By 15. Februar 2016 Read More →

Commerzbank – minus 97 Prozent

An den Börsen läuft es wie erwartet. Die letzten Haltelinien wurden ausgetestet. Und haben (noch) gehalten. Aber die desolate Verfassung der Banken, mit Hunderten von Milliarden an Steuergeldern sieben Jahre lang sorgsam kaschiert, bricht wieder durch. Wer immer noch keine Puts hat: Noch ist Zeit!

„Bei Firmenkunden, großen Konzernen, institutionellen Kunden und Kunden des öffentlichen Sektors, die hohe Einlagen bei uns parken, vereinbaren wir verstärkt für die überschüssige Liquidität eine individuelle Guthabengebühr.“ Ziel sei es nicht, die Gebühr tatsächlich zu erheben, sondern in Gesprächen mit den Kunden alternative Anlagekonzepte zu entwickeln. Sagte die Commerzbank in der vergangenen Woche.

Ziemlich geil, wenn ich sprachlich einmal etwas weniger entgleisen darf als die Commerzbank. Das, was bis jetzt mit Fug und Recht als Sparguthaben, Rücklage, Finanzpolster, finanzielles Rückgrat o. ä. bezeichnet wurde, wird nun in einer preisverleihungsverdächtigen, sprachlichen Erschleichung als „überschüssige Liquidität“ abqualifiziert, für die eine „Guthabengebühr“ (= ein Strafzins) zu zahlen ist. Doppeltreffer!

Um die Genialität dieser Idee noch zu potenzieren, kündigt die COB an, mit den Anlegern über „alternative Anlagekonzepte“ sprechen zu wollen. Sehr originell. Hätte die Bank solche Konzepte, von denen sie überzeugt wäre, könnte sie sich damit mit den Bareinlagen ihrer Kunden dumm und dämlich verdienen anstatt Guthabenzinsen nicht nur aufzuheben, sondern auch noch ins Gegenteil zu verkehren.

Dass es mit den Kunden künftig angebotenen „alternativen Anlagekonzepten“ nicht weit her sein kann, beweist der Blick auf den langfristigen Vergleichschart von Commerzbank und DAX. Ja, auch wenn Sie es nicht glauben, die Aktie des Geldhauses stand wirklich einmal bei über 263 Euro. Gestern ging sie trotz eines Kurssprungs 97,13 Prozent tiefer aus dem Handel.

Bei einigen Großbanken fragt man sich seit längerem, ob es sich mittlerweile um kriminelle Organisationen mit angeschlossener Kreditabteilung handelt. Erfolgreich scheinen aber auch die Geschäfte, die nicht zur eigentlichen Kernkompetenz von Banken zählen (sollten), nicht zu sein.

Denn auch, wenn es beim Euro Stoxx Banken- Subindex nicht gar so finster aussieht wie bei Commerzbank, unterstreicht der Chart doch vor allem eines:

Mario Draghis in die Hunderte von Milliarden Euro gehenden Stützungsmaßnahmen und all die mit schmucken Kürzeln an den Start gegangenen „Rettungsschirme“ haben weder zur Wirtschaftserholung noch zu wirklichen Reformen geschweige denn zur Stabilisierung der Banken getaugt. Sieben Jahre sind ins Land gegangen, Unmengen neuer Schulden wurden aus dem Boden gestampft – und um die Banken steht es heute schlimmer als damals.

Griechenland am Abgrund

Vor einigen Wochen hatte ich gemutmaßt, dass die EU entweder an der Südflanke oder aber durch „Probleme“ Deutschlands auseinander fallen wird. Heute, wenige Tage vor dem nächsten EU-Gipfel, erscheint beides wahrscheinlich: Griechenland ist, was bis auf die Würdenträger in EZB, Berlin und Brüssel jeder weiß, pleite. Wie pleite, das sehen Sie im Athener Banken-Index. Und ausgerechnet Griechenland soll mit Hot Spots und ähnlichen Geniestreichen die Flüchtlingskrise entschärfen?

Die Türkei forderte in dieser Woche dafür nicht mehr drei, sondern 30 Milliarden Euro. Griechenland hingegen wird allein gelassen. Von den 160.000 Flüchtlingen, deren Verteilung auf andere EU-Staaten im September beschlossen wurde, sind nach Angabe der EU-Kommission vom Mittwoch bis jetzt noch keine 500 von anderen EU-Staaten aufgenommen worden.

Das lässt erahnen, mit welchem Widerstand die Kanzlerin beim EU-Gipfel zu rechnen haben wird. Deutschland ist hier schlichtweg isoliert, Bayern wird Ende des Monats das Bundesverfassungsgericht anrufen und die kommenden Landtagswahlen werden das von mir Mitte letzten Jahres prognostizierte Ende der Kanzlerschaft Frau Merkels einleiten.

Böse, böser, Putin

So geht das mit der Steigerung von „böse“. Denn jetzt wissen wir es: Der russische Präsident Putin ist es, der uns den Flüchtlingszustrom aus Syrien beschert. Und wir wissen auch, dass Russland Europa spalten will. Denn Russland bombardiert moderate Kopfabschneider und – keine Frage – auch Zivilisten.

Tun das andere – die mit den guten Bomben – werden allerdings keine Zivilisten getroffen, sondern so genannte Kollateralschäden verursacht. In Krankenhäusern oder Schulen in etwa. Ein UN-Vorstoß, Schulen in Kriegsgebieten unter Schutz zu stellen, wurde zwar von 51 Staaten unterzeichnet, scheiterte jetzt aber am Veto Großbritanniens Ahnen Sie, was los wäre, wenn das statt der Briten die Russen wären?

Jedem, der sich auch nur ein wenig mit dem Völkerrecht beschäftigt hat weiß, dass sich in Syrien von allen dort aktiven Auslandsmilitärs ausschließlich Russland „legal“ im Land befindet, da es von der Regierung in Damaskus zur Hilfe gerufen wurde. Alle anderen, die hier ihre militärische Leistungsschau abbrennen, haben dort schlichtweg nichts verloren. Und während Berlin nun Moskau als Verursacher des Massen-Exodus`zu brandmarken versucht, sieht Carla Del Ponte, frühere Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag und weit davon entfernt, eine „Putin-Versteherin“ zu sein, die Dinge etwas anders: https://www.unzensuriert.at/content/0019999-UN-Kommissarin-Carla-del-Ponte-wuerdigt-Russlands-Rolle-im-Syrien-Krieg

Dass Russland – wie alle Öl exportierenden Länder – massiv unter dem Einbruch des Ölpreises leidet, aber natürlich auch unter den der EU von den USA aufgezwungenen Sanktionen (s. Vorausgabe), ist klar. Aber der nun angebahnte Deal zwischen China und Russland zur Lieferung russischen Öls, für das eben nicht mehr in US-Dollar bezahlt werden soll, lässt aufhorchen.

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Erst die Gründung der AIIB und der New Development Bank BRICS (ich berichtete) und nun der Ölhandel ohne den „Petro-Dollar“ – das ist nichts anderes als eine wirtschaftliche Kriegserklärung an die USA!

Verschärft wird sie durch den Iran. Gerade wieder zurück auf der weltpolitischen Bühne, plant Teheran nun, seine Ölverkäufe künftig in Euro abzuwickeln. Der Widerstand gegen die Vormachtstellung des US$ wächst.  Die letzten Staaten, die schon einmal versucht hatten, den Ölhandel (der nur der Einstieg in den gesamten Rohstoffhandel sein dürfte) vom US-Dollar zu entkoppeln waren Libyen und der Irak. Als Antwort wurden beiden Ländern Demokratie, Menschenrechte und westliche Werte beigebracht. China, Russland und wohl auch der Iran sind da etwas andere Kaliber.

Gold und Silber: Teil 1

Erst einmal zum Chart: Gold hat sich auf Dollarbasis zuletzt stark gezeigt und auch den 200 Tage-GD (im Wochenchart als GD 40 abgebildet) nach oben durchbrochen.

Und zur Wochenmitte gelang es dem Unzenpreis auch, den nahe 1.200 US$ verlaufenden, waagerechten Widerstandszone nach oben zu durchbrechen. Aus technischem Blickwinkel mehren sich damit die Hinweise auf eine echte Trendwende der Edelmetalle.

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Eines sollten aber alle Edelmetall-Anhänger wissen: Wenn Sie mitbekommen haben (ich schrieb es in der letzten Woche), dass unser Bundesfinanzminister das Bargeld ins Visier genommen hat, die EZB über die Abschaffung größerer Euro-Banknoten nachdenkt und die EU mal nachschaut, wie man der virtuellen Währung Bitcoin an den Kragen gehen könnte, dann sollten Sie sich gewiss sein, dass „der Staat“ alles versuchen wird, irgendwann auch einmal den Privatbesitz von Edelmetallen und Auslandsdevisen einzuschränken und/ oder Strafe zu stellen.

Klingt auch nach einer Verschwörungstheorie? Aber nicht doch: Schauen Sie mal hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Goldverbot Sie sollten das im Hinterkopf behalten. Und es vor allem aus dem Hinterkopf verbannen, irgendwelche „garantierten“ Edelmetall-Zertifikate zu kaufen. Davon gibt es heute weit mehr als physisches Material. Luftnummern, also einfach Finger weg!

Gold und Silber: Teil 2

Bis es (wenn überhaupt) zu einem Edelmetallverbot und zum Verbot des Privatbesitzes von Auslandsdevisen kommen wird, wird es dauern. Und wir werden es frühzeitig sehen können. Bis dahin könnten sich Gold und Silber durchaus eines Comebacks erfreuen. Was nach dem nebenstehenden Chart vor allem für Silber gilt. Der Ende 2015 bewerkstelligte Abwärtsbreak des Unzenpreises unter die seit 2003 bestehende Aufwärtstrendgerade, die aktuell fast gleichauf mit dem 200 Tage-GD verläuft, wurde nun kraftvoll überschritten. Auch daraus kann mehr werden. Aber ein kurzfristiger eingestellter Chart signalisiert, dass zum Call-Einstieg ein Londoner Unzenpreis über 16,50 US$ abgewartet werden sollte. Danach winken 19 und später 26 US/oz. Umsetzen werde ich derartige Positionen in meinem Börsendienst Secretz (www.secretz-online.de).

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Freeport McMoRan: Stopp einziehen!

Alle Leser, denen ich beim Bruch von Freeport McMoRan unter 19 US-Dollar hier im pp-Newsletter zum Put-Einstieg in diese Aktie geraten habe, sollten jetzt einen Stopp einziehen!

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Mit nun 5,01 US$ sitzen Sie hier auf wirklich fürstlichen Gewinnen, die einfach einmal abgesichert werden müssen. Der nächste charttechnische Widerstand liegt bei 6 US$. Platzieren Sie Ihren Stopp bitte knapp darüber, auf 6,30 US$!

DAX: Letzte Haltelinie

Der kleine Hype, der gestern nach den Commerzbank-Zahlen und dem Anleiherückkaufprogramm der Deut-schen Bank ausbrach, kam für den deutschen Aktienmarkt aus charttechnischem Blickwinkel in buchstäblich letzter Minute.

Der DAX, diesmal im logarithmischen Chart abgebildet, spricht für sich: Der seit dem Frühjahrstief 2009 etablierte Aufwärtstrend wurde mit dem am Donnerstag erreichten Kurstief in einer als perfekt zu bezeichnenden Präzision ausgetestet.

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Dass die Lage mehr als brenzlig sein muss, zeigt sich schon allein daran, dass die Bundesfinanzminister und die Spitzen der Banken beruhigende Worte zu veröffentlichen glauben müssen. Sehr originell, wenn gleichzeitig mit Vehemenz daran gearbeitet wird, dem Bargeld den Boden zu entziehen, Negativzinsen zu etablieren und endgültig eine paneuropäische Haftungsgemeinschaft zu etablieren, während Griechenland von der „Troika“ gerade der Todesstoß versetzt wird.

Immer wenn aus Berlin beschwichtigende Botschaften zum Markt zu vernehmen sind, wartet das Verbot von Leerverkäufen schon hinter der nächsten Ecke. Und ich würde mich wundern, wenn es bis dahin noch lange dauern würde. Nach den einwöchigen Feiern zum chinesischen Neujahrsfest nimmt Shanghai am Montag wieder den Handel auf. Was die nächste Lawine ins Rollen bringen könnte.

Ich hoffe, Sie sind meinem Rat zum Aufbau lang laufender DAX-Puts gefolgt. Falls Sie Ihre Gewinne noch nicht über einen Stoppkurs abgesichert haben, tun Sie es bitte. Und werden Sie ausgestoppt, steigen Sie bei einem Rückgang des DAX unter 8.700 (Schlusskurs) neu ein!

Wall Street: FED auf falschem Fuß erwischt

Das waren ja mal wieder „klare Worte“ von Janet Yellen, der Chefin der US-Notenbank. Ein Floskel-Generator wie etwa hier http://www.ddahlke.de/misc/ floskeln.html hätte das ähnlich gut hinbekommen.

Die Wirtschaft wächst, aber es gibt Risiken. Und die muss man natürlich im Auge behalten. Ja doch, die US-Wirtschaft wächst bekanntermaßen immer, Risiken sind auch nicht völlig unbekannt und ein waches Auge oder besser noch zwei oder drei können auch nicht schaden.

Leider scheint sich das von der Notenbank diagnostizierte Wachstum nur aus Daten zu erschließen, die niemandem sonst zugänglich sind. Und irgendwie ist diese Botschaft auch am Aktienmarkt angekommen. Dow Jones, NYSE Composite und S&P 500 sind unter ihre seit Frühjahr 2009 bestehenden Aufwärtstrendlinien gerutscht; einzig der Nasdaq 100 kann sich bis jetzt noch oberhalb dieser Trendgeraden behaupten.

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Das Hauptproblem, das die Notenbanken nicht so gerne ansprechen: Die Weltwirtschaft befindet sich inmitten einer Rezession, wenn nicht sogar schlimmerem. Hinzu kommen von den Rohstoffmärkten ausgehende, ausgeprägte deflationäre Tendenzen. Der Rogers Commodity-Index ist längst unter sein „historisches“ Tief von 2009 gefallen und alle Versuche der Re-Inflationierung sind bis jetzt erkennbar in die Hose gegangen. Und was sehen wir? Die US-Notenbank versucht ihr Heil in Zinserhöhungen, während EZB, Bank of Japan und Chinas „Bank des Volkes“ das verschärfen, was schon bis jetzt nicht geholfen hat. Anders ausgedrückt: Die Damen und Herren „schwimmen“. Und das ganz gewaltig.

Besonders für China (und damit ganz Asien) und die USA sieht die Lage ausgesprochen brisant aus. Chinas Banken drohen massive Kreditausfälle. Und über den USA kreist der Albtraum des Verlusts der Vormachtstellung des US-Dollars und damit der Verlust des wesentlichen Stützpfeilers des amerikanischen „Geschäftsmodells“. Bis jetzt wurden Staaten, die daran zu rütteln wagten, mit einem Krieg beglückt. Hoffen wir, dass man in Washington weise genug ist, das nicht mit Russland oder China zu versuchen.

HangSeng: Einen Trade wert!

Anders als im Shanghai Composite wurde in Hongkong auch in dieser Woche gehandelt. Und der HangSeng hat ein Problem. Ein großes sogar. Mehr als 250 Banken aus über 30 Ländern.

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18 der 45 im HangSeng gelisteten Aktien gehören zum Bereich Finanzen bzw. Immobilien. Da kann man sich an den Fingern einer Hand abzählen, was auf den Index zukommt, wenn den Anlegern zu schwanen beginnt, dass die in den vergangenen sieben Jahren propagierte „Rettung“ der Banken schlichtweg nicht stattgefunden hat. Ein lang laufender Put auf den HangSeng ist daher aus meiner Sicht so etwas wie eine „sichere Bank“!

Viel Erfolg und beste Grüße!

Axel Retz

www.private-profits.de

 

 

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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