By 29. September 2015 Read More →

Edelmetalle: Volkswagen-Hype nur von kurzer Dauer

Vor einer Woche hielt FED-Chefin Janet Yellen eine Rede an der Armherst-University im US-Bundesstaat Massachusetts, die sie wegen eines Schwächeanfalls abbrechen musste. Offen gestanden, hege ich dafür durchaus Mitgefühl. Denn nach dem zuvor dozierten Text wäre mir auch irgendwann die Luft weggeblieben. Frau Yellen kündigte deutlicher denn je an, dass die Notenbank noch in diesem Jahr die Zinsen anheben werde.

Ach ja? Meine Meinung kennen Sie: Die FED wird eher ein neues Quantitative Easing-Paket auflegen als die Zinsen anzuheben. Denn natürlich ist kaum jemand besser über den wahren Zustand der US-Wirtschaft informiert als die Notenbank. Ich darf daher noch einmal meine „strategische“ Vermutung wiederholen, dass es vor der nächsten Sitzung der FED am 28. Oktober ein „Ereignis“ geben wird, dass die angeblich geplante Zinsanhebung konterkariert.

Alles in allem spielen die Notenbanken seit der Baisse von 2008 auf Zeit. All die Zinssenkungen, Rettungsschirme, Quantitative Easing-Pakete und offenen oder verdeckten Marktmanipulationen dienten ausschließlich diesem Zweck. Paradoxerweise scheinen aber weder die Notenbanken noch die Politik auch nur den Hauch eines Schimmers davon zu haben, wozu sie diese gekaufte Zeit nutzen könnten. Augenscheinlich geht es somit nur um die zeitliche Verlängerung der Ratlosigkeit und das wie mesmerisiert wirkende Warten auf das Unausweichliche. Meine Meinung ist, dass dieses Warten sehr bald ein Ende haben wird.

Wall Street: Ein Sargnagel nach dem anderen

In der letzten Woche hatte ich den Chart der „Margin Debt“ gezeigt, der die Bereitschaft institutioneller Anleger nach kreditfinanzierten Aktienkäufen abbildet.

Zwei Rückgänge in Folge – und das von einem neuen Rekordhoch aus – signalisieren, dass das „smart money“  vorsichtiger wird. Wie eng die Nachfrage nach Wertpapierkrediten mit dem Kursverhalten an der Wall Street korreliert, hatte ich ebenfalls beschrieben.

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Nebenstehend sehen Sie die Quote der für die Wall Street bullish gestimmten Finanzmarktexperten. Auch dieses Stimmungsbarometer lässt sich charttechnisch auswerten. Und hierbei zeigt sich, dass die Anzahl der positiven Analysten in der letzten Woche eine Punktlandung auf der vom Frühjahrstief 2009 ausgehenden Aufwärtsgeraden vollzogen hat, um in dieser Woche wieder ein wenig nach oben wegzufedern. Bricht diese Aufwärtstrendlinie, stellt das für den amerikanischen Aktienmakt ein weiteres Verkaufssignal dar, dem höchstwahrscheinlich eine sehr schnelleund sehr starke Abwärtsbewegung folgen würde.

Ins gleiche Horn stößt auch die Entwicklung der Advance/Decline-Linie an der New York Stock Exchange. Vereinfacht gesagt, misst dieser charttechnische Trendindikator, ob die Mehrzahl der Aktien eines Marktes steigt oder fällt. Ihr letztes bedeutendes Tief fand sich im Frühjahr 2009, also exakt am Tiefbzw. Wendepunkt der Börsen. Kurz danach schaffte die A/D-Linie dann auch den Sprung über den 200 Tage-GD (im abgebildeten Wochenchart als GD 40 dargestellt).

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Wie es aussieht, befinden wir uns heute in der genau entgegengesetzten Situation. Das Allzeithoch der A/D-Linie wurde bereits im Februar erreicht, Ende Juli folgte dann der Rückgang unter den 200 Tage-GD, der seinerseits nun nach unten eingedreht hat. Die rückläufige Nachfrage nach Wertpapierkrediten, die vor einem bedeutsamen Trendbruch stehende, bereits unter 50 Prozent gefallene Quote der für die Wall Street bullish bestimmten Finanzmarktexperten und die Abwärtswende der Advance/Decline-Linie senden aus drei ganz verschiedenen Ecken ein und dasselbe Signal aus: An der Wall Street haben die Bullen das Zepter an die Bären verloren!

Noch ist nicht viel passiert. Und damit haben Sie die nicht allzu oft anzutreffende Chance, sich in Richtung einer neuen, lang anhaltenden Baisse zu positionieren!

Wohin die Reise gehen könnte, das lässt sich dem Langfristchart des Dow Jones entnehmen. Nach dem Trendbruch der 2009 gestarteten Haussegeraden ist der DJIA wieder in die zuvor nach oben durchbrochene „Megaphon“-Formation eingetaucht. Die nächste wichtige Unterstützung wird nun durch das Hoch aus 2007 definiert und liegt bei rund 14.000 Punkten.

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Kommt die Baisse aber erst einmal ins Rollen, dürfte dort noch lange nicht Schluss sein. Formal charttechnisch sind auf Sicht auch Kurse nahe 7.500 oder 6.000 denkbar. Aus heutiger Sicht erscheinen derartige Perspektiven den meisten Anlegern als völlig ausgeschlossen. Aber an der Börse hat auch das vermeintlich Unmögliche immer eine Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent oder mehr. Und der Blick auf den Chart beweist ja auch, zu was der Markt fähig ist. Nach oben wie nach unten.

Rohstoffe: Countdown vor dem Abschluss

Was ich von den Rohstoffen erwarte, ist Ihnen ja seit Monaten bekannt: Kippen die Aktienmärkte nach unten weg – und genau danach sieht es jetzt aus – wird der Rogers Commodity-Index das jüngst punktgenau getestete Tief vom Frühjahr 2009 preisgeben und in neue, „ungeahnte“ Regionen abstürzen.

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Das betrifft vor allem Rohöl und die Industriemetalle. Rohöl der Sorte Brent ging gestern mit 48,32 US$/ barrel ins Wochenende. Fällt der Fasspreis unter 45 US$, dürfte der Rückgang auf das von mir ja  seit langem prognostizierte Ziel von 30 US$/Barrel eingeleitet werden. In „Secretz“ (www.secretz-online. de) werde ich auch diese Chance zu nutzen wissen.

Palladium: Kleiner Volkswagen-Hype

Von einem Chart zu schwärmen, davon habe ich mich in all den vielen Jahren meiner Beschäftigung mit der Börse nie loslösen können. Und heute versuche ich es auch gar nicht mehr.

Palladium ist wieder solch ein Leckerbissen: Ende August setzte der Preis des Metalls ganz genau auf der durch die Hochs von 2008 und (eingeschränkt) 2010 und die Tiefs von 2011 und 2012 definierten, horizontalen Unterstützung auf.

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Nach einem etwas anämisch anmutenden Erholungsversuch kam dem Metall dann Volkswagen als Treibsatz zur Hilfe. Hintergrund: Die VW-Schummelaffäre, die in den Medien fast zum alleinigen Wut-Thema hochgekocht wird und zu der ich Ihnen meinen Senf ersparen möchte, betrifft ausschließlich Dieselmotoren. Der Markt scheint nun darauf zu spekulieren, dass die Nachfrage nach Dieselmotoren massiv einbrechen wird und sich die Automobilkäufer wieder vermehrt für Benziner entscheiden werden. In den „Otto-Motoren“ aber kommt Palladium bekanntermaßen in den Katalysatoren zum Einsatz.

Meines Erachtens steht diese Spekulation auf dünnen Füßen. Denn stellt sich heraus, dass keineswegs alle Hersteller von Diesel-PKW eine VW-ähnliche Betrugsmasche verfolgt haben, wird der Palladium-Hype ebenso rasch wieder in sich zusammenfallen wie er entstanden ist. Auch das ist sehr interessante Investment-Idee, die ich im Auge halten werde. Spätestens wenn die im Chart dargelegte, langfristige Auffanglinie unterkreuzt wird, dürfte es auch hier ordentlich was zu verdienen geben!

EUR/AUD: Neu einordnen

Meine Empfehlung, auf einen gegenüber dem austral. Dollar anziehenden Euro zu setzen, kennen Sie. Kommen die Rohstoffpreise unter die Räder, nehmen sie auch die Währungen rohstoffreicher Länder mit in den Keller. Aber:

Dem Euro könnte Ungemach drohen, das der charttechnisch unverändert ausgesprochen bullishen Perspektive in die Parade fährt:  Als mögliches Damoklesschwert hängt aber auch die Flüchtlingsproblematik im Raum. Werden die EU und insbesondere Deutschland der Lage nicht Herr, wird das uns von den Ratingagenturen zugestandene „Triple A“ kaum zu verteidigen sein, da die Kosten einer unkontrollierten Zuwanderung, zusammen mit den dann zu erwartenden sozialen Unruhen, Deutschlands Status als Insel der Stabilität schlichtweg untergraben würden. Und wenn die Märkte das einmal so sehen sollten, wird mit Deutschland auch der Euro Probleme bekommen. Eine Sichtweise, auf die ich von Ralf Flierl hingewiesen wurde, dem Chefredakteur des „Smart Investor“. Bitte lesen Sie dazu mein Postscriptum unten. Ziehen Sie für Ihre EUR/AUD-Calls also bitte nun einen engen Stopp ein.

Viel Erfolg und beste Grüße

Axel Retz

 

 

 

 

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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