Böses Erwachen

Themen des Tages: Fed bereitet Politikwechsel vor +++ die Projektionen im Detail +++ Gold vor Verkaufssignal+++

 

 

Zwei Amerikaner prägten gestern das Bild in Deutschland. Während im „Backofen“ Berlin Barack Obama während seiner Rede bejubelt wurde, lauschten die Strategen an den Finanzmärkten den Worten von Fed-Chef Ben Bernanke. Sicherlich, die ganz große Überraschung blieb aus. Grob gesehen lieferte die Fed exakt die Signale, die ich hier gestern erwähnte: Während die Zinsen auch weiterhin bei 0-0,25% bleiben, könnten die monatlichen Anleihekäufe bereits in diesem Jahr zurückgefahren werden. Eine nicht unerhebliche Rolle spielten auch die Projektionen. Die Fed rechnet im nächsten Jahr mit einem leicht stärkeren BIP-Wachstum, die Arbeitslosigkeit wurde nach unten revidiert.

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Quelle: FOMC

Die Geldschleusen bleiben somit weit geöffnet, eigentlich müssten die Aktienmärkte darauf mit Kursgewinnen reagieren. Die Realität sah freilich anders aus. Der Dow Jones gab um 1,3 Prozent nach. Von den fast 4000 Aktien an der NYSE, Nasdaq und Amex verzeichneten 3199 Papiere Kursverluste, nur 692 Titel legten zu. Das Abwärtsvolumen lag bei 88 Prozent – ein recht hoher Wert. Das Verhältnis der Aktien über dem 20-Tage-Durchschnitt rauschte von 58 auf 44 Prozent.

Die Gründe? Zwar gab es durchaus Signale einer weiterhin expansiven Geldpolitik. So erwarten 15 FOMC-Mitglieder eine Zinserhöhung erst nach 2014, einer mehr als im März. Zudem betonte Bernanke, dass die Zinsen mindestens so lange tief bleiben, wie die Arbeitslosenquote über 6,5 Prozent bleibt, wobei die Schwelle durchaus auch nach unten angepasst werden könnte. Insgesamt überwiegen dennoch die restriktiven Töne. Vor allem die veränderte Risikoeinschätzung wurde vom Markt negativ aufgenommen. Nach Einschätzung der Fed sind die Abwärtsrisiken für die Konjunktur zurückgegangen, folglich wurden die Wachstumsprojektionen für das nächste Jahr leicht angehoben. Im laufenden Jahr soll bereits damit begonnen werden, dass QE-Volumen zu reduzieren, bis Mitte 2014 dürfte das Programm dann komplett eingestellt sein. Fasst man alles zusammen, überrascht die negative Reaktion an den Aktienmärkten nicht mehr. Bessere wirtschaftliche Aussichten werden mit fallenden Kursen quittiert, weil die Aussicht auf billiges Notenbankgeld schwindet. Bis vor wenigen Jahren noch ein undenkbarer Zusammenhang. Wir leben in verrückten (Börsen)-Zeiten.

 

Zum heutigen Handelstag:

Die Märkte nehmen den angekündigten Ausstieg heute vorweg, und das gilt für alle Asset-Klassen. Zur Wochenmitte stand der Euro noch bei 1,34 Dollar, heute werden Kurse von weniger als 1,325 Dollar aufgerufen. Der Anstieg des Greenback setzt natürlich den Edelmetallen zu, die in Dollar abgerechnet werden und nun für Investoren teuer sind. Natürlich belastet auch die Ankündigung von Bernanke, die Anleihekäufe zurückzufahren. Vor allem beim Goldpreis wird es nun richtig spannend, denn die Feinunze steht nur noch hauchdünn über dem April-Crash-Tief. Für mich liegt der Zielbereich weiterhin bei 1250 Dollar.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Für Verunsicherung sorgen zudem erneut schlechte Meldungen aus China, denn die Lage für das verarbeitende Gewerbe in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft trübt sich weiter ein. Darauf deutet der HSBC PMI hin, der im Juni auf 48,3 Punkte fiel und damit auf den tiefsten Stand seit September 2012. Zudem notiert das Barometer nun den zweiten Monat in Folge unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Sowohl die externe als auch die Binnennachfrage neugen zur Schwäche. „Zusammen mit den extremen Liquiditätsverspannungen auf dem Interbankenmarkt wird die restriktive Geld- und Fiskalpolitik – und damit letztlich der Reformkurs der neuen Regierung – gleich von zwei Seiten einer Belastungsprobe unterzogen“, schreiben am Morgen die Experten der NordLB.

 


Zur Verfügung gestellt von: Forexpros dem Aktien Portal

 

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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