By 25. August 2015 Read More →

Daimler, Commerzbank, Apple & Co.: Die ich rief, die Geister…

Aktien soll man bekanntlich kaufen, wenn alle anderen aussteigen. In der Theorie kann der Ansatz durchaus überzeugen, in der Praxis sieht die Welt oft ganz anders aus. Der gestrige Tag lieferte dazu das passende Beispiel. Wie sind die jüngsten Turbulenzen einzuordnen – eine Analyse.

Kursverluste von minus acht Prozent beim chinesischen Leitindex waren die Ausgangslage für den Ausverkauf in Europa. Der DAX tauchte gleich zu Handelsbeginn deutlich ab, büßte stärker ein als andere europäische Indizes. Wenig überraschend, denn die heimische Wirtschaft ist wesentlich enger mit der chinesischen verflochten. Rund 1,3 Prozent steuern die Exporte aus Europa nach China zum gesamten BIP bei, für Deutschland errechnet sich hingegen ein Wert von 2,5 Prozent. Zudem können im DAX rund 55 Prozent der Aktien dem zyklischen Bereich zugeordnet werden, beim Euro Stoxx 50 sind es nur 32 Prozent.

Mit Eröffnung der US-Börsen ging es dann für den DAX noch eine Etage tiefer, automatische Computerprogramme führten kurzzeitig zu einem kleinen Flash Crash. Rund 7,7 Prozent sackte der Index in der Spitze ab, die Handelsspanne sprang auf 786 Punkte – ein trauriger Rekord. Zugleich schoss das Handelsvolumen auf elf Mrd. Euro auf Xetra, der 3-Monats-Durchschnitt liegt bei 4,1 Mrd. Euro. Im Gegenzug wurden massiv Carry Trade-Positionen im Euro aufgelöst, die Gemeinschaftswährung sprang ohne Probleme über den starken Widerstand bei 1,15 Dollar. Auch zum heutigen Auftakt wird das erhöhte Niveau verteidigt, schauen Sie sich auch die Währungspaare EUR/AUD und EUR/CAD an, hier zeigt sich ebenfalls deutlich der Preisverfall bei den Rohstoffen. Alternativ lohnen sich die Charts von BHP Billiton und Rio Tinto. Am Montag notierten die Ölpreise auf dem tiefsten Niveau seit sechseinhalb Jahren.

Viel heiße Notenbank-Luft

Wie geht’s nach dem Black Monday weiter – folgt heute wie so häufig in der Vergangenheit der Turnaround Tuesday? Vielleicht. Niemand kann Ihnen darauf eine Antwort geben. Entscheidend ist die Frage, welcher Markt beobachtet wird. In Asien sollte man weiter vorsichtig sein, selbst massive Eingriffe der chinesischen Regierung scheinen wenn nur zeitlich begrenzt zu wirken. Ohnehin, und das gilt vor allem für den Nikkei, ist die Lage noch deutlich gefährlicher. Sowohl in Japan als auch in China wurde der Aktienmarkt durch beispiellose Geldspritzen unterschiedlichster Art künstlich aufgepumpt, die Kurse entfernten sich deutlich vom fundamental gerechtfertigten Niveau. Beim Nikkei stehen auf Sicht von drei Jahren Kursgewinne von 110 Prozent in den Büchern, hier ist noch viel Luft nach unten.

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks sieht die Lage nicht besser aus. Seit dem ersten QE-Programm der Fed werden die Kurse verzerrt, der Chart zeigt es deutlich: Vor allem seit Anfang 2013 hat sich der Aktienmarkt – schwarze Linie mit S&P 500 – deutlich von der „Realwirtschaft“ – Industriemetall-Index in Magenta – abgekoppelt. Zuletzt ist die Schere noch größer geworden, nun läuft der Anpassungsprozess. Viel heißes Geld schlummert vor allem in den Internet-Aktien, hier liegen die Bewertungen auf einem kritischen Niveau, gleiches gilt noch mehr für den seit Jahren völlig überhitzten Biotech-Sektor. Im Chart-Webinar schauen wir uns heute verstärkt die US-Indizes an, aber natürlich auch zahlreiche heimische Aktien. Anmelden können Sie sich gerne hier.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Für den DAX sind dies denkbar schlechte Voraussetzungen. Inzwischen werden auch Analysten wieder deutlich skeptischer, am Morgen reduzierte die LBBW das DAX-Ziel für Ende 2015 von 13.000 auf 11.500 Punkte. Ähnliche Meldungen werden wir in den nächsten Tagen noch mehrfach lesen, die Skepsis nimmt zu, ein gutes Zeichen für eine Bodenbildung. „Unten“ wird der DAX aber erst sein, wenn schlechte Nachrichten nicht mehr mit fallenden Kursen quittiert werden. Anleger sollten daher genau aufpassen, wir der Markt auf schwache Vorgaben aus Asien und den USA sowie die Konjunkturdaten reagiert.

8100 Punkte als Kursziel?

Zieht man die Markttechnik hinzu, rückt der Boden langsam näher. Gestern rettete sich der DAX so gerade noch zum Handelsschluss über den seit Mitte 2011 bestehenden Aufwärtstrend. Charttechnische Marken verlieren allerdings in einem von Panik geprägten Umfeld – der VDAX-New liegt mit knapp 40 auf einem ähnlichen Niveau wie zum Hochpunkt der Euro-Krise in 2011 – an Aussagekraft. Dazu kommen die ohnehin von Fehlsignalen geprägten Sommerwochen. Halten wir uns an die Fakten: Der DAX notiert um 13 Prozent unter seiner 21-Tage-Linie. Im Crash 2008 wurden negative Differenzen von 21 Prozent gemessen, 2011 waren es in der Spitze 18,5 Prozent. Der Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt liegt bei 12 Prozent, auch hier wäre noch viel Luft nach unten. Für die vergangenen 15 Jahre zeigt die Statistik Differenzen von minus 26 bis minus 41 Prozent. Daraus errechnet sich ein theoretisches Korrekturpotenzial von 8100 bis 8900 Punkten.

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Trio stemmt sich gegen den Trend

Gibt es berechtigte Hoffnung, dass der Markt vorher dreht und mehr als eine technische Erholung zeigt? Durchaus, der innere Markt ist so kräftig überverkauft wie selten zuvor. Bereits seit einigen Tagen notiert keine DAX-Aktie mehr über ihrem Monatsmittelwert (21-Tage-Linie), auch über der 200-Tage-Linie behaupten sich nur noch Fresenius, Deutsche Börse und K+S. Die beiden Verläufe unter dem DAX zeigen jeweils die Quote der Aktien. Gerade im langfristigen Bereich (200-Tage-Durchschnitt) kam es häufig zu einer Bodenbildung, wenn keine Aktie im DAX mehr über ihrer 200-Tage-Linie notierte. Niemand wollte dann noch Aktien haben…

Quelle: Captimizer

Quelle: Captimizer

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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