By 22. August 2014 Read More →

S&P 500 – Rally nur ein Strohfeuer?

Im Vergleich zur Aufwärtsbewegung beim S&P 500 kann beim DAX nur von einer schwachen Erholung gesprochen werden. Im zweiten Anlauf meisterte der Deutsche Aktienmarkt immerhin die 21-Tage-Linie. Doch die wirklich großen Herausforderungen rücken erst allmählich in Reichweite. Allerdings könnte bald der Rückendwind aus den USA nachlassen, die Bullen begeben sich auf dünnes Eis. 

Selten zuvor waren die Performance-Unterschiede zwischen dem S&P und DAX so deutlich zu erkennen wie in den vergangenen zwei Wochen. Der DAX Kursindex korrigierte um gut elf Prozent und erholte sich bisher um rund 5,5 Prozent. Im Vergleich dazu war der Rücksetzer beim US-Leitindex von 3,5 Prozent ausgesprochen harmlos, bereits an der 100-Tage-Linie wurde der Markt erneut gekauft, anders als beim DAX wurde der langfristige 200-Tage-Durchschnitt nicht in Anspruch genommen. Seitdem kletterte der S&P um 4,2 Prozent und markierte gestern ein frisches Rekordhoch auf Intraday- und Schlusskursbasis. Gut sieben Punkte fehlen noch bis zur 2000er-Schwelle, heute dürfte die Marke erreicht werden. Darüber werden die Karten dann neu gemischt, die zentrale Frage lautet: Finden sich noch genügend Käufer, die auf dem erhöhten Niveau einsteigen? Der DAX kann hier durchaus als Blaupause dienen, oberhalb von 10.000 Punkten fiel die Nachfrage im Frühjahr sehr schwach aus. Zudem ist der US-Markt inzwischen wieder überhitzt, 80 Prozent der Aktien im S&P 500 notieren über ihrer 20-Tage-Linie. Die Luft wird allmählich dünn, ich rechne nicht damit, dass die Kurse dynamisch über 2000 steigen werden.

Auch an der Nasdaq sind inzwischen Ermüdungserscheinungen zu erkennen. Der Nasdaq 100 erreichte die 4000er-Schwelle, seitdem pendelt der Index seitwärts. Anschlusskäufe bleiben aus, am Donnerstag verzeichneten an der NYSE nur 58 Prozent der Aktien Kursgewinne, dass Aufwärtsvolumen lag nur bei 59 Prozent.

Nachdenklich stimmt besonders der folgende Chart. Abgebildet sind der S&P (erster Kursverlauf), der Russell 2000 sowie das Ratio aus beiden Indizes. Während die Blue Chips neue Hochs erreichten (grüne Linie), blieb die Erholung bei den spekulativeren Nebenwerten bisher sehr schwach. Der Russell 2000 steht deutlich unter seinem Hochpunkt von Anfang Juli. Entsprechend weist das Ratio (Relative Performance S&P 500 vs. Russell 2000) abwärts. Eine marktbreite Aufwärtsbewegung liegt somit nicht vor, Investoren meiden offenbar risikoreichere Papiere und treiben nur noch die Blue Chips auf neue Hochs. Bleiben Sie daher sehr vorsichtig mit neuen Engagements auf der Long-Seite.

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DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Die Käufer ließen gestern noch einmal ihre Muskeln spielen und hievten den DAX nun deutlich über die fallende 21-Tage-Linie. Erstmals seit Anfang Juli notiert der Leitindex wieder über seinem Monatsmittelwert, ein positives Signal. Auch eine innere Abwärtstrendlinie erwies sich nicht als hartnäckige Barriere, der Weg Richtung Norden scheint nun frei. Der seit dem 8. August unverändert gültige Trendkanal lässt für den heutigen Tag weitere Gewinne bis knapp an die 200-Tage-Linie bei 9500 zu.

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Bisher greifen allerdings nur mutige Schnäppchenjäger zu, nach wie vor halten viele Investoren ihr Pulver trocken. Am Donnerstag lag das Volumen auf Xetra bei 2,3 Mrd. Euro, der drei-Monatsdurchschnitt liegt bei 2,9 Mrd. Euro. Offenbar rechnen viele Strategen nur mit einer Bärenmarktrally und erwarten schon bald tiefere Kurse, um günstiger einsteigen zu können. Eine bisher noch durchaus berechtigte Hoffnung, denn die wirklich großen und damit auch charttechnisch richtungsweisenden Hürden rücken erst langsam in Reichweite.

Grundsätzlich springt die Börsenampel auf Grün, wenn der DAX die 200-Tage-Linie bei 9500 und den Widerstands-Cluster um 9600 überwindet. Vor allem die 9600er-Region dürfte sich als hartnäckig erweisen. Hier hätte der Markt 61,8 Prozent der Korrektur wieder aufgeholt. Erfahrungsgemäß nehmen viele Marktteilnehmer nach einer solchen Erholung Gewinne mit. Ein ähnliches Verhalten ist vorgelagert bereits am 50 Prozent-Niveau um 9450 zu erwarten.

Vorbörslich orientiert sich der DAX aber vorerst nach unten, die Indikationen lassen eine Eröffnung bei 9390 erwarten. Eine erste Unterstützung wurde in den vergangenen Tagen um 9340 ausgebildet, darunter zeigt der Stundenchart eine Haltemarke bei 9250, 9200 (kurzfristiger Aufwärtstrend) sowie 9050.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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