By 26. Februar 2015 Read More →

Nachfrage nach Börsenkrediten schwächelt

Der Aufschwung in den USA, an dem die Federal Reserve ja auch ihre Zinserhöhungspläne festgemacht hat, ist eher ein behaupteter als ein tatsächlicher. Und ich bleibe dabei, dass ich die angekündigte Zinswende erst sehen will, bevor ich daran glaube!

Liebe Leserinnen und Leser

Bevor wir uns der Entwicklung der US-Börsen widmen, kurz eine Anmerkung zu den Themen Ukraine und Griechenland. Am Freitag beschuldigte US-Vizepräsident Biden Russland, mit regulären Truppen in die trotz der vereinbarten Waffenruhe geführte Auseinandersetzung eingegriffen zu haben. Eine Aussage, die von den OSZE-Beobachtern vor Ort nicht bestätigt werden konnte. Minsk II darf man, ich vermutete es ja bereits in der vergangenen Woche, als gescheitert betrachten. Diese Kuh ist noch nicht vom Eis.

Das gilt auch für das Thema Griechenland. Entweder Athen akzeptiert, was es nicht akzeptieren kann oder „Grexit“ wird unausweichlich. Im ersten Falle verlängert sich die Tragödie um eine weitere Runde. Im zweiten Fall müsste, wie heute von Ifo-Chef Prof. Sinn vorgeschlagen, über einen geordneten Austritt Griechenlands aus dem Euro nachgedacht werden. Ob Brüssel dem zustimmen würde, ist ungewiss. Vermutlich würde man in diesem Falle an Griechenland ein „Exempel statuieren“, um zu demonstrieren, wie es Ländern geht, die sich vom „Goldenen Kalb“ abzuwenden versuchen. Und das würde nicht lustig werden, Athen wahrscheinlich in die finanziellen Arme Moskaus oder Chinas treiben und für die EU wie ein Spaltpilz wirken. Frankreich und Spanien stehen als erklärte Gegner der Sparpolitik schon in den Startlöchern. Sollte die EU angesichts dieses Szenarios auf einen großzügigen Kompromiss einschwenken, dürfte sie sich sofort auf die nächsten Bittsteller gefasst machen. Am Montag werden wir mehr wissen. Nun aber zur Wall Street:

Für ein Land, dessen Schwerpunkt bei der Erwirtschaftung des BIP auf der Binnennachfrage liegt, kommt es ganz besonders darauf an, dass die Verbraucher über auseichend Kaufkraft verfügen. Das gilt erst recht, wenn die Arbeitslosenzahlen, würde man sie immer noch nach den statistischen Regeln der 80er Jahre erheben, bei nahe 23 Prozent liegt.

Die vom Bureau of Labor Statistics veröffentlichte Entwicklung der Stundenlöhne lässt leider nicht erwarten, dass sich die Kaufkraft der Konsumenten positiv entwickelt. Womit auch erklärt wäre, warum sich das üblicherweise so umsatzstarke Weihnachtsgeschäft im vergangenen Jahr vergleichsweise dürftig ausnahm. Auch hier zeigt sich, dass eine noch so lockere Zinspolitik keine Impulse setzen kann, wenn die Menschen einfach nicht über die Mittel verfügen, selbst niedrigste Zinsen zu bezahlen. Besorgnis erregend ist in diesem Zusammenhang, dass sich am amerikanischen Automobilmarkt dennoch mittlerweile eine Blase gebildet hat, die starke Ähnlichkeit zur Subprimekrise trägt: Immer mehr PKW-Käufe erfolgen auf Pump – an Käufer, deren Bonität zumindest zweifelhaft erscheint.

Nichts zu sehen vom viel beschworenen Aufschwung ist derweil am US-Häusermarkt. Im Jahr/Jahr-Vergleich befindet sich der Zuwachs der Bauausgaben eindeutig auf dem Rückzug. Die letzten veröffentlichten Daten stammen zwar aus Dezember, dürften sich im Januar aber kaum besser entwickelt haben. Und was die Neubautätigkeit betrifft, bewegen wir uns heute in etwa auf dem Niveau, das in früheren Rezessionsphasen die Tiefs markierte. In Anbetracht der extrem niedrigen Hypothekenzinsen eine klare Ansage!

Denn die Wirtschaftsaktivität der USA scheint sich, ganz im Gegensatz zu den meisten Kommentaren, mittlerweile recht deutlich und auch abrupt nach unten zu entwickeln. Das lässt sich vor allem am „Philly Fed“ (Philadelphia Fed Index), mit dem die Notenbank von Philadelphia per Umfrage das Geschäftsklima abfragt Lag dieser Indikator im Herbst letzten Jahres noch bei genau 40, wies der Februarwert jetzt nur noch 5,2 aus. Zur Erinnerung:

Werte über null stehen für einen wirtschaftlichen Aufschwung, Werte unter null für eine Rezession. Setzt sich die im Oktober begonnene Abwärtsbewegung in diesem Tempo fort, dürften wir im kommenden Monat die Nulllinie nach unten durchbrechen.

Zu den Börsen:

Die abgelaufene Woche war eine Woche der Rekorde: Der Nikkei erreichte ein 15-Jahreshoch, der DAX und der Dow Jones gingen mit neuen Allzeithochs ins Wochenende. Der Gleichschritt zwischen den US-Börsen und den heimischen Märkten endet allerdings bei den Technologiewerten.

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Nebenstehend sehen Sie die Entwicklung von Nasdaq 100 und TecDAX. Während der US-HighTech-Index nur noch einen Steinwurf von seinem Anfang 2000 im Zuge der „Dotcom-Blase“ aufgestellten Hoch entfernt ist, dümpelt der TecDAX noch 83 Prozent unterhalb seiner alten Bestmarke.

Erreicht der Nasdaq 100 sein altes Hoch, ist es m. E. an der Zeit, nach Wendesignalen zu fahnden. Denn wenn hier einmal die Umkehr kommt, liegt das Geld sozusagen auf der Straße!

Abschließend der Blick auf die Entwicklung der Nachfrage der Börsenkredite in den USA. Abwärtstrendwenden dieser „Margin Debt“ signalisierten in der Vergangenheit recht punktgenau den Start massiver Baissebewegungen.

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Das neue Hoch von Dow Jones und (s. Chart) S&P 500 wird durch die Börsenkredite nicht mehr bestätigt. Eine echte „Trendwende“ liegt hier aber zweifellos auch noch nicht vor. Aber sie wird kommen. So sicher wie das Amen in der Kirche. Und dann geht es ran an den Speck.

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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