Gute Zahlen, schlechte Zahlen – US-Arbeitsmarktbericht sorgt eher für Verwirrung
Widersprüchliche Daten lieferte der mit Spannung erwartete Arbeitsmarktbericht am vergangenen Freitag. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn es gilt einige Besonderheiten und Sonderfaktoren zu beachten.
Eigentlich deuteten die seit der Zinsentscheidung der Fed im Dezember vergangenen Jahres veröffentlichten Konjunkturdaten auf eine robuste Verfassung der US-Wirtschaft im vierten Quartal. Entsprechend optimistisch waren auch die Schätzungen der Experten für den Arbeitsmarkt. Zu optimistisch, wie sich am vergangenen Freitag herausstellte. Kurz zu den Fakten: Die Arbeitslosenquote sank von 7 Prozent im November auf 6,7 Prozent (größter Rückgang seit 2010, tiefster Stand seit Oktober 2008, Prognose lag bei unverändert 7 Prozent) bei einer gleichzeitig sinkenden Partizipationsrate von 63 Prozent auf 62,8 Prozent.
Eine echte Überraschung war vor allem die Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsstellen von lediglich 74.000, die Konsensschätzungen lagen bei rund 200.000. Hier spielt natürlich das Wetter als belastender Sonderfaktor eine wichtige Rolle. Besonders der Beschäftigungsabbau im Baugewerbe aber möglicherweise auch in den Bereichen Freizeit und Gastronomie dürfte nach Einschätzung der Deka-Bank im Zusammenhang mit den niedrigen Temperaturen stehen. Ob dieser Effekt aber die „fehlenden“ rund 130.000 neuen Stellen erklären kann, ist eher zweifelhaft. Zugleich kam es zu einer Aufwärtsrevision der November-Daten von 203.000 auf 241.000 Stellen. Ein alt bekanntes Spiel, bei fast jeder Veröffentlichung gibt es auch Revisionen der Daten aus den vergangenen Monaten.
Ein schwacher Bericht
Auf den ersten Blick sind dies widersprüchliche Daten. Wie passt ein Rückgang bei den neu geschaffenen Stellen mit einer fallenden Arbeitslosenquote zusammen? Ein Grund liegt darin, dass viele Menschen nicht mehr aktiv nach Arbeit suchen. Wer aufgibt, eine Stell zu finden, wird bei der Berechnung nicht mehr berücksichtigt. Hinweise darauf liefert die ebenfalls fallende Partizipationsrate. Zudem verlieren wegen des Kompromisses im Haushaltsstreit in den nächsten Monaten Millionen von Amerikanern ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld. Viele werden dann nicht mehr als Arbeitssuchende gezählt werden, sie fallen also aus der Statistik heraus. Entsprechend wird die Erwerbslosenquote sinken, obwohl es keine Besserung am Arbeitsmarkt gibt. Zudem resultieren die Unterschiede auch aus unterschiedlichen Erhebungen. Die Anzahl der Beschäftigten wird über eine Unternehmensbefragung und die Arbeitslosenquote über eine Haushaltsbefragung ermittelt. Negativ zu werten ist aber auch das Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten nur schwach um 0,1 Prozent im Monatsvergleich. Hingegen sanken die Gesamtlöhne (als Produkt aus durchschnittlichen Stundenlöhne, Wochenarbeitszeit und Beschäftigen) wegen einer sinkenden durchschnittlichen Wochenarbeitszeit um 0,1 Prozent im Vormonatsvergleich. Ein weiteres schlechtes Signal für die Einkommensentwicklung der privaten Haushalte und somit auch die Konsumnachfrage, die wiederum für rund 3/4 des US-BIP steht.
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Der Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,7 Prozent bedeutet vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung, dass die Zielmarke der Fed von 6,5 Prozent nun vollends an Bedeutung verloren hat. Bereits Noch-Notenbank-Chef Ben Bernanke hatte jüngst darauf hingewiesen, dass die Arbeitslosenquote kein repräsentatives Bild des amerikanischen Arbeitsmarktes liefert. Auch bei einer Quote von weniger als 6,5 Prozent wird der niedrige Zins somit beibehalten. Die schwache Beschäftigungsentwicklung im Dezember ist sehr wahrscheinlich auf die Witterungsbedingungen zurückzuführen. Dies gilt besonders auch für den Januar, gerade im Erhebungszeitraum des nächsten Arbeitsmarktberichts verzeichnete die Ostküste extrem tiefe Temperaturen. Einzelne Monatswerte, erst recht wenn diese durch Sonderfaktoren verzerrt werden, dürften die Fed von ihrem geldpolitischen Kurs nicht abbringen.