By 26. März 2015 Read More →

DAX, Euro, Öl – neue Gelegenheiten

„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“, heißt es im Pippi Langstrumpf-Lied. Fed-Chefin Yanet Yellen scheint das zu oft gehört zu haben. Und viele Analysten scheinen Yanet Yellen zu oft gehört zu haben.

Liebe Leserinnen und Leser,

im Juni 1944 wurde beim Abkommen von Bretton Woods der US-Dollar als Anker- bzw. Weltleitwährung festgezurrt. Was es den USA erlaubte und erlaubt, aus aller Welt Waren zu importieren und dafür im Gegenzug beliebig vermehrbare, bedruckte Papierscheine herauszureichen. Papierscheine, ohne die beispielsweise der Kauf von Rohöl ab da unmöglich wurde.

Der Blick auf die kumulierte Leistungsbilanz der USA spricht Bände: Amerika importiert sich den Wolf und zahlt mit der Druckerpresse.

Bis jetzt funktionierte das weitgehend reibungslos. Einzig Saddam Hussein hatte versucht, neben dem US-Dollar auch andere Währungen als Zahlungsmittel für Rohöl einzuführen. Was die Vormachtstellung des Dollars unterminiert und das „Waren gegen Papier“-Spiel ernsthaft in Gefahr gebracht hatte. Damals „entdeckten“ die USA, dass der Schurkenstaat“ Irak Giftgasgranaten und Anthrax-Bestände gebunkert habe und mit seinen Raketen von 150 km Reichweite auch US-Städte angreifen könnte (so CNBC).

Dass mit den Giftgasgranaten und den Anthrax-Beständen wäre theoretisch möglich gewesen. Allerdings hatte Saddam Hussein das Teufelszeug nicht selbst herstellen lassen, sondern Anfang der achtziger Jahre in den USA bestellt, von wo es nach Zustimmung des Kongresses und unter Federführung des damaligen Sonderbotschafters der USA in Nahost, Donald Rumsfeld, schnurstracks aus Fort Detrik geliefert wurde.

Wofür es ebenfalls vieler bedruckter Papierscheine bedurfte. Den Rest der Geschichte kennen sie ja. Der Irak hatte die Waffen nicht mehr, die USA überfielen das Land nach Vorlage gefälschter Beweise durch den damaligen Außenminister Colin Powell am 5. Februar 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat und beendeten die Diktatur Husseins, um Chaos und mit Uran-236 verstrahlten Sondermüll zurückzulassen. Der Dollar war gerettet. Und Donald Rumsfeld mittlerweile Verteidigungsminister.

Um die Sache zu Ende zu erzählen: Am 70. Jahrestag von Bretton Woods, also im Juni letzten Jahres, verkündigten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) die Gründung der „New Development Bank BRICS“, die als Alternative zur in Bretton Woods gegründeten Weltbank und dem ebenfalls dort ins Leben gerufenen IWF fungieren soll. Anfang März d. J. nun wurde das Abkommen vom russischen Präsidenten Putin unterzeichnet.

Kommt es zur Gründung dieser Bank, dürfte es der Vormachstellung des Dollars vermutlich an den Kragen gehen. Und die halbe Welt überfallen können auch die USA nicht. Was gut sein kann oder auch schlecht – je nachdem auf welche Alternative es hinausläuft. Ausschließen sollten Sie dabei gar nichts.

DAX: Doch noch Widerstände

Zwei Argumente treiben derzeit die Aktienmärkte: Die Wirtschaft in den USA boomt, und die EZB flutet die Märkte mit billigem Geld. Und dass wir es in den USA mit einem „Phantom- Aufschwung“ zu tun haben, hatte ich am Mittwoch ja auch bei Börse online belegt.

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Dass das EZB-Geld gar nicht bei der Wirtschaft ankommt, ist zwar noch nicht bewiesen, aber die Börsen wetten schon einmal darauf. Denn alles, was eben nicht in Investitionen welcher Art auch immer fließt, könnte ja dem Aktienmarkt zugute kommen. Also kauft man lieber heute als morgen. Noch. Denn die Sache hat leider zumindest charttechnisch doch einen Haken:

Wie Sie im Chart sehen, ist der Deutsche Aktienindex in dieser Woche an die seit Juli vergangenen Jahres etablierte Aufwärtstrendgeraden gestoßen, an der er sich schon seit Jahresbeginn entlang nach oben gehangelt hat. Und: Diese Linie kreuzt sich nun mit einer seit Januar 2009 bestehenden Widerstandslinie. In Zeiten, in denen selbst Verbraucherschützer ihrer Klientel dazu raten, in den Aktienmarkt einzusteigen, kommt noch ein psychologisches Moment hinzu: Immer wenn es aus welchen Gründen zu irgendetwas „gar keine Alternative“ mehr geben kann und so gut wie alle zum Einstieg trommeln, ist das Ende der Party meist nicht mehr fern. Und dass „diesmal alles anders ist“, ist so mit die widerlegteste Börsenweisheit, die ich kenne. Setzen Sie, falls Sie auf der Longseite stehen, einfach einen zu Ihrem Naturell passenden Stopp.

Zum Einstieg auf der Shortseite gibt es momentan zweifellos noch keine Argumente!

EUR/USD: Jetzt wird‘s spannend!

Katastrophale Daten vom US-Immobilienmarkt, den dritten Monat in Folge fallende Einzelhandelsumsätze und eine nur dank grandioser Zaubertricks des Bureau of Labour Statistics munter purzelnde Arbeitslosenquote scheinen der Notenbank wirklich als Fundament einer kommenden Zinsanhebung dienen zu sollen.

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Dass der Euro nach der US-Notenbank-Sitzung dennoch zulegen konnte, dürfte eher daran liegen, dass die ersten Marktteilnehmer zu verstehen beginnen, dass die am Horizont heraufziehende Gründung der „New Development Bank BRICS“ für den US-Dollar wohl die größte Gefahr seit Bretton Woods darstellt. Wirtschaftlich betrachtet, legt sie die Axt an die Leitwährungsfunktion des Dollars. Einen von mir am 09. März empfohlenen EUR/USD-Put-OS haben meine Leser in dieser Woche mit einem Gewinn von 21,89 Prozent geschlossen. Seit Sommer letzten Jahres war das der dritte EUR/USD-Put. Die ersten beiden endeten mit Gewinnen von 57,22 bzw. 63,93 Prozent. Warten wir ab. Für einen Call-Kauf auf den Euro ist es noch zu früh. Da der Euro aber auch gegen das Pfund und den Yen eine gute Woche hatte, könnte sich das bald ändern.

Rohstoffe: Der Ruf der Tiefe

Sieht man sich die Konjunkturdaten Chinas, Japans und weiter Teile der europäischen Union an, kann der nebenstehende Chart nicht verwundern. Gestern schloss der Rogers Commodity-Index auf einem Sechsjahrestief. Und bis zu dem von mir avisierten Test des Tiefs von Frühjahr 2009 ist es nun nur noch ein Steinwurf.

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Die Rohstoffpreise im Keller, die Zinsen im Keller und dennoch schwächelt die Weltwirtschaft. Bei wem da nicht die  Alarmglocken läuten, der ist reif für ein Hörgerät. Aber das haben die meisten Anleger angesichts der tosenden EZB-Party gegen ein hübsches Paar Scheuklappen ausgetauscht. Wann sich das rächen wird, wird sich zeigen. Sicher ist nur, dass es sich rächen wird.

Rohöl: In der Ruhe liegt die Kraft

Den nebenstehenden Chart, Sie gestatten es, möchte ich heute mal wieder aktualisieren. Denn er enthält eine recht konkrete  Ansage. Das in diesem Jahr erreichte Tief des Fasspreises der Sorte Brent lag ja nicht „irgendwo“, sondern genau auf der seit dem Tief von 1999 bestehenden Aufwärtstrendlinie. Ein Chart, der so jedem Lehrbuch zur Ehre gereichen würde und alle  Charttechnik-Verweigerer ins Grübeln bringen sollte. Jetzt gilt:

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Wird das kleine Korrekturhoch von Mitte Februar übertroffen, ist es an der Zeit, über einen Call-Einstieg nachzudenken. Kommt es hingegen zu einem neuerlichen Break der langjährigen Aufwärtstrendgeraden und den letzten Tiefs, steht einem Absturz des Ölpreises auf rund 32 US-Dollar/Barrel aus charttechnischem Blickwinkel nichts mehr im Wege. Nach einem sehr erfolgreich beendeten Short-Trade im „Kapitalschutz-Brief“ (www.kapitalschutz-brief.de) bahnt sich hier m. E. jetzt der nächste Fischzug an.

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

 

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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