Lufthansa, RWE – Ausnahme-Aktien im DAX

Die Rally auf dem Frankfurter Börsenparkett scheint derzeit keine Grenzen zu kennen, der DAX stürmt von Rekord zu Rekord. Die Bilanz seit Jahresbeginn ist auch historisch gesehen außergewöhnlich. Richtig ist aber auch, dass vergleichbare Übertreibungen in der Vergangenheit entsprechende Gegenreaktionen zur Folge hatten.

Seit 1988 kletterte der DAX im Durchschnitt um 9,1 Prozent pro Jahr. Nach gut zwei Monaten steht bereits ein Zuwachs von 16 Prozent in den Büchern, der Markt hat somit bereits wesentlich mehr geliefert als zu erwarten war. Abweichungen nach oben und unten sind natürlich die Regel, dies zeigen bereits die Börsenjahre 2013 und 2014. Vor zwei Jahren kletterte der DAX um 25 Prozent, 2014 waren es nur knapp drei Prozent. Bereits dieser kleine Vergleich zeigt, dass der Markt nach Übertreibungen immer wieder zu seinem Durchschnittsniveau zurückkehrt.

Daran wird sich auch 2015 nichts ändern. In den vergangenen 30 Handelstagen kletterte der Index über 13 neue Hundertermarken. Die Differenz zum vielbeachteten 200-Tage-Durchschnitt liegt mit 16 Prozent auf dem höchsten Niveau seit gut fünf Jahren. Normalerweise entfernte sich der Index zuletzt um maximal 14 Prozent von der Signallinie. Schaut man etwas weiter zurück, finden sich durchaus Übertreibungsphasen, in denen der DAX auch größere Differenzen erreichte. In 2003 sowie 2009 wurden kurzzeitig Abstände von 20 Prozent gemessen. Allerdings können die beiden Jahre nicht mit der aktuellen Situation verglichen werden. Damals war der Markt jeweils nach einer vorherigen Crash-Bewegung deutlich überverkauft und zeigte eine technische Gegenbewegung. Lediglich für 2007, als der DAX kurzzeitig ebenfalls um rund 20 Prozent über seiner 200-Tage-Linie notierte, lassen sich einige Parallelen finden. Übertragen auf die heutige Ausgangslage wäre somit noch Luft bis maximal 11.790. Bis auf eine Ausnahme kam es im Anschluss an solche Exzesse immer zu Kurseinbrüchen oder sogar langfristigen Baisse-Bewegungen.

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Wer noch etwas weiter in die Vergangenheit schauen möchte, sollte sich das Kursverhalten ab 1997 genauer vornehmen. Zuletzt kletterten 20 Blue Chips auf neue Zwölfmonats-Hochs, dies war zuletzt vor 18 Jahren der Fall. Auch die anschließende Dynamik mit dem Sprung über die Region um 2300 kann durchaus mit der Kursreaktion der vergangenen Monate verglichen werden. Unter der Oberfläche liegt eine recht marktbreite Aufwärtsbewegung vor, mit RWE und Lufthansa notieren nur zwei Werte noch unter ihrer 200-Tage-Linie. Auf der anderen Seite gibt es allerdings bereits zahlreiche Blue Chips, die sich gefährlich weit von ihrer Signallinie entfernt haben. Bei FMC, Deutsche Telekom, Daimler, Merck, Deutsche Börse, Fresenius und Continental beträgt die Differenz bereits mehr als 25 Prozent. Besonders bei Telekom, Merck und FMC leuchten die Warnlampen auf, denn das Trio notiert so weit über seinem Durchschnitt wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

Quelle: Captimizer

Fundamental betrachtet ergeben sich auch Parallelen. Die Geldpolitik war expansiv bei gleichzeitig sinkender Inflation und fallenden Kapitalmarktrenditen. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre kamen zudem noch fallende Ölpreise und eine Aufwertung des US-Dollars hinzu. Kommt Ihnen dieser Mix bekannt vor? Im heutigen Chart-Webinar werden wir den DAX noch genauer untersuchen, auch mit Blick auf die Positionierung der Großinvestoren zum Großen Verfall im März. Anmelden können Sie sich gerne hier.

Posted in: Marktanalysen

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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