DAX-Chartanalyse: Risiko von Fehlsignalen steigt

Erstmals seit Ende April büßte der DAX auf Wochensicht ein. Knapp unter dem Rekordhoch und somit in Reichweite der 10.000er-Marke sind auch weiterhin Gewinnmitnahmen zu erwarten.

Stunden- und Tagesanalyse:

Nach der jüngsten Rekordjagd steht die Börsenampel an den weltweiten Aktienmärkten vorerst auf Konsolidierung. Mögliche positive Katalysatoren wie die nächste US-Quartalssaison sind noch ein Stück entfernt, die Hoffnungen ruhen daher auf der Fed-Zinsentscheidung am kommenden Mittwoch. Größere Überraschungen dürfte Janet Yellen aber wohl nicht bereithalten. Ein Preisschub ist derzeit nicht zu erkennen, insgesamt kann für die USA inzwischen aber ein robuster Arbeitsmarkt und eine aus Sicht der Fed zufriedenstellende Konjunkturlage diagnostiziert werden (die inoffiziellen US-Wirtschaftsdaten zeigen hingegen ein anderes Bild). Die Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe um zehn Mrd. Dollar dürfte fortgesetzt werden, insgesamt könnte das Statement etwas hawkisher ausfallen.

Ebenfalls im Blickpunkt bleibt der Hexensabbat am Freitag, wenn Optionen und Futures auf Aktien und Indizes verfallen. In den Tagen zuvor kommt es nicht selten zu ausgeprägteren Kursbewegungen, dies gilt natürlich auch für den DAX und erschwert eine Interpretation auf Basis technischer Hilfsmittel. Zudem dürften sich wegen des Fronleichnam-Feiertags am Donnerstag einige Händler verstärkt der WM widmen, bei schwachen Umsätzen können die Kurse noch einfacher in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Fazit: Die bevorstehenden Handelstage bergen eine erhöhte Gefahr von Fehlsignalen. Als dämpfend erweisen sich auch die verstärkten politischen Risiken mit der Krise im Irak und der Ukraine. Die damit einhergehende geringere Risikobereitschaft zeigt sich auch deutlich in der jüngsten Entwicklung am Goldmarkt. Während die Aktienmärkte ein Top ausbildeten und mit Beginn der Fußball-WM Kapital abgezogen wird, profitiert das Edelmetall als sicherer Hafen.

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Zwischenzeitlich stand der DAX am Freitag deutlich unter Druck, wie die vergleichsweise lange Lunte im Tageschart zeigt. Doch der Rücksetzer an die kritische Ausbruchszone um 9700 / 9800 nutzten erneut einige Schnäppchenjäger zum Einstieg und kauften den Markt bis zur Schlussglocke wieder hoch. Im Tageschart bildete sich die Kerzenform eines Hammers. Grundsätzlich ist dies ein positives Zeichen, denn zwischenzeitliche Kursverluste wurden bis zum Handelsschluss wieder komplett aufgekauft. Dies spricht für die Stärke der Käufer. Allerdings handelt es sich nicht um einen klassischen Hammer, da kein Abwärtstrend vorliegt. Die grundsätzlich bullische Umkehrrate von 60 Prozent verliert somit stark an Bedeutung.

Für den heutigen Auftakt zeichnen sich zunächst nur schwache Verluste bis auf 9890 ab. Der DAX dürfte kurzfristig weiter um seine 21-Tage-Linie schwanken, die ebenfalls bei rund 9900 verläuft. Unter 9830 / 9840 sollten die Kurse allerdings nicht fallen, um größeren Schaden im sehr kurzfristigen Bereich  zu vermeiden. Andernfalls könnten die Bären die Vorlage für einen Test des Ausbruchsniveau bis hinunter auf 9700 nutzen. Größere Verluste sind für den heutigen Tag eher unwahrscheinlich.

Aber auch auf der Oberseite eröffnen sich derzeit keine interessanten Chancen. Im Stundenchart mangelt es an wichtigen Widerstände bis zum Rekordhoch bei 10.033.

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Wochenanalyse:

Aufwärtskanal bleibt trotz Konsolidierung intakt

Seit der letzten richtigen Korrektur im Sommer 2011 läuft der Deutsche Aktienmarkt in einem stabilen Aufwärtskanal, dessen obere und untere Extrembereiche in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach bestätigt wurden. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben.

Die rund sechs Monate anhaltende Seitwärtsbewegung verlief somit noch innerhalb des intakten Aufwärtstrends. Mit den jüngst ausgebildeten frischen Rekordhochs scheint die Schiebezone in Trendrichtung nach oben hin aufgelöst zu werden. Dabei stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Mittelfristig lässt der Kanal durchaus Luft bis über 10.650.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit 9500 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9260 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8950 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8950 aktiviert.

Von Seiten der Markttechnik liegen derzeit keine einheitlichen Signale vor. Positiv zu interpretieren ist der MACD. Nach der Konsolidierung baute der trendfolgende Indikator seinen leicht überhitzten Zustand ab und lieferte kürzlich ein Einstiegssignal. Dem steht die überhitzte Situation im DSS Bressert gegenüber.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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