By 14. August 2014 Read More →

Bärenmarktrally oder tragfähige Bodenbildung?

Noch sind die Würfel nicht gefallen, der DAX könnte aber bereits heute einen ersten wichtigen Grundstein für ein kurzfristig positives Szenario legen. Voraussetzung dafür sind Anschlusskäufe, gerade bei den Indexschwergewichten wie Allianz, BASF, Bayer, SAP und Siemens.    

Es scheint mal wieder so zu sein, dass die Wall Street den DAX erneut anschiebt und den Bullen einen Vorteil zukommen lässt. Nach wie vor präsentiert sich der Markt jenseits des Atlantiks in einer starken Verfassung, die Outperformance in den vergangenen Wochen ist sehr auffällig. Während der heimische Leitindex ausgehend vom Rekordhoch um rund 11,4 Prozent korrigierte, verzeichnete der richtungsweisende S&P 500 nur Verluste von vier Prozent. Die Wall Street nimmt erneut Schwung. Als Kauftrigger wurde mal wieder die 100-Tage-Linie bestätigt, bereits seit Anfang 2013 (!) endete jede Korrektur des S&P 500 am mittelfristigen Durchschnitt (s. auch Chart-Show). Heute könnte der Index die 55-Tage-Linie zurückerobern, darüber wäre mit einem Angriff bis an die 2000er-Schwelle zu rechnen. Zumindest gestern wurde Risiko erneut gekauft, der Nasdaq 100 zeigte mit Kursgewinnen von 1,13 Prozent eine klare Outperformance gegenüber den Standardwerten. 67 Prozent des gehandelten Volumens an der NYSE entfiel auf steigende Kurse, 72 Prozent der rund 3000 Aktien verzeichneten Kursgewinne. 68 neuen Hochs standen nur 29 neue Tiefs gegenüber, unter dem Strich recht klare Signale. Nur die unverändert hoch bewerteten und damit risikoreicheren Small Caps (Russell 2000) werden noch nicht verstärkt gekauft.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Ich bleibe vorerst aber skeptisch, die aktuelle Erholung bei den wichtigsten Indizes könnte sich nur als Strohfeuer entpuppen. Beim DAX sehen wir bisher nur eine Bärenmarktrally, die Kursgewinne seit dem 8. August sind lediglich eine technische Gegenreaktion auf den scharfen Rücksetzer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sowohl für den deutschen Aktienmarkt als auch die US-Indizes geht es nun um die Wurst. Gerade beim S&P müssen die Käufer nun zwingend am Ball bleiben, im Chart darf auf keinen Fall ein gegenüber den Juli-Hochs niedrigerer Hochpunkt ausgebildet werden. Dreht der Markt hingegen schon im Dunstkreis der 200-Tage-Linie nach unten, wäre dies ein sehr deutliches Schwächesignal.

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Der Stundenchart zeigt die wichtigen Handelsmarken. Erst wenn der DAX auch noch über der nächsten Hürde bei 9245 gekauft wird, steigen die Chancen für eine größere Erholungsbewegung bis in den Bereich um 9500 (200-Tage-Linie) oder maximal 9600 (horizontaler Widerstand; 61,8 Prozent Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung; theoretisches Kursziel abgeleitet aus der Höhe der Bodenformation). Formal ist die Korrektur erst beendet, wenn der DAX auch noch über 9600 steigt.

Dieses bullische Szenario ist derzeit noch Zukunftsmusik, vorbörslich belastet zunächst das schwache deutsche BIP. Der DAX wird rund 0,2 Prozent tiefer bei 9176 erwartet. Rücksetzer bis in den Bereich um 9030 / 9050 stellen kurzfristig noch keine Gefahr dar. Tiefer sollte der Markt allerdings nicht zurücksetzen, ansonsten droht ein erneuter Test der Region um 8900 / 9000. Ein größeres mittelfristiges Verkaufssignal mit Ziel 8770 liegt vor, wenn 8900 per Tagesschluss markant unterboten wird.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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