By 25. August 2014 Read More →

Dieser Weg wird kein leichter sein…

Wirklich überzeugend ist die Bodenbildung am deutschen Aktienmarkt bisher noch nicht. Dennoch eroberten die Käufer in der vergangenen Woche einige Widerstände zurück, darunter auch die 21-Tage-Linie. Nun rückt der 200-Tage-Durchschnitt in Reichweite. Und dann?  

Geldpolitik oder Geopolitik, welches Thema gibt aktuell die Richtung an den Märkten vor? Zumindest in der vergangenen Woche stand mit der Notenbankkonferenz in Jackson Hole ein potenziell wichtiger Impulsgeber auf der Agenda. Doch der Aktienmarkt reagierte kaum auf Aussagen von US-Notenbankchefin Janet Yellen. Die Fed lässt sich auch weiterhin nicht in die Karten schauen, Hinweise auf eine möglicherweise frühere Zinserhöhung waren Mangelware. Im Fokus bleibt daher die Geopolitik, Nachrichten aus der Ukraine und dem Irak dürften auch in dieser Woche wesentlich die Richtung an den Märkten vorgeben. Von der Unternehmensseite sind kaum Impulse zu erwarten, die Berichtssaison für das zweite Quartal ist vorbei. Für die Mehrzahl der DAX-Konzerne dürften Analysten ihre Gewinnschätzungen nach unten angepasst haben. Konjunkturdaten könnten ebenfalls in den Vordergrund rücken, kurz nach Handelsbeginn steht heute der ifo-Index (10 Uhr) im Blickpunkt.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Der deutsche Aktienmarkt verabschiedete sich am Freitag mit leichten Kursverlusten, die Wochenbilanz fällt mit 2,7 Prozent aber deutlich positiv aus. Auch zum heutigen Auftakt dürfte die Tendenz anhalten, Broker sehen den Index rund 0,5 Prozent höher bei 9390.

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Der DAX eroberte in der vergangenen Woche verlorenes Terrain zurück, ohne dabei restlos zu überzeugen. Das Handelsvolumen bleibt weiterhin unterdurchschnittlich, zudem kommt es immer wieder zu scharfen Rücksetzern. Positiv bleibt aber festzuhalten, dass auch oberhalb der 21-Tage-Linie noch frisches Kapital in den Markt strömt.

Allerdings warten auf die Käufer nun weitere Herausforderungen. In der ersten Wochenhälfte steht aus technischer Sicht das 50 Prozent-Fibonacci-Retracement im Fokus. Bei 9450 hätte der Markt rund die Hälfte der Korrektur ausgehend vom Rekordhoch bis zum Tief bei 8900 wieder aufgeholt. Besonders Trader nutzen eine Erholung bis an diese Marke, um verstärkt Buchgewinne zu realisieren. Knapp darüber bei 9500 verläuft zudem die seitwärts gerichtete 200-Tage-Linie, auch hier ist mit einem erhöhten Verkaufsdruck zu rechnen. Je dynamischer nun der weitere Anstieg erfolgt, desto überzeugender ist Aufwärtsbewegung. Spätestens oberhalb von 9600 springt die Börsenampel für den DAX wieder auf Grün. Hier verläuft neben einer horizontalen Barriere auch das 61,8 Prozent-Niveau der Abwärtsbewegung. Wird der Markt auch noch darüber gekauft, ist die Korrektur definitionsgemäß als beendet anzusehen.

Am wahrscheinlichsten ist eine Fortsetzung des moderaten Anstiegstempos der vergangenen Tage. Verlässliche Haltemarken sind im Chartbild kaum zu erkennen, erst bei rund 8900 ist mit verstärkter Nachfrage zu rechnen. Vorgelagert könnten sich die Kursniveau um 9290, 9250 und 9050 als stabilisierend erweisen.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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