By 30. September 2013 Read More →

Krisen, welche Krisen?

Themen des Tages:  Italien drohen Neuwahlen +++ USA vor heißer Nacht +++ Richtungsweisende Konjunkturdaten +++ Angstbarometer unter Beobachtung

 

Die vergangenen Handelswoche sollten Trader schnell vergessen, zumindest mit dem DAX ließ sich kaum Geld verdienen. Entsprechend sanken auch die Umsätze deutlich, am Freitag lag das Volumen auf Xetra mit 2,1 Mrd. Euro so tief wie seit Anfang September (Ende der Sommerflaute) nicht mehr. Aber es gibt berechtigte Hoffnung, dass wir vor etwas spannenderen Tagen stehen, eine erhöhte Volatilität ist sehr wahrscheinlich.

Zu Wochenbeginn rücken politische Entwicklungen in den Vordergrund. Eher wenig Einfluss auf die Märkte haben die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. Eine tragfähige Regierung wird sich  schon finden, es ist nur eine Frage der Zeit. Ganz anders hingegen die Lage in Italien. Nachdem Silvio Berlusconi am Sonntag seinen 77. Geburtstag feierte, droht das Land nun in eine Regierungskrise zu stürzen. Fünf Minister aus Berlusconis Partei reichten ihren Rücktritt ein, eine effektive Regierungsarbeit ist damit nicht mehr möglich, die ohnehin schon schleppenden Reformbemühungen dürften endgültig scheitern. Italiens Ministerpräsident Letta will am Mittwoch im Parlament die Vertrauensfrage stellen. Berlusconi forderte bereits rasche Neuwahlen.

Auch aus den USA kommen beunruhigende Nachrichten, denn eine Einigung im Budgetstreit ist nach wie vor nicht in Sicht. Das neue Haushaltsjahr beginn am 1. Oktober um 0 Uhr, sollten sich Republikaner und Demokraten in den nächsten Stunden nicht einigen, droht ab morgen die Schließung von Regierungsbehörden. Bisher konnten sich die politischen Vertreter noch nicht einmal auf einen Nothaushalt verständigen, der die Ausgaben der Regierung bis Mitte Dezember sicherstellen würde. Noch dominiert aber die Hoffnung, dass um kurz vor oder nach Mitternacht doch noch eine Einigung erzielt wird. Aber auch wenn die USA diese Klippe meistern sollten, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, zumal bereits Mitte Oktober die nächste Hürde wartet. Schätzungen zufolge wird der Bund dann die Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen Dollar reißen. Der Bund könnte keine neuen Kredite mehr aufnehmen, die USA wären also zahlungsunfähig. Dies hätte natürlich deutlich gravierende Auswirkungen auf die Finanzmärkte als der aktuelle Streit.

Neben diesen politischen Risiken sollten Anleger einige Konjunkturdaten beachten. In den USA werden die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht, am Mittwoch der ISM-Index des Verarbeitendes Gewerbes, am Freitag der ISM-Dienstleistungsindex. Zudem stehen kurz vor dem Wochenende die US-Arbeitsmarktdaten im Fokus, entsprechend ist wieder mit verstärkter Unsicherheit hinsichtlich der QE-Drosselung zu rechnen. Am Mittwoch findet wegen des deutschen Feiertags am Donnerstag die EZB-Ratssitzung statt, eine Zinssenkung ist nicht zu erwarten. Zuletzt haben die Spekulationen über ein drittes langfristiges Refinanzierungsgeschäft (LTRO) der EZB aber wieder zugenommen.

 

 

 

Zum heutigen Handelstag

Angesichts dieser Ausgangslage bleiben die Investoren bisher recht gelassen. An der Wall Street verabschiedeten sich die wichtigsten Indizes wenig schwächer ins Wochenende, aus Asien kommen am Morgen eher maue Vorgaben. So gab der Nikkei um rund zwei Prozent nach. Trotz der zahlreichen Risikofaktoren lässt sich aktuell aber keine Panik oder verstärkte Flucht in sichere Anlageklassen feststellen. Der Euro tendiert gegenüber dem Dollar nur marginal schwächer und steht knapp unter der 1,35er-Marke. Lediglich der Schweizer Franken legte in den vergangenen Tagen zu und zeigte Stärke gegenüber dem Euro und US-Dollar. Gold als klassischer Profiteur von Krisenszenarien startet nahezu unverändert in die neue Woche und steht bei 1340 Dollar. Eine ausführliche Analyse werde ich am Vormittag veröffentlichen. Auch der Absicherungsbedarf der Investoren in den USA lässt keine erhöhte Risikoeinschätzung erkennen. Das Put/Call-Ratio lag am vergangenen Freitag bei 0,94, auch das Equity Put/Call-Ratio von 0,7 blieb gering. Die implizite Volatilität als Indikator für die erwartete Schwankungsbreite des Aktienmarktes in den kommenden Tagen kletterte am Freitag auf 15,46 Punkte (VIX-Index). Insgesamt bewegt sich das Angstbarometer aber nach wie vor auf einem sehr gemäßigten Niveau, Puts und somit Versicherungen gegen fallende Kurse sind ähnlich wie in Frankfurt (VDAX-New) aktuell noch günstig zu haben. Auch an den Anleihemärkten bleibt die Lage bisher noch ruhig. In den USA stabilisierten sich die 10jährigen zuletzt bei 2,6 Prozent. Zu Monatsbeginn lag die Rendite noch bei knapp drei Prozent.

 

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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