Die Anlagestrategie für die letzten Tage in 2012
Wer sich zu früh von der Börse in den Weihnachtsurlaub verabschiedete, verpasste oft eine lohnende Rally. Insbesondere in diesem Jahr könnten die Aktienmärkte noch einmal so richtig durchstarten. Fakten zur Santa Claus Rally 2012.
Ob europäische Schuldenkrise, Ängste vor dem Ende des Euro, konjunkturelle Schwäche in China oder den USA, die Präsidentschaftswahl oder (die noch drohende) US-Fiskalklippe – das bisherige Börsenjahr war durch zahlreiche Krisenmeldungen und Sorgen gekennzeichnet. Dennoch oder gerade wegen der Weltuntergangsstimmung entwickelten sich die Aktienmärkte überraschend gut. Auf Sicht von einem Jahr steht der MDAX rund 28 Prozent höher, TecDAX und DAX kommen auf Zuwächse von 19 und 22 Prozent. Beim Blick über den heimischen Tellerrand mussten sich die Investoren oft mit deutlich weniger Rendite zufriedengeben. Während der US-Tech-Index Nasdaq 100 immerhin noch auf einen Zuwachs von 15 Prozent kommt und der marktbreite S&P 500 um 14 Prozent höher steht, fällt der Kursanstieg des Euro Stoxx 50 ähnlich wie beim Nikkei mit neun Prozent doch vergleichsweise mager aus.
Ab Weihnachten herrscht Bullenalarm
Wer aber die Bücher für dieses Jahr zu früh schließt, verpasst möglicherweise noch eine kleine aber lohnende Rally in den letzten Tagen des Jahres. Im ohnehin sehr positiven Dezember (seit 1928 kletterte der S&P im Durchschnitt um 1,6 Prozent und damit so kräftig wie in keinem anderen Monat) entwickeln sich die Aktienmärkte meist bis Weihnachten eher seitwärts, ehe es zwischen den Jahren noch einmal kräftig nach oben geht. Im Börsenjargon hat sich daher der Name „Santa Claus Rally“ für die Zeit zwischen den letzten fünf Handelstagen im Jahr und den ersten beiden des neuen Jahres etabliert.

Quelle: Jefferies
Starke Statistik
Über die Gründe kann man sich freilich streiten: genannt werden immer wieder Anpassungen aus steuerlichen Gründen, Hoffnungen auf ein besseres neues Jahr und auch eine frühzeitige Antizipation der Januar-Rally. Vielleicht ist es aber auch nur die Sehnsucht der Anleger, Strategien und Verhaltensmuster in der irrationalen Börsenwelt zu finden – so ähnlich wie der „Aspirin-“, „Superbowl-“ oder „kurze Röcke-Indikator“. Was auch immer der eigentlich Grund sein mag, die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. In den vergangenen 30 Jahren war der marktbreite S&P 500 ungefähr 15 Mal mit zehn Prozent oder mehr im Gewinn bis Ende November. Die Bilanz für die verbleibenden vier Wochen liegt bei einem Zuwachs von rund 2,5 Prozent– in 80 Prozent der Fälle, wie die Experten von Jefferies berechnet haben.
Alles passt perfekt
Insbesondere in diesem Jahr sind die Chancen auf eine späte Rally nicht schlecht. Einige Marktereignisse im Dezember passen richtig gut ins Bild, fast schon zu gut. Am 12. Dezember steht die erste Fed-Sitzung nach der Präsidentenwahl auf der Agenda. Nicht wenige Strategen erhoffen sich bereits erste Hinweise auf eine Ausdehnung des Quantitative-Easing-Programms von derzeit 40 auf 85 Mrd. Dollar pro Monat. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Maßnahmen ist umso höher, je schlechter die Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag ausfallen. Übergeordnet bleibt natürlich die Lösung des „Fiscal Cliff“ das alles beherrschende Thema. Eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern ist eigentlich so gut wie sicher – aber wohl erst in den „letzten Minuten“ des Jahres. Verdichten sich die Anzeichen auf einen Kompromiss, hebt Santa Claus mit den Bullen ab. Vorausgesetzt natürlich, der Weltuntergang am 21. Dezember findet nicht statt. Aber das ist eine andere Geschichte…
Die passenden Aktien – auch Silvesterwetten genannt – sind bereits seit Jahren ein fester Bestandteil in BÖRSE ONLINE und erscheinen in diesem Jahr in Heft 51 (13. Dezember).