By 7. November 2013 Read More →

EZB als Zünglei an der Waage

Marktausblick: In Deutschland erreicht die Berichtssaison ihren Höhepunkt, allein aus dem DAX präsentieren heute sieben Unternehmen ihre Bilanzen. Über die weitere Entwicklung von DAX, Euro & Co. werden aber andere Faktoren entscheiden.

Siemens, Deutsche Telekom, Commerzbank, HeidelbergCement, Munich Re, Adidas, Continental, dazu eine Flut von Quartalszahlen aus TecDAX und MDAX – der heutige Tag hält reichlich Impulsgeber bereit. Sicherlich beeinflussen die Bilanzen kurzzeitig auch die Kurse der Unternehmen, vor allem bei größeren Abweichungen von den Prognosen. Der Fokus bleibt aber auf die Makro-Ebene gerichtet. Hier lauten die Höhepunkte EZB-Zinsentscheidung und US-Arbeitsmarktbericht. Bis zum Jobreport, der morgen auf der Agenda steht, müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Aber keine Sorge, die Zinsentscheidung sowie die anschließende Pressekonferenz der EZB könnten sich als ebenso bedeutend erweisen. Je nachdem, zu welcher Entscheidung die Währungshüter kommen.

Seit Veröffentlichung der Oktober-Inflationszahlen für die Euro-Zone am 31. Oktober steht die Zinsentscheidung unter besonderer Beobachtung. Nach den schwachen Teuerungsdaten vor rund einer Woche rechneten viele Beobachter damit, dass die EZB heute den Leitzins senken würde. Der Euro kam daher kräftig unter die Räder und der DAX hielt sich eigentlich nur dank der Aussicht auf noch mehr billiges Geld in Schlagdistanz zum Rekordhoch bei 9070.

Inzwischen sind die Zinssenkungsfantasien wieder zurückgekommen, dazu genügt ein Blick auf den Euro. Nach dem Absturz von 1,375 auf unter 1,35 Dollar stabilisierte sich  die Gemeinschaftswährung und legte seit gestern sogar ein wenig zu. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der größte Teil der Euro-Schwäche seit den Inflationsdaten noch besteht, und dies ist nicht nur einer Dollar-Stärke geschuldet. Sollte die EZB die Zinsen nicht senken oder ein neues LTRO ankündigen, was sehr wahrscheinlich ist, dürfte der Euro stark positiv reagieren, während an den Aktienmärkten eher die Abwärtsrisiken überwiegen.

Bleibt die Frage, was EZB-Chef Mario Draghi auf der Pressekonferenz um 14:30 Uhr sagen könnte. Als ziemlich sicher gilt, dass er das Versprechen wiederholt, die Zinsen für eine längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau zu belassen. Für weitere Maßnahmen wie eine Leitzinssenkung im Dezember oder neue Liquiditätsmaßnahmen erscheint eine verbale Ankündigung durchaus möglich. Vor allem mit Blick auf die Inflationsdaten wird die EZB aber wohl verstärkt auf die eigenen Projektionen schauen und nicht so sehr das aktuelle Niveau. Schwierig wird es nur dann, wenn die EZB den Märkten zu viel Interpretationsspielraum lässt oder – ähnlich wie bei Fed inzwischen – jede Woche einige Vertreter mit leicht unterschiedlichen Meinungen vor die Presse treten und so noch mehr Verwirrung stiften. Wenn die Märkte eines nicht mögen, dann ist es Unsicherheit.

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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