By 13. Mai 2014 Read More →

Drei Charts und drei richtungsweisende Entscheidungen

Unser seit dem Jahrhundertwechsel wichtigster und zuverlässigster Indikator, die Nachfrage nach Börsenkrediten, hat nach unten eingedreht. Noch stehen die Aufwärtstrends. Aber Sie sollten sich nun vorbereiten. Die nächste Wende der Märkte steht vor der Türe. Machen Sie etwas daraus! 

Wer sich in diesem Jahr bis jetzt aus dem Börsengeschehen weitgehend herausgehalten hat, ist damit vermutlich nicht schlecht gefahren. Denn bis auf wilde, nur mit reichlich viel Glück profitabel umsetzbare Swings hat der Markt nicht viel hergegeben.

Den nebenstehenden Chart dürfen Sie jetzt aber durchaus als so etwas wie einen Weckruf betrachten. Denn die Nachfrage nach Börsenkrediten in den USA hat einen deutlichen Rücksetzer zu verbuchen. Alle bedeutenden Trendwenden der Wall Street (und damit auch anderer Börsenplätze) hat dieser Indikator seit Beginn dieses Jahrhunderts in geradezu verblüffender Weise angezeigt. Es gibt also guten Grund zu der Annahme, dass die jetzige Trendwende ebenfalls bald in den Kursen in New York ankommt. Und das bedeutet für Anleger, sich den Staub von den Klamotten zu schütteln, die Ärmel hochzukrempeln und den Einstieg auf der Putseite vorzubereiten!

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Vorbereiten heißt vorbereiten, nicht einsteigen. Denn bis jetzt fehlen dafür noch die charttechnischen Argumente. Das könnte sich jetzt aber sehr schnell ändern. Denn der ja bereits in der letzten Woche wieder auf seine Signallinie bei 100 zu laufende Momentum-Indikator ist nun noch ein kleines Stückchen weiter an ein neues Verkaufssignal heran gerückt. D. h.:

Hier genügt nun eine einzige schwache Woche, um das Momentum in den negativen Bereich eintreten zu lassen. Dieses Signal sollte aber abgewartet werden. Der Markt hat uns in den ersten vier Monaten des Jahres schließlich oft genug an der Nase herum geführt. Vor allem aber: Der markbreite S&P 500, der auf Wochenschusskursbasis in der letzten Woche ein neues Allzeithoch markierte, schloss gestern nur knapp drei Punkte unterhalb dieses Hochs.

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Ein Verkaufssignal lässt sich daraus selbst von eingefleischten Baissiers beim besten Willen noch nicht ableiten. Aber: Der Mai hat durchaus das Potential, die Trendwende einzuläuten und die „Sell in May“-Regel zu bewahrheiten. Warum, das sehen Sie, wenn Sie sich einmal unseren bewährten Langfristchart des Dow Jones betrachten:

Dow Jones: Megaphon weiter intakt

Den nachstehenden Chart kennen die Meisten von Ihnen bereits. Es handelt sich um einen Monatschart, der immer nur den Schlusskurs des letzten Handelstages eines Monats abbildet.

Wie Sie sehen, ist das hier ja wiederholt vorgestellte, riesige charttechnische „Megaphon“ immer noch intakt. Und intakt ist auch die seit dem Tief von 2009 etablierte, im Chart in Rot eingezeichnete, steile Aufwärtstrendlinie.

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Sollte der Wonnemonat vom Dow Jones jedoch unterhalb 16.300 beendet werden – und diese Marke ist gerade einmal 1,7 Prozent weit entfernt, wird diese Aufwärtstrendgerade unterkreuzt. Und das wäre aus heutiger Sicht so gut wie sicher der Beginn einer großen Abwärtsbewegung!

Die Abwärtstrendwende der Börsenkredite und dieser Chart stellen zusammen genommen so etwas wie eine großartige und in unmittelbarer Nähe der Allzeithochs ausgegebene Warnung dar. Ich persönlich ersetzte diesen Begriff für mich aber durch „Einladung“. Natürlich muss man nicht jede Einladung annehmen. Aber wenn man kein Geschenk mitnehmen muss, sondern eines bekommt, ist das schon recht reizvoll.

Aller (noch) guten Dinge sind drei

Falls Sie hier die Dreifaltigkeit oder Feuer, Pfeife und Stanwell erwartet haben, muss ich Sie leider ent-täuschen. Die Redensart stammt von unseren germanischen Vorfahren. Und das Thing war ein Ort der Gerichtsbarkeit, bei dem ein Angeklagter dreimal das Recht zur Verteidigung hatte. Aus Thing wurde Ding. Aber auch bei „etwas dingfest machen“ machen lebt der Begriff noch fort.

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Dingfest machen können wir möglicherweise jetzt sehr bald drei weitere Trendwenden – was übrigens auch sehr gut zum aktuellen Bild der Wall Street passt. Zu allererst geht es da, wie ja schon am vergangenen Samstag angesprochen, um China. Der Shanghai Composite ist noch ein wenig dichter an seine „make or break“-Unterstützung bei 2.000 Punkten herangerückt. Schaffen es die Baissiers, dieses Auffangnetz zu zerfetzen, ist eine Auswirkung auf die internationalen Aktienmärkte so gut wie sicher. Und ein Kursrutsch unter die Tiefs von Herbst 2008 ebenfalls.

DAX: Ja, auch er

Was Industrieaufträge und Exporte betraf, gab es ja ein paar durchaus unerfreuliche Zahlen, die in gewohnter Weise so gar nicht mit den immer optimistischeren Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute zusammen passen wollten. Was den deutschen Aktienindex betrifft, haben wir nun wirklich richtig nervige vier Monate hinter uns.

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Nichts ging. Blaue Augen für die Bullen und die Bären. Aber so ist das halt in Seitwärtsbewegungen. Aber beachten Sie bitte auch im Wochenchart des DAX unbedingt den Momentum-Indikator. Immer und immer wieder krebst er seit geraumer Zeit knapp oberhalb der 100er Marke und damit knapp vor einem Verkaufssignal herum. Was ihn letztlich über die Klippe schiebt, kann objektiv betrachtet völlig irrelevant sein.

EUR/USD: Der Dritte im Bunde

Da ich meiner Verpflichtung zum Nachweis einer rudimentären humanistischen Bildung heute schon weiter oben nachgekommen bin, erfolgt hier definitiv kein Hinweis auf Schillers „Die Bürgschaft“. Freunde wie dort dargestellt zu haben, wünsche ich Ihnen aber. Sie haben Seltenheitswert. Mit Facebook oder Twitter wird das eher schwierig.

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Unser Dritter im Bunde ist heute der Euro. Für den ich ja wie bekannt schon im Vorfeld der Europa-Wahlen eine Schwäche prognostiziert hatte. Argumente: Öffnung der Notenbank-bedingten Zinsschere zugunsten des Dollars, Ukraine-Konflikt und nahende Europawahlen, die (bei fairer Auszählung) einen überraschenden Zugewinn der Euro-Gegner zeigen müssten. Charttechnisch betrachtet, hat der Euro im abgebildeten Wochenchart von oben wieder exakt bis auf seine vorherige Ausbruchslinie zurückgefallen. Vor dem Long-Einstieg hatte ich Sie ja hier klipp und klar gewarnt.

Lustigerweise sieht auch EUR/USD beim Momentum-Indikator momentan recht bedrohlich aus. Irgendwie fügen sich die Märkte gerade auf wunderbare Weise zusammen.

An der Börse wird zum Ausstieg nicht geklingelt, heißt es. Dieser bemerkenswerte Satz, der Legende nach vom römischen Kaiser Tinnitus maximus stammend, ist nicht korrekt. Es wird gerade geklingelt!

Zusammenfassung:

Die Nachfrage nach Börsenkrediten in den USA hat das stärkste Abwärtssignal seit Juli 2012 geliefert, der Momentum-Indikator hängt beim Shanghai Composite, dem Nasdaq 100, dem Dax und bei EUR/USD in der Schwebe. Und zwar kurz vor neuen Verkaufssignalen.

Unser „Megaphon“ im Monatschart des Dow Jones bleibt intakt. Die Schwelle zum Verkauf (per Ende Mai) liegt nur noch 1,7 Prozent entfernt. Für Anleger oder auch Trader ist es jetzt erstmals in diesem Jahr angezeigt, aufzuwachen. Und zwar sofort.

Der große dunkle Schatten vor Ihrer Haustüre könnte der Postbote sein. Oder aber ein Bär. Ich tippe mal darauf, dass es nicht der Postbote ist.

Ihnen allen viel Erfolg an der Börse!

Axel Retz

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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