Zone beginnt bei rund 9800 und reicht bis an das Rekordhoch um 10.050. Sollte der DAX unter 9800 fallen, liegt die nächste Haltemarke am 200-Tage-Durchschnitt bei 9500. Auf der Oberseite dürfte die Rally hingegen kurzfristig auslaufen, die Kurse werden recht wahrscheinlich in einer Range zwischen 9800 bis 10.000 schwanken. Inzwischen notiert der Markt um rund 5,4 Prozent über seiner 21-Tage-Linie. Dies ist das höchste Niveau seit Mai 2013. Auch damals kam es zu einer ähnlich dynamischen Rally, danach setze eine Korrektur von rund 900 Punkten ein.

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Wochenanalyse:

Ampel bleibt auf Orange

Die technische Lage im mittel- bis langfristigen Wochenchart bleibt unverändert angespannt. Mit dem Mitte Oktober erfolgten Mini-Crash löste der Markt zugleich eine breite Schiebezone zwischen 9000 bis 10.000 nach unten hin auf und lieferte ein klassisches Verkaufssignal. Abgeleitet aus der Höhe dieser Formation wäre eigentlich mit weiteren Verlusten bis in den Bereich um 7750 zu rechnen. Dieses Kursziel wurde mit der jüngsten Abwärtsbewegung aber nicht erreicht. Der DAX drehte bereits knapp über den 2000 / 2007er-Hochs und eroberte zum Monatswechsel sogar die alte Seitwärtszone zurück. Wie haben somit eine klassische Patt-Situation, Verkaufs- und Kaufsignal heben sich mit dem erneuten Sprung über die 9000 per Wochenschluss auf. Negativ bleibt unverändert die seit dem Sommer bestehende intakte Serie von fallenden Bewegungshoch- und Tiefpunkten. Die grundsätzliche Tendenz am Aktienmarkt ist daher nur bestenfalls als seitwärts zu bezeichnen, mit starken Abwärtsrisiken. Diese eher pessimistische Einschätzung ändert sich erst, wenn der DAX das September-Hoch bei rund 9900 überwindet.

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Monatsanalyse:

Die Würfel sind offenbar gefallen

Im langfristigen Monatschart standen zwei Szenarien bisher im Blickpunkt: Entweder eine kurze Konsolidierung bei 10.000 mit anschließend weiter steigenden Kursen oder ein klassischer Retest der 2000 / 2007er-Hochs. Gerade die bearische Variante erschien zuletzt deutlich wahrscheinlicher, und so kam es nun auch. Der MACD leistete erneut sehr gute Dienste und warnte frühzeitig vor einer Korrektur. Ich hatte zuletzt mehrfach auf die erhöhten Risiken hingewiesen.

Für Anleger, die den Ausbruch Mitte 2013 verpassten, eröffnete sich somit auf den ersten Blick noch einmal eine gute Gelegenheit zum Einstieg. Allerdings hat sich die Lage im MACD noch längst nicht abgekühlt, wir handeln unverändert auf einem erhöhten Niveau, dass Verkaufssignal ist intakt. Bis in den Bereich um 7750 / 8000 bleibt das Szenario einer Retest-Bewegung noch möglich. Darunter wird es dann deutlich bearischer, Kursverluste bis an die gestrichelte Aufwärtstrendlinie (Hilfslinie) bei rund 6000 wären denkbar. Noch aber besteht Grund zur Hoffnung, dass wir diese Kursregionen nicht sehen werden.   

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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