Commerzbank ist die große Ausnahme
Obwohl die amerikanischen Aktienmärkte in dieser Woche unter Druck standen und wahrscheinlich auch die Januar-Performance negativ ausfallen wird, zeigt sich der DAX von seiner besten Seite. Allerdings ist das Eis, auf dem die Käufer ihre Party feiern, recht dünn.
Im Gegensatz zum Dow Jones, S&P 500 sowie auch dem europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 beeindruckt der DAX nicht erst seit Jahresbeginn mit einer hohen Relativen Stärke. Sogar für US-Anleger war es in den vergangenen drei Wochen vorteilhaft gewesen, trotz der Dollar-Aufwertung in deutsche Blue Chips zu investieren. Der DAX kletterte stärker als der Euro in die Tiefe rauschte. Da zudem die heimischen Papiere im vergangenen Jahr kaum zulegten und über Nachholpotenzial verfügen, fließt frisches Geld nach Frankfurt. Dazu kommt die dank der Euro-Abwertung verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen – auch gegenüber US-Konzernen – auf den Weltmärkten und die stark expansive Geldpolitik der EZB.
Eine perfekte Mischung, die dazu führt, dass bisher recht zuverlässige statistische Erfahrungswerte bis an ihr Limit ausgereizt werden. Ob dies gesund und nachhaltig ist, wird sich zeigen. Zumindest in der Vergangenheit lieferte der DAX gegenüber dem S&P 500 nur sehr selten ein Eigenleben, vor allem steigende Kurse in Frankfurt und eine Konsolidierung an der Wall Street ist kritisch zu sehen. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass sich die US-Börse am DAX orientieren wird…
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Bevor wir die charttechnische Ausgangsbasis anschauen, ein Blick auf die oft vernachlässigte Umsatzentwicklung. Die Serie von steigenden Kursen und anziehenden Umsätzen hatte bis zum 23. Januar Gültigkeit. Seitdem haben die Käufer offenbar etwas Höhenangst bekommen, zumindest fällt das Engagement der Investoren wesentlich geringer aus. Nach Umsätzen von zuvor bis zu 7 Mrd. Euro auf Xetra sackte das Volumen zuletzt auf 3,8 Mrd. Euro ab. Offenbar haben bereits einige institutionelle Investoren einen Großteil ihrer angepeilten Jahresperformance erzielt und bringen die erzielten Gewinne in Sicherheit. Die kommenden Tage werden daher entscheidend – kommt es zu Anschlusskäufen bei steigenden Volumen oder nicht?
Zumindest die Signale der Markttechnik mahnen unverändert zur Vorsicht. Der DAX ist in zu kurzer Zeit zu schnell gestiegen, dies ist ungesund und führte in der Vergangenheit mehrfach zu einer Konsolidierung. Nahezu alle Werte (außer Commerzbank) im Index notieren über ihrer 21-Tage-Linie, ein erstes Warnsignal. Zudem hat sich auch der DAX gefährlich weit von seinem Monatsmittelwert entfernt. Aktuell liegt die Differenz bei 6,4 Prozent, in dieser Woche wurden schon Werte von knapp neun Prozent gemessen. Dies ist der höchste Abstand seit Ende 2011 (Euro-Krise) sowie Frühjahr 2009 (Finanzkrise). Der entscheidende Unterschied: Damals waren die Kurse zuvor deutlich unter Druck geraten und auf neue Bewegungstiefs gefallen – wir sagen eine typische technische Gegenbewegung. Derzeit befindet sich der Markt hingegen auf Rekordjagd. Beide Signale zusammen betrachtet sprechen eigentlich für eine Konsolidierung, die entweder als Seitwärtsbewegung oder Kurskorrektur erfolgt.
Sollte das Rekordhoch fallen, scheint der Weg bis zur 11.000er-Marke frei zu sein. Je weiter der DAX nun aber steigt, desto größer wird auch das potenzielle Rückschlags-Risiko. Auf der Unterseite besteht eine in den vergangenen Tagen mehrfach bestätigte erste Haltemarke bei 10.600. Fällt der DAX tiefer, könnte ein Kursrutsch von rund 300 Punkten einsetzen, denn bis in den Bereich um 10.300 ist das Handelsvolumen aufgrund des dynamischen Anstiegs sehr gering (Kurslücke). Eine wirklich gute Haltemarke liegt aber erst im Bereich des alten Ausbruchsniveaus um 9960 / 10.100 (21-Tage-Linie) vor.
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