By 27. November 2012 Read More →

Rally bei Nokia – die Großbanken freuen sich

Analystenstudien, vor allem von den großen Finanzhäusern, haben je nach Kursziel und Einstufung einen deutlichen Einfluss auf die Kursentwicklung. Bei Nokia scheinen die Strategen eine klare Marschroute zu haben: Empfehlung: „Verkaufen“, und selber dick einsteigen.

 

 

Zuerst ein kleiner Rückblick: es ist der 9. September 2012. Goldman Sachs veröffentlicht eine Studie zum deutschen Automobilsektor. Soweit nichts ungewöhnliches, wenn da nicht die sehr ambitionierten Kursziele für viel Gesprächsstoff sorgen würden. Bei Daimler wurde der faire Wert von 88 Euro auf 98 Euro nach oben geschraubt – zu dem Zeitpunkt billigten die Goldmänner der Aktie auf Sicht von zwölf Monaten rund 150 Prozent Potenzial zu. Nicht schlecht für einen Blue Chip, in dessen Branche bereits Warnsignale vor einer schwächeren Nachfrage aufkamen. Ende September kommt eine neue Studie von Goldman-Analyst Burgstaller. Das Kursziel liegt mit 90 Euro fast wieder auf dem Niveau vom Sommer. Mitte Oktober sind es dann 78 Euro, Anfang November sogar nur noch 59 Euro. Was für ein Sinneswandel.

 

Ein pikantes Detail: Anfang Oktober gab die arabische Investmentgesellschaft Aaber den Rückzug bei Daimler bekannt. Insidern zufolge verkaufte das Emirat Abu Dhabi sein restliches Aktienpaket von rund drei Prozent (Marktwert 1,25 Mrd. Euro) an Banken wie Deutsche Bank und Goldman Sachs. Beim Einstieg der Araber waren ebenfalls Investmentbanken beteiligt gewesen. Dabei wurde offenbar eine Wette eingegangen, die für den Staatsfonds zunehmend schlechter lief. Denn die Daimler-Aktie entwickelte sich besser als angenommen mit der Folge, dass Aaber den Banken zu saftigen Zahlen verpflichtet war…

 

Neue Aktie, neues Spiel?

Zum Nachdenken regen auch die Studien zur Nokia-Aktie an. Bei den großen Adressen wie HSBC, JPMorgan, BNP und natürlich auch Goldman Sachs werden die Papiere der Finnen mit dem Votum „Sell“ oder zumindest „Underweight“ eingestuft. Entsprechend tief sind die Kursziele: BNP sieht den fairen Wert bei 1,40 Euro, Credit Suisse bei 1,85 Euro, Goldman Sachs bei 1,70 Euro und JPMorgan sogar nur 1,20 Euro. Die negativen Studien scheinen die Finanzhäuser aber nicht davon abzuhalten, selber eifrig Nokia-Aktien zu kaufen.

So erhöhte die Schweizer Credit Suisse im dritten Quartal ihren Bestand an Nokia-Aktie von 3,5 Millionen um 94 Prozent auf 6,7 Millionen Aktien. Morgan Stanley hatte zuvor sogar nur schlappe vier Millionen Aktie in den Büchern und steigerte den Anteil um 28 Millionen auf 32,7 Millionen Aktien. Auch Barclays sowie Tradewings Global Investors verdoppelten ihre Positionen. Im Vergleich zu Goldman Sachs sind die Zukäufe aber noch recht überschaubar.

Trotz der eigenen Verkaufsempfehlung glaubt das Haus offenbar an einen Erfolg des Hoffnungsträgers Lumina 920. Im dritten Quartal kauften die Goldmänner rund 55 Millionen Aktien ein und schraubten damit ihren Anteil um 90 Prozent auf 116,38 Millionen Papiere nach oben. Aktueller Wert an der Börse: Knapp 300 Mio. Euro oder 406 Mio. Dollar. Wir dürfen gespannt sein, wann die ersten Kaufempfehlungen über die Ticker laufen werden. Den damit einhergehenden Kurssprung werden einige kluge Köpfe zu nutzen wissen.

Posted in: Aktien

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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