Adidas, Deutsche Bank, Lufthansa und DAX – Panik ist nicht angebracht

Die Aktienmärkte zeigen sich mal wieder von ihrer hektischen Seite. Besonders Aktien kamen unter Druck, die bereits in einem Abwärtstrend notieren, während Papiere mit Relativer Stärke bisher eine gute Figur machen. Droht nun eine weitere Korrektur bis zur 9000er-Marke oder haben wir Einstiegskurse?

 

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Keine Frage, für alle Anleger, die noch nicht im wohlverdienten Urlaub weilen, sondern daheim vor den Bildschirmen sitzen, bieten die Märkt beste Unterhaltung. Besonders seit Anfang Juli nimmt die Vola spürbar zu und eröffnet neue Möglichkeiten. Bisher auf der Short-Seite. Fassen wir den gestrigen Tag kurz zusammen. Der DAX fiel am Donnerstag aufgrund zahlreicher Belastungsfaktoren ab der ersten Handelsminute, der Eröffnungskurs entsprach zugleich dem Tageshoch. Gegen Mittag setzte an der 200-Tage-Linie eine Stabilisierung ein, mit den schwachen US-Märkten kam der DAX gegen Schluss noch einmal stärker unter Druck und beendete den Tag um 1,94 Prozent tiefer – zugleich der größte Verlust seit dem 7. März (der 3. März ist in diesem Jahr mit minus 3,44 Prozent den Tag mit den größten Verlusten).

Das Tagesvolumen lag bei gut fünf Mrd. Euro – ein absoluter Spitzenwert (mit Ausnahme vom Hexensabbat) in 2014, der sogar leicht über dem kleinen Verfall im Juli liegt (6-Monats-Durchschnitt auf Xetra: 3,03 Mrd. Euro). Im Gegenzug mit den schwachen Kursen zog die Vola an, der VDAX New kletterte um elf Prozent auf 18,24 Punkte, dies ist der höchste Stand seit Mitte Mai. Im Frühjahr drehte das Angstbarometer vielfach im Bereich um 20 Punkte, etwas Luft ist somit durchaus noch nach oben (und somit Korrekturpotenzial für den DAX). Mit FMC und Fresenius legten dank guter Zahlen zwei defensive Werte zu, ansonsten dominierte die Farbe Rot.

Kurz noch zur Wall Street. Auch hier wurde kräftig verkauft, wir sahen aber keinen Ausverkauf. An der NYSE lag das Abwärtsvolumen bei 87 Prozent und verfehlte somit knapp die Schwelle von 90 Prozent. Dennoch ist dies ein signifikant hohes Niveau. Besonders bedenklich stimmt die Tatsache, dass wir bisher in einer Aufwärtsbewegung waren und nun der Markt unter einem kräftigen Volumenanstieg drehte. Nicht selten war dies ein Vorbote eine größeren Korrekturbewegung.

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Soviel zu den Marktdaten. Wie geht es nun weiter? Ehrliche Antwort: Keine Ahnung. Wie immer in hochvolatilen Marktphasen lässt die Bedeutung von charttechnischen Handelsmarken eher nach. Besonders Nachrichten bewegen aktuell die Kurse, und hier kann niemand vorhersagen, wie sich die Lage in der Ukraine, Libyen, dem Nahen Osten und Argentinien entwickeln wird. Zudem überraschen die Unternehmen derzeit mit ihren Bilanzen, sowohl auf der positiven wie auf der negativen Seite. „Kaufen, wenn die Kanonen donnern und verkaufen, wenn die Violinen spielen“ sagte schon der jüdische Bankier Carl Meyer Rothschild im neunzehnten Jahrhundert. Ob dies aktuell wirklich Kaufkurse sind, wird man erst in der Zukunft sagen können.

Fakt ist, dass der DAX im kurzfristigen Zeitfenster an der Unterseite eines sehr steilen Abwärtskanals angekommen ist. An der Marke um 9400 liegt auch eine schwache horizontale Unterstützung, kurzfristig könnten sich die Bären zur Ruhe setzen und durchatmen. Zudem bleibt nach wie vor die 200-Tage-Linie im Spiel. Der langfristige Durchschnitt ist wie alle Mittelwerte nicht punktgenau zu beachten, sondern stellt eine Zone dar, die von Marktteilnehmern beachtet wird. Schauen Sie sich die Marktentwicklung im Mai / Juni 2012 an, auch  hier wurde der langfristige Taktgeber kurzzeitig um rund vier Prozent unterschritten. Als die zittrigen Hände kapitulierten, drehte der DAX wieder nach oben. Auf Basis der 21-Tage-Linie liegt hingegen noch  kein extremer Marktzustand vor. Zuletzt drehte der Markt vielfach erst ab einer negativen Differenz von 3,8 bis 5,8 Prozent. Aktuell werden 3,4 Prozent aufgerufen. Die Abstände zu den Gleitenden Durchschnitten sowie die Lage im Frühjahr 2012 habe ich Ihnen im ersten Chart unter dem Reiter Spezial-Charts hinterlegt. (Link).

Eine Stabilisierung ist somit möglich, allerdings würde selbst eine Erholung bis 9620 die kurz- bis mittelfristig negative Einschätzung noch nicht in Gefahr bringen. Erst wenn der DAX wieder über seine 21-Tage-Linie und somit auch die Oberkante des Abwärtskanals bei 9700 / 9730 steigt, wendet sich das Blatt. Andernfalls lauten die nächsten, mittelfristige Ziele 9200 und 8950 / 9000.

Am Montag wird es keine DAX-Analyse geben, Dienstag wahrscheinlich erst später. Ich bin gespannt, wo wir dann stehen werden. Schönes Wochenende und happy trading.

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Wochenanalyse:

Rückschlag noch nicht überbewerten

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Bleibt nun eine Stabilisierung im Bereich der 200-Tage-Linie aus, stellt der Kursbereich um 8950 / 9000 die nächste Zielmarke auf der Unterseite dar. Aber erst wenn auch  diese Zone per Wochenschluss unterboten wird, springt die mittel- bis langfristige Börsenampel auf Rot.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie aber auch hier den MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber wieder die Niveaus aus den Jahren 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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