Deutsche Bank – Schockmeldung von der NY Fed

Während Apple gestern verlässlich gute Zahlen ablieferte und der S&P sogar auf neue Hochs stürmte, braut sich in der Finanzbranche ein neues Gewitter zusammen. Besonders die Deutsche Bank steht im Mittelpunkt.    

Die Aktienmärkte zeigten sich am Dienstag erholt, an der Wall Street erreichte der breit gefasste S&P 500 sogar zwischenzeitlich ein frisches Rekordhoch. An der NYSE lag das Aufwärtsvolumen bei rund 67 Prozent bei einem Abwärtsvolumen von 29 Prozent. Rund zwei Drittel der Werte verzeichneten Kursgewinne, unter dem Strich ein wenig aufregender Handelstag. Zuvor hatte auch der DAX einen Teil seine jüngsten Verluste aufgeholt, allerdings ließ erneut das Handelsvolumen sehr zu wünschen übrig. Die Umsätze auf Xetra lagen bei 2,5 Mrd. Euro, der sechs-Monatsdurchschnitt liegt bei 3,2 Mrd. Euro.

Wesentlich mehr Zündstoff bieten mal wieder die Banken. Ausgerechnet die heimische Branchenprimus steht erneut im Fokus – mit negativen Schlagzeilen. In einem schon im Dezember verfassten Brief der New York Fed bemängeln hochrangige Vertreter offenbar die Finanzberichtserstattung der Frankfurter in Teilen des US-Geschäfts als „minderwertig, ungenau und unzuverlässig“. Die Deutsche Bank arbeitet inzwischen offenbar mit Hochdruck an einer Lösung, um weiteren Ärger zu verhindern. Im äußersten Fall könnte die Bankenaufsicht auch bestimmte Geschäfte verbieten, dies wollen die Frankfurter natürlich verhindern. Seltsam ist besonders der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Am 29. Juli wird der Zwischenbericht veröffentlicht, der inzwischen sieben Monate alte Brief erschien somit nur wenige Tage vor den Zahlen.

Unsicherheit herrscht vor allem wegen den zahlreichen Prozessrisiken, vor allem weil die Höhe nicht abgeschätzt werden kann. Klarheit besteht hier wohl erst in den kommenden Jahren. Auch der bevorstehende Bankenstresstest durch die EZB und Sorgen vor weiteren Kapitalerhöhungen hängen wie ein Damoklesschwert über der Bank. Zugleich ist der heimische Branchenprimus noch sehr vom volatilen Investmentbanking abhängig, hier belasten das Niedrigzinsumfeld und der schwache Anleihehandel das Ergebnis. Viele Konkurrenten ziehen sich bereits aus einzelnen Geschäftsbereichen zurück, hier kann die Deutsche Bank somit Marktanteile und neue Kunden gewinnen. Allerdings fällt das Derivate-Exposure der Bank inzwischen beeindruckend aus, wie dieser Chart zeigt. 

 

Im Währungsmanagement für Firmenkunden zählt man bereits zu den Top-Adressen im internationalen Vergleich. Die Wachstumschancen und das Ergebnispotenzial sind ebenso wie die Bewertung klare Pluspunkte.

Im DAX zählt die Aktie mit einem 2015er-KGV von 9,9 zu den wenigen Werten mit einer einstelligen Kennziffer. Historisch ist der Wert richtig billig, dass durchschnittliche KGV lag nach Angaben von boersengefluester.de in den vergangenen zehn Jahren bei 11,2. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,68 liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. Bei rund 42 Prozent der Analysten steht der Finanzwert auf „Kaufen“, nur zwölf Prozent raten zum Verkauf. Eine deutlich bessere Relation als bei der Commerzbank. Allerdings ist der Anteil der Bullen in den vergangenen Wochen spürbar gesunken, die Finanzexperten werden skeptischer. Noch aber scheint der Wert genügend Fantasie zu entfachen. Das durchschnittliche Kursziel für die kommenden zwölf Monate liegt bei rund 34 Euro, rund 30 Prozent über dem aktuellen Niveau.

 

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Auch der DAX macht es Tradern derzeit wirklich nicht leicht. Erst wurde die leicht bullisch einzuschätzende Kerze vom vergangenen Freitag mit Kursverlusten am Montag negiert, einen Tag später setzte der Markt zu einer Erholung an und kletterte sogar bis in die kürzlich gerissene Abwärtslücke. Zugleich wurde auch der erste kleine Widerstand bei rund 9715 / 9720 übersprungen, ein erster Lichtblick.

Mehr aber auch nicht, kurzfristig haben sich mit den gestrigen Zugewinnen die Perspektiven noch nicht wesentlich verbessert. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein positiver Handelstag beendet noch nicht die laufende Konsolidierung.

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Halten wir uns daher weiter an die Fakten, die aus den Charts abgeleitet werden können. Hier sieht die Sache nach wie vor eindeutig aus: Der DAX muss mindestens die 21-Tage-Linie bei 9810 zurückerobern, um berechtigte Chancen auf der Oberseite zu eröffnen. Im Anschluss sollte zügig auch das Vorwochenhoch um 9870 überwunden werden. Hier hätte der Markt zugleich rund 62 Prozent der jüngsten Abwärtsbewegung wieder aufgeholt – ein Niveau, ab dem die Abwärtsbewegung als beendet angesehen werden kann. Spätestens oberhalb  von 9900 halten wieder die Bullen das Zepter in der Hand.

Die Käufer müssen somit weiter liefern. Grundsätzlich sind die Chancen für ein positiven Szenario bei leicht über 50 Prozent anzusetzen, denn die übergeordneten Trends auf Tages- und Wochenbasis weisen eindeutig einen intakten Aufwärtstrend auf. Dies sollte sich auch auf den kürzeren Zeitebenen entsprechend bemerkbar machen.

Bleiben weitere Zugewinne aus, droht nach wie vor ein Test der richtungsweisenden Unterstützungsregion um 9550 bis 9600. Vorbörslich wird der Markt leicht schwächer bei 9720 erwartet.

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Wochenanalyse:

MACD mit gefährlicher Divergenz

Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Rally trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Richtungsweisend ist ein seit Sommer 2012 bestehender Aufwärtskanal, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, steht seit März die untere Begrenzung der Range im Mittelpunkt. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Verhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Signal für eine abflauende Nachfragekraft ausgelegt werden.

Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.900.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9530 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9440 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit einem Wochenschluss unter 8900 aktiviert.

Etwas kritisch sind die Signale der Markttechnik einzuordnen. Der DSS Bressert hat seine obere Extremzone verlassen und läuft auf den unteren Bereich zu. Besonders aber der etwas trägere und langfristig ausgerichtete MACD auf Wochenbasis bereitet Sorgen. Während der DAX vor wenigen Wochen ein im Vergleich zum Jahresauftakt höheres Hoch ausbildete, wurde diese Bewegung durch den MACD nicht mehr bestätigt. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie aber auch hier den MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber wieder die Niveaus aus den Jahren 2000 und 2007 (rote Linie).

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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