By 3. April 2015 Read More →

Barrick Gold – Kurshalbierung oder Rally?

Die Weltwirtschaft liegt danieder, auch wenn findige Statistiker das nach Kräften schönzufärben versuchen. Für den Ölpreis sind das, ebenso wie der mit dem Iran abgeschossene „Atomdeal“ eher düstere Perspektiven. Halten Sie Rohöl im Auge. Und auch Barrick Gold.

Wie hoch oder niedrig die Arbeitslosenquote eines Landes ist, das hängt maßgeblich davon ab, was denn da gemessen wird und was nicht. Mit der veröffentlichten Arbeitslosenquote von unverändert 5,5 Prozent haben die Statistiker des Bureau of Labour Statistics erneut tief in die Trickkiste gegriffen. Die Behörde selbst räumt zwar ein, dass die Arbeitslosenquote bei gut dem Doppelten läge, wenn man auch kurzfristig entmutigte Arbeitssuchende und Minijobs erfassen würde. Nur:

Rechnete man auch noch diejenigen Arbeitssuchenden hinzu, die „langfristig entmutigt“ sind und 1994 aus der Statistik entfernt wurden, dann läge die tatsächliche Arbeitslosenquote in den USA heute bei 23 Prozent. Und um diesen Wert oszilliert sie schon recht lange. Zur Erinnerung:

Im September 2007, die Fed Fund Rate lag bei 5,25 Prozent, begann die US-Notenbank mit dem Absenken der Leitzinsen, die dann ab Ende 2008 bei 0,25 Prozent landeten und seitdem unverändert geblieben sind. Genutzt hat es dem amerikanischen Arbeitsmarkt nichts. Dass die Notenbank jetzt ausgerechnet unter Berufung auf den florierenden Arbeitsmarkt mit einer Anhebung der Leitzinsen wirkt, obwohl ja auch sie wissen dürfte, was die offiziellen Arbeitsmarktdaten wert sind, ist wirklich absurd.

Sieht man sich die desolaten Zahlen vom US-Häusermarkt an oder den eingebrochenen ISM-Einkaufsmanager-Index oder auch die nun erstmals wieder rückläufige Nachfrage nach Automobilen, so lässt das selbst unter optimistischsten Bedingungen allenfalls die Schlussfolgerung zu, dass es in den USA eine seichte konjunkturelle Zwischenerholung gegeben haben könnte, mehr aber auch nicht.

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Und wenn ein faktischer Nullzins und die durch die gepurzelten Energiepreise zusammen keinen Aufschwung zuwege bringen können, dann fragt es sich a) mit was denn dann nach einer Leitzinsanhebung zu rechnen ist und b) wie die Kurse an der Wall Street darauf reagieren werden. Ihr Treibsatz waren die extrem niedrigen Zinsen und schließlich das mittlerweile ausgelaufene Quantitative Easing. Steuert die Federal Reserve nun einen gegenläufigen Kurs, könnte das durchaus bitter werden. In der Vergangenheit waren Zinserhöhungen so gut wie immer gefährlich für den Markt. Bis jetzt griff die FED allerdings zu dieser Maßnahme allerdings immer nur, wenn die Wirtschaft heiß und die Inflation aus dem Ruder zu laufen drohte. Von beidem kann heute nicht die Rede sein. Ökonomischer Logik folgend (falls davon heutzutage überhaupt noch gesprochen werden kann) müssten wir uns wohl auf eine „etwas“ unsanftere Gegenbewegung nach unten einrichten.

Dow Jones: Technische Eintrübung

Vermehrt geisterten in den vergangenen Wochen düstere Kommentare zur Wall Street durch die Berichterstattung, meist einmündend in die Frage, wann denn die Korrektur vorüber sei.

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Sieht man sich den nebenstehenden Wochenchart des Dow Jones an, drängt sich zwangsläufig die Frage auf, von was diese Leute reden. Ich für meinen Teil sehe in diesem Kursverlauf nichts, aber auch gar nichts, was auf eine irgendwie auffällige Abwärtsbewegung hingedeutet hätte. Und mit einem aktuellen Minus vom Allzeithoch in Höhe von 2,88 Prozent geben auch die nackten Zahlen das nicht her. Interessanter wird es, wenn man sich die Entwicklung des Momentum-Indikators und der Umsätze ansieht. Beide verlaufen seit geraumer Zeit gegenläufig zur Kursentwicklung. Diese „negativen Divergenzen“ stellen allerdings für sich genommen noch keine Verkaufssignale dar, die zeigen lediglich an, dass die Hausse von innen her erodiert. Die Kurse werden dem über kurz oder lang folgen. Und das so gut wie sicher nicht gemächlich, sondern abrupt. Und wenn wir diesen Zeitpunkt erwischen, klingelt es in der Kasse!

Weltwirtschaft: Kein Frühling in Sicht

Die Wirtschaftsentwicklung der USA hatten wir bereits angesprochen. Die Europas kennen wir. Und während China mit immer neuen Hiobsbotschaften aufwartet, scheint die Geldschwemme der Bank of Japan ebenfalls nicht zur Stimulierung der Wirtschaft beitragen zu können. Für das vierte Quartal 2014 wurden die Wachstumszahlen nach unten korrigiert und die neuesten Zahlen sehen auch nicht besser aus.

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Kein Wunder also, dass die Rohstoffpreise für eher düstere Perspektiven sprechen. Zwar könnte der Rogers Commodity-Index jetzt ein kleines charttechnisches „Doppeltief“ ausbilden, wahrscheinlicher aber ist es, dass wir bald neue Verlaufstiefs sehen werden. Ein Zeitpunkt, zu dem wir uns wieder den Industriemetallen und hier vor allem Kupfer zuwenden werden.

Dass es um die Weltwirtschaft alles andere als gut bestellt ist, unterstreicht auch der Blick auf den Baltic Dry Frachtraten-Index, der nun sogar unter die Tiefs der offiziell ja für beendet erklärten Finanzkrise gefallen ist.

Es ist zwar richtig, dass der Index durch die Überkapazitäten der Reedereien verzerrt wird, dieses Argument war aber auch schon vor Jahren gegeben. Als Trendhinweis für die weltweite Wirtschaftsaktivität ist der Baltic Dry, zusammen mit der Entwicklung der Rohstoffpreise, dennoch eine gute Sache. Wenn auch nicht unbedingt für die Haussiers.

Rohöl: Einfach nur ein wenig warten

Der Vertrag zum sgn. „Atomdeal“ mit dem Iran ist noch nicht ganz trocken, da spinnen sich bereits weitreichende Wirtschaftserwartungen an das Abkommen. Nach der Aufhebung der Sanktionen gegen Teheran scharren internationale Unternehmensvertreter schon mit den Hufen, um vom Investitionsstau des Landes zu profitieren. Zahlen kann der Iran dabei „in Öl“ bzw. dem, was er aus Ölverkäufen erlöst.

Die stark gepurzelten Ölpreise sind da natürlich nicht unbedingt von Vorteil, zumal der Iran als Exporteur des Rohstoffs ja jetzt ebenfalls wieder in Erscheinung treten und damit weiteren Preisdruck verursachen könnte. Einen sofortigen Absturz des Barrelpreises hat es aber nach dem Deal entgegen der Erwartungen vieler Analysten bis jetzt nicht gegeben.

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Charttechnisch bleibt es damit beim vorbekannten Bild: Entweder der Ölpreis unterkreuzt die absolut perfekte, seit 1999 etablierte Aufwärtstrendlinie oder aber er überschreiten sein bisheriges Jahreshoch, um sich dann in Richtung 70 USD/barrel aufzumachen.

Geht der Schuss nach hinten los, winken uns hingegen wahrscheinliche Preise nahe 30 USD/Barrel. Dieser Chart ist fast zu schön, um wahr zu sein. Und wir müssen einfach nur warten, welches Signal wir präsentiert bekommen. …

Barrick Gold: Prinzip Hoffnung

Ich kenne ein paar Leute, die haben den gesamten Niedergang der Barrick Gold-Aktie mit immer neuen Kaufempfehlungen gepflastert. Genutzt hat es nichts, wie Sie im Chart sehen. Von 55 auf zehn US-Dollar ist der Titel in den Keller gerauscht.

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Heute ist es auch bei mir soweit, dass ich über einen Einstieg nachdenke. Denn nun ist es aus technischer Sicht erstmals möglich, dass wir eine Trendwende sehen könnten. Dazu aber muss die Aktie ihr letzten Zwischenhoch bei gut 13 USD überschreiten und vor allem die im Chart eingezeichnete Abwärtstrendgerade knacken. Gelingt das, können mit engem Stopp erste Call-Positionen aufgebaut werden, wobei Sie vor allem auf eine sehr lange Laufzeit achten sollten. Denn um 15 USD wartet eine recht massive Widerstandszone, deren Überwindung u. U. etwas Zeit kosten könnte. Im Auge halten sollten Sie, da nicht minder interessant, aber auch die Abwärtsperspektive, die nach einem Schlusskurs der Aktie unter 10 USD greifen und der Aktie die Chance zu einer nochmaligen Kurshalbierung eröffnen würde. Neben Rohöl halte ich auch Barrick Gold jetzt für unbedingt beobachtenswert!

Viel Erfolg!

Axel Retz

About the Author:

Axel Retz ist seit über 25 Jahren als Chefredakteur von Börsenmagazinen und Börsendiensten tätig und betreibt das Portal private-profits. Konservative Anleger finden dort seit Jahren bewährte, treffsichere Strategien zur Outperformance der Märkte in Hausse- und Baissephasen. Aggressivere Trader finden alle notwendigen Tools, um mit kleinem Einsatz kurzfristige Gewinne zu erzielen. „Phasen, in denen sich keine Gewinne erzielen lassen, das sind die Seitwärtsmärkte. Aber sie sind nichts anderes als Unterbrechungen im Trendverhalten. Technische oder fundamentale Analyse? Für mich macht es die Mischung!“

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