By 22. April 2013 Read More →

Gold bald nur noch dreistellig?

Es bewegt sich etwas. Und zwar heftig. Bis jetzt war es nur der sensible Seismograph der Edelmetalle, der regelrecht verrückt spielte. Aber auch in den Aktienmärkten, bei den Rohstoffen und im Devisenmarkt türmen sich neue Konstellationen auf.

 

Unsere beiden Finanzminister, Wolfgang Schäuble und Wolfgang Schäuble, sind sich wieder einmal gewaltig in die Haare geraten. Während sich der eine laut eines Berichts des „DER SPIEGEL“ Ende Januar mit der Aussage, Zypern sei nicht „systemrelevant“, einen heftigen Rüffel von EZB-Chef Draghi eingehandelt hatte, betonte der andere am Donnerstag bei der Aussprache des Bundestags zum Zypern-Rettungspaket, dass Zypern eben doch systemrelevant sei.

Zudem fühlte sich der eine Schäuble vom anderen dermaßen düpiert, dass er nach dem Coup der EU, nun Zyperns Spareinlagen teilzuenteignen, sofort kategorisch feststellte, dass Zypern ein „spezieller Einzelfall“ und das Vorgehen dort keinesfalls eine „Blaupause“ für künftige Rettungsstrategien in anderen Ländern zu verstehen sei. Natürlich konterte der andere Schäuble sofort, indem er heute das Vorgehen im Falle Zyperns gegenüber der „Wirtschaftswoche“ klipp und klar als Vorbild für ähnliche Krisenfälle bezeichnete.

Daraus lässt sich zweierlei folgern. Erstens: Da beide Schäubles einmütig immer und immer wieder betonen, dass das „Vertrauen der Märkte“ oder auch das der „Inveschtoren“ nicht in Mitleidenschaft gezogen werden dürfe, gleichzeitig aber eine völlig gegensätzliche Politik betreiben, sind zwei Schäubles definitiv einer zu viel.

Und zweitens: Wer immer noch nicht verstanden hat, dass diese EU und/oder die demokratisch gewählten Regierungen im Zweifelsfall nicht davor zurückschrecken werden, Ihnen übers Wochenende einfach einmal Ihr Bankkonto zu plündern, dem ist vermutlich einfach nicht mehr zu helfen. Da ja in gut fünf Monaten unsere Bundestagswahlen stattfinden, verkaufen uns die Herren Schäuble die in Zypern getesteten und jetzt für gut befundenen Enteignungspläne mit wirklich perfiden Argumenten: Nicht der Steuerzahler, sondern die Anleger (=Sparer) sollen künftig für die Schieflagen von Banken gerade stehen.

Vielleicht darf am Rande festgestellt werden, dass Steuerzahler und Sparer in der Regel identisch sind. Und dass es ihnen völlig egal ist, in welcher dieser beiden Funktionen sie unter Billigung ihrer Regierung oder der EU für die „Rettung“ von Banken um ihr Geld gebracht werden.

(Noch) haben Sie genügend Zeit, sich einmal nach Banken im Nicht-EU-Ausland umzusehen. Sofern Sie Ihr Geld hier brav versteuern, ist das völlig legal und der sicherste Weg, sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen! Dass Sie kein Bankkonto mehr haben sollten, auf dem sich mehr als 100.000 Euro befinden, dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben. Eine Frage sollte sich heute aber jeder stellen, egal ob er ein dickes oder ein dünnes Bankkonto besitzt: Ist das wirklich der Euro, den SIE haben wollten? Und ist das tatsächlich das Europa, das SIE haben wollten? Falls nicht, denken Sie an den 22. September! Zum Markt.

 

Edelmetalle: Die große Wende

Nachdem es erfreulicherweise ja geglückt war, den Rutsch der Edelmetalle vor seinem Beginn zu prognostizieren, hatte ich Ihnen in der letzten Woche den Chart zum Anteil bullish gestimmter Gold-Analysten vorgestellt. Und wir hatten sehen können, dass sich dieses Stimmungsbarometer seit seinem Tiefpunkt Ende 1997 wie auf Schienen auf einer immer wieder erfolgreich getesteten Aufwärtstrendlinie nach oben bewegte.

Dieser nun über 15 Jahre bestehende „psychologische Trend“ ist nun nach unten durchbrochen worden. Trendwenden dieser Art sollten nicht unterschätzt werden. Denn in der Regel fallen sie mit den großen Wendepunkten des Marktes zusammen. Wie tief aber sollten Gold und Silber denn fallen können? Sehen wir uns dazu einfach einmal den Goldchart an:

Formal charttechnisch ergibt sich aus dem vom Goldpreis nach unten durchbrochenen „Rechteck“ eine Zielerwartung von 1.265 US$/oz. Natürlich dürfte dieses Niveau nicht in einem einzigen Swing nach unten erreicht werden, sondern unter immer wieder aufflammender Gegenwehr der Bullen. Vielleicht haben wir ja sogar das Glück, dass Gold noch einmal bis an die untere Begrenzung seines „Rechtecks“ zurück läuft und erst nach diesem sgn. „Pullback“ seine Talfahrt weiter fortsetzt.

Das m. E. wahrscheinlichste Kursziel für den Unzenpreis sehe ich derzeit aber auf Höhe der im Chart als „Zielmarke 2“ bezeichneten Unterstützung. Denn ein Rückfall des Preises in die Dreistelligkeit fiele wohl zusammen mit der Kapitulation der letzten durchhaltestarken Bullen. Und dann? Dann ist es an der Zeit, einfach im Chart nachzuschauen, wann sich erste Kaufsignale ergeben.

Natürlich werde ich mich nicht in meine Kurszielerwartung verbeißen. Der Markt kann alles tun. Und Gewinne lassen sich nun einmal nur erzielen, indem man als Anleger sein Ego nach ganz weit hinten stellt und den Finger am Puls der Börse lässt. Wie das in der Praxis aussieht, dazu jetzt!

 

 

Apple: Nächstes Kursziel im Visier

In der letzten Woche riet ich Ihnen, neben einigen ausgesuchten Rohstoffaktien vor allem auch Apple einmal wieder unter die Lupe nehmen. Unter 420 US$, so meine Aussage, dürfte das nächste „Bein“ der Abwärtsbewegung in Angriff genommen werden.

Wie es aussieht, kam auch dieser Hinweis keinen Tag zu früh. Apple durchbrach die kleine Unterstützung bei 420 US$ und ging mit gut 390 US$ ins Wochenende. Damit hat die Aktie nun zunächst einmal Luft bis zur nächsten charttechnischen Auffanglinie bei 350 US$. Ob die Aktie diese Marke tatsächlich anläuft und vor allem, ob diese Unterstützung dann auch hält, darüber muss man sich nicht wirklich Gedanken machen. Wie gesagt: Der Markt entscheidet. Und mit Hilfe des im Chart abgebildeten Indikators erübrigt es sich, sich den Kopf zu zermartern. Das letzte Kaufsignal vom Januar letzten Jahres kam bei 498,38 US$, das Verkaufssignal erfolgte dann in der zweiten Oktoberwoche zu einem Kurs von 646,88 US$. Und auf steigende Kurse werde ich erst dann wieder setzen, wenn der Trendindikator wieder auf die Plusseite wechselt.

Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich ist Apple aus heutiger Sicht so etwas wie eine „sichere“ Aktie. Und wenn Sie mich fragen, ob ich heute lieber eine Apple-Aktie oder aber den Gegenwert in Euro hätte, müsste ich nicht überlegen. Aber wie Sie sehen, ist es einfach festzustellen, wann Apple-Positionen wieder aufgestockt werden sollten. Aktuell nicht.

 

Aluminium: Konjunkturzykliker

Gemeinhin fokussiert sich der Rohstoffmarkt, wenn es darum geht, den Markt auf frühzeitige Konjunktursignale abzuhorchen, gerne auf Kupfer. Und da ist der Tonnenpreis an der Londoner Metallbörse in der vergangene Woche von über 7.500 US$ auf unter 7.000 US$ eingebrochen. Wer den Einstieg in die Spekulation auf fallende Edelmetalle verpasst hat, der sollte sich jetzt aber nicht auf Kupfer, sondern auf das charttechnisch noch viel klarere Aluminium konzentrieren. Sehen Sie sich den Chart an: Zu allererst halten Sie dabei bitte im Auge, was mit dem Preis für dieses Industriemetall passieren kann, wenn sich am Markt der Rezessionswurm einnistet. Von August 2008 bis März 2009 brach der Alu-Preis um über 60 Prozent ein. Ein derartiger Absturz kann sich jederzeit wiederholen. Und das wird er dann tun, wenn die Anleger den Glauben daran verlieren, das die Notenbanken die Weltwirtschaft tatsächlich wieder auf Trab bringen können. Oder dann, wenn die Notenbanken ihre Geldpolitik „drehen“, was ab dem kommenden Jahr so gut wie sicher sein dürfte.

Als zweites springt in diesem Chart natürlich die bei 1.800 US$ verlaufende, horizontale Unterstützung ins Auge, die in der letzten Woche erneut getestet wurde. Kommen in den nächsten Tagen/Wochen neue, schwächere Konjunktursignale aus den USA oder gar China herein, ist der Abwärtsbreak dieser Auffanglinie so gut wie sicher. Und wenn Sie Rohstofftrades nicht scheuen, sollten Sie dann auf der Putseite zugreifen.

Alternativ zum Metall selbst können Sie das dann hervorragend bei Alcoa tun. Aktuell liegt der Kurs knapp über 8 US$. Knapp unter 5 US$ lag das Frühjahrstief von 2009. Und kippt der derzeit nach Kräften angeheizte Konjunkturoptimismus, wird diese Aktie dieses Tief unterbieten! Also einen Blick wert!

 

 

EUR/AUD: Was für ein Chart!

Was Sie hier sehen, könnte sich zu einer „richtig großen“ Wende entwickeln! Bei EUR/AUD steht mein Kapitalschutz-Brief-Trendindikator seit dem 17. April 2009 auf short. Damals kam das Signal bei 1,80. Wie es aussieht, könnte es nun bald zum Dreh nach oben kommen. Charttechnisch ist der Kursverlauf seit Anfang 2011 zweifellos etwas fürs Lehrbuch.

Dreimal klopfte der Kurs zuerst von oben auf die 1,30er Marke, dann durchbrach er sie. Zweimal versuchte der Euro seitdem, sich gegenüber dem australischen Dollar wieder auf die Überholspur zu bringen. Der dritte Anlauf könnte klappen. Und er steht und fällt mit den Rohstoffen. Der Anstieg des AUD startete zeitgleich mit der Aufwärtsbewegung der Aktienmärkte und der Rohstoffpreise. Australien ist nun einmal sehr reich an Bodenschätzen, die seine Währung gewissermaßen unterlegen. Genau das aber könnte nun zum Bumerang werden. Halten Sie die 1,30 im Auge. Wird diese Marke signifi kant überboten, sind lang laufende Calls sicherlich eine sehr gute Depotbeimischung.

 

DAX: Fünf vor Zwölf

Dass Euphorie und der sture Blick nach oben bisweilen gefährlich an der Börse werden können, ist ja nicht neu. Und deswegen war ich ja in den letzten Wochen mit meiner Kommentierung der allerorten um sich greifenden neuen DAX-Rekord-Prognosen (30.000 waren das Topp) auch nicht gerade zimperlich.

Zugegeben: Auch ich hatte erwartet, dass der deutsche Aktienindex zumindest einmal eine ganz knappe neue Bestmarke aufstellen könnte. Aber er konnte nicht. Und damit scheint zu kommen, was kommen musste. Ein neues Verkaufssignal. Der 200 Tage-GD, im Wochenchart als GD40 dargestellt, liegt nur noch eine Handbreit unterhalb des Freitagsschlusskurses. Und wie Sie im Chart erkennen, hat mein Indikator hier erstmals seit Juli wieder auf Verkauf gedreht.

Auf Tagesbasis bin ich im DAX bereits auf der Shortseite unterwegs. Und habe den Stopp auf den Einstandskurs nachgezogen. Das macht gelassener. Im Wochenchart gibt es derzeit noch zwei Gründe, den Einstieg nach unten noch ein wenig abzuwarten:

1. Der Momentrum-Indikator liegt hier noch um Haaresbreite im Plus. Ein Verkaufssignal von dieser Seite wäre hilfreich.

2. Die Wall Street. Wie wiederholt unterstrichen, wird der deutsche Aktienmarkt nicht nachhaltig auf Talfahrt gehen, wenn New York nicht mitspielt. Daran kommen wir nicht vorbei. Aber warten wir einmal bis zum „Sell in May“ … Bis dahin haben wir ja (siehe oben) auch genügend andere Pfeile im Köcher, von denen wir uns ein paar abgeschaut haben.

 

 

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

www.private-profits.de

 

 

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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