DAX-Chartanalyse: Private und institutionelle Investoren ziehen sich zurück

Nach der jüngsten Verlustserie ist der Markt wieder an die untere Grenze seiner seit gut einem Monat bestehenden Seitwärtsrange angekommen. Eine temporäre Erholung wird wahrscheinlicher, zumal die Bärenseite zuletzt wieder Zulauf erhielt.    

Stunden- und Tagesanalyse:

Schlechte Nachrichten von der Konjunkturseite, überkaufte Märkte in den USA und die zahlreichen geopolitischen Spannungen lassen viele Anleger derzeit vorsichtiger agieren. Dies betrifft sowohl die Profis und die Kleinanleger. Auch mit Blick auf das bevorstehende „Sommerloch“ und die laufende Fußball-WM drängt sich die Frage auf, woher positive Impulse für die Aktienmärkte kommen sollen. Bis zur nächsten Berichtssaison dauert es noch ein paar Wochen, auch der Kurs der Notenbanken scheint vorerst keine Überraschungen zu bieten.

Entsprechend zurückhaltend verfolgen immer mehr Investoren den zunehmend impulsarmen Handel. Den jüngsten Anstieg des DAX über die 10.000 im Anschluss an die Fed-Sitzung wird von vielen Anlegern als ein letztes Aufbäumen interpretiert, steigende Kurse werden eher nicht mehr erwartet. In der wöchentlichen Sentiment-Befragung der Börse Frankfurt ist das Lager der bullischen Profis deutlich kleiner geworden, Bären machen nun die Löwenanteil aus. Etwas ausgeglichener ist die Stimmung unter den privaten Anlegern. Grundsätzlich kann die zunehmende Skepsis durchaus positiv für den DAX sein. Je mehr Investoren sich aus dem Markt verabschieden, desto größer ist auch die Anzahl von potenziellen Käufern, falls die Kurse wieder steigen.

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Mit den erwarteten Kursverlusten tauchte der DAX zur Wochenmitte in den recht breiten Unterstützungsbereich bei rund 9830 bis 9850 ein. Seit Juni kam es in diesem Gebiet immer wieder zu verstärkten Käufen. Auch jetzt ist eine erneute Erholungsbewegung durchaus zu erwarten, vorbörslich deuten die Indikationen bereits auf eine freundliche Eröffnung im Bereich um 9900. Dies allein reicht natürlich noch  nicht aus, vielmehr müssen am Vormittag weitere Anschlusskäufe einsetzen, um weitere Käufer anzulocken. Sollte auch die Wall Street nach der gestrigen Erholung positiv gestimmt sein, rücken mit etwas Glück die nächsten Widerstände bei 9970 und 10.000 in Reichweite. Klarere Kaufsignale sind hingegen vorerst nicht zu erwarten, der DAX dürfte in der Seitwärtsspanne von rund 200 Punkten gefangen bleiben.

Auf der Unterseite sind die Aussichten für die Bären ebenfalls eher bescheiden. Selbst wenn der DAX unter 9830 und somit auf ein frisches Monatstief fallen sollte, begrenzen die Unterstützungen um 9700 bis 9800 die Abwärtsgefahren.

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Wochenanalyse:

Aufwärtskanal bleibt trotz Konsolidierung intakt

Seit der letzten richtigen Korrektur im Sommer 2011 läuft der Deutsche Aktienmarkt in einem stabilen Aufwärtskanal, dessen obere und untere Extrembereiche in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach bestätigt wurden. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben.

Die rund sechs Monate anhaltende Seitwärtsbewegung verlief somit noch innerhalb des intakten Aufwärtstrends. Mit den jüngst ausgebildeten frischen Rekordhochs scheint die Schiebezone in Trendrichtung nach oben hin aufgelöst zu werden. Dabei stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Mittelfristig lässt der Kanal durchaus Luft bis über 10.700.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit 9600 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9320 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8950 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8950 aktiviert.

Von Seiten der Markttechnik liegen derzeit keine einheitlichen Signale vor. Positiv zu interpretieren ist der MACD. Nach der Konsolidierung baute der trendfolgende Indikator seinen leicht überhitzten Zustand ab und lieferte kürzlich ein Einstiegssignal. Dem steht die überhitzte Situation im DSS Bressert gegenüber.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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