Herr, die Not ist groß!

Eine hohe Vola ist das Salz in der Suppe an der Börse. Stärkere Schwankungen eröffnen oft neue Chancen, auf der Long- wie auch der Short-Seite. Gefährlich wird es aber, wenn die Bewegungen unkontrolliert ausfallen und es zu Übertreibungen kommt. Der Dienstag lieferte dafür ein gutes Beispiel.

Griechenland bestimmte mal wieder die Schlagzeilen, jede neue Wasserstandsmeldung aus den Hauptstädten Europas wurde eifrig analysiert und eingepreist. Zumindest vordergründig. In Wahrheit dürfte das Theaterstück nur noch eine eher geringe Rolle spielen. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte die großen Investoren ausreichend Zeit, sich auf einen negativen Ausgang der Verhandlungen einzustellen. Wie immer dürften einige aggressive Hedgefonds wohl falsch liegen und könnten am Ende bluten, wenn die Geschichte schlecht ausgeht. Hinter vorgehaltener Hand wird bereits vor einem zweiten LTCM-Szenario gewarnt, sollte der Grexit tatsächlich kommen und griechische Papiere nahezu wertlos werden. Dennoch: Griechenland spielt wirtschaftlich gesehen keine Rolle, weder in Europa noch in der Welt.

China meldet Blasenalarm

Wesentlich mehr Sorgen bereitet aber die Entwicklung in China und den USA. Die Börse in Shanghai ist im freien Fall, seit dem Hoch Mitte Juni stürzte der Leitindex um mehr als 35 Prozent ab. So etwas nennt man einen Crash – in einem Land, das richtungsweisend ist für die Weltwirtschaft! Nur zur Erinnerung: Von den knapp 1,5 Millionen Autos, die VW im ersten Semester 2015 verkaufte, gingen 46 Prozent nach China. BMW verkauft im Riesenreich rund 26 Prozent seiner Premiumfahrzeuge, Mercedes rund 18 Prozent. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn die negativen Effekte vom Aktienmarkt auf die Realwirtschaft übergreifen. Ein durchaus realistisches Szenario, denn die Regierung in Peking scheint derzeit eher überfordert zu sein mit den Turbulenzen am Aktienmarkt.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Probleme bereiten vor allem die hohen Spekulationen auf Kredit, gut ein Viertel der Käufe wurden auf Pump finanziert. Broker, die Aktienkäufe auf Kredit anbieten, erhielten eine Geldspitze der chinesischen Notenbank. Wesentlich größere Gefahren lauern aber von der neuen Regelung, dass eigene Immobilien als Sicherheit für Aktien hinterlegt werden können. Fordert ein Broker wegen der fallenden Kurse mehr Kapital vom Kleinanleger, kann der sein Haus als Sicherheit hinterlegen. Somit wird eine direkte Verbindung zwischen dem überhitzten Aktien- und ebenfalls stark spekulativ getriebenen Immobilienmarkt geschaffen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Sorgen um Griechenland wirklich klein. Wer an China denkt, dem dürfte eher Goethes Zauberlehrling in den Sinn kommen: „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los“.

Industriemetalle reagieren deutlich

Natürlich bleibt der Aktienmarkt-Crash in China nicht nur auf die Dividendenwerte beschränkt, sondern führt auch zu Turbulenzen bei den Rohstoffen. Kupfer und Aluminium als wichtige Barometer der Weltwirtschaft stehen seit Wochen unter Druck. Vor allem bei Kupfer wird es nun richtig bitte, denn der seit 15 Jahren bestehende Aufwärtstrend droht in dieser Woche zu brechen. Hier wird eher eine weltweite Rezession eingepreist als eine wirtschaftliche Erholung.

Quelle: Captimizer

Quelle: Captimizer

Ölpreis belastet die USA

Vor diesem Hintergrund stellt sich die berechtigte Frage, ob die Fed in diesem Jahr wirklich noch die Zinsen erhöht oder nicht eher ein viertes QE-Programm startet. Goldman Sachs revidierte die Prognose für das Wirtschaftswachstum von 3,1 auf 2,4 Prozent und verwies auf einen stärkeren Dollar und niedrigere Ölpreise. Schau an, bisher waren die Experten doch noch einhellig der Meinung, dass tiefere Notierungen für das schwarze Gold positiv für die Konjunktur wären. Dumm nur, dass der Ölsektor nicht nur ein großes Gewicht im S&P 500 hat, sondern auch entscheidend die inländische Konsumneigung bestimmt.

Blase wird weiter aufgepumpt

Wie weit sich inzwischen die Aktienkurse von der Realwirtschaft entkoppelt haben, zeigt deutlich der dritte Chart. Schwarz ist die Entwicklung des S&P 500 dargestellt, violett die vor allem seit Ende 2012 fallenden Kurse bei den Industriemetallen. Seit zwei Jahren hat sich die Schere zwischen beiden Anlageklassen massiv ausgeweitet, eine Folge des billigen Zentralbankgeldes. Wer nun aber hofft, dass der Aktienmarkt vor einem kräftigen Crash steht, könnte auf dem falschen Fuß erwischt werden. Wie bereits in den vergangenen Jahren wird die Fed notfalls stützend eingreifen und noch mehr Geld auf den Markt werfen, um Turbulenzen zu vermeiden.

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Sie sehen, auch im zweiten Halbjahr stehen uns turbulente Handelstage bevor. Hier eröffnen sich viele Chancen, auch mit fallenden Kurse Geld zu verdienen. Die interessantesten Charts haben wir im Webinar besprochen, dazu einfach auf das Bild klicken:

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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