By 21. August 2014 Read More →

Apple, S&P – Was macht der DAX, wenn der Trend in den USA dreht?

Die US-Indizes gehen auf Rekordjagd, während der DAX nur die Zuschauerrolle einnimmt. Auch zur Wochenmitte hielt der Kapitalstrom in Richtung Wall Street an, während die europäischen Indizes und besonders der deutsche Aktienmarkt zunehmend den Anschluss verlieren. Immerhin, größere Gewinnmitnahmen sind bisher auch nicht zu beobachten.

Doch auch jenseits des Atlantiks wachsen die Bäume natürlich nicht in den Himmel. Der S&P verfehlte auf Schlusskursbasis nur knapp seinen Rekordwert, heute könnte die Marke fallen. So ganz allmählich sind die Indizes allerdings schon wieder heiß gelaufen, die stramme Rally der vergangenen Tage fordert zumindest eine Atempause. Im US-Leitindex notieren aktuell 77 Prozent der Aktien über ihrer 20-Tage-Linie, der gefährliche Bereich beginnt ab 80 Prozent. Spätestens wenn die Quote auf 85 Prozent steigt, droht der Trend erneut zu kippen. Zwischenfazit: Die runde 2000er-Schwelle will der Markt sehen, und Potenzial wäre auch noch vorhanden. Darüber wird die Luft dann aber sehr dünn, auch die Aufwärtstrendlinie sollte verstärkte Gewinnmitnahmen auslösen (s. Chart). Technologieaktien schwächelten am Mittwoch, ein erstes Warnsignal. Beispielhaft sei hier auf Apple verwiesen, die zur Handelsmitte mit 101,09 Dollar ein Rekordhoch erreichten und bis zur Schlussglocke die Gewinne komplett einbüßten.

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

Auch der heimische Aktienmarkt präsentierte sich  zur Wochenmitte etwas volatiler, Trader hielten ihr Pulver dennoch trocken. Bis zum Nachmittag gaben die Kurse nach, erst ab 16 Uhr holte der DAX einen Großteil der Verluste auf. Ein klassisches Patt zwischen Käufern und Verkäufern. Das Handelsvolumen auf Xetra fiel mit 2,2 Mrd. Euro erneut sehr dürftig aus. Insgesamt ist nach wie vor eine erhöhte Nervosität im Markt, wenig überraschend bei den zahlreichen geopolitischen Risiken, die es zu berücksichtigen gilt. Der VDAX New als Angstbarometer notiert bei 17,1 Punkten, deutlich höher als noch im Juni und Juli.

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Wesentliche neue Erkenntnisse brachte der gestrige Handelstag nicht, die Leitplanken bleiben vorerst unverändert. Nach wie vor scheint die Kombination aus 21-Tage-Linie (hellgrün), horizontalen Widerstand und 38,2 Prozent-Korrekturniveau einige Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen zu verleiten. Die Verkäufe sind durchaus nachvollziehbar, immerhin legte der DAX seit dem 8. August um 4,6 Prozent zu. Positiv fällt auf, dass bisher das erhöhte Angebot gut aufgenommen wird, die Gewinnmitnahmen belasten kaum den Markt. Als wesentliche Stütze erweisen sich hier natürlich die beständig guten Vorgaben aus den USA aber auch der fallende Euro. Für international agierenden Konzerne lässt der Gegenwind von der Währungsseite deutlich nach, was sich positiv auf die Geschäftsergebnisse ab dem dritten Quartal auswirken sollte.

Zurück zum DAX. Solange Kurse von weniger als 9360 aufgerufen werden, sollten Anleger die Kursentwicklung von der Seitenlinie aus verfolgen. Erst wenn der Markt auch noch darüber gekauft wird, eröffnet sich weiteres Potenzial bis an die 200-Tage-Linie bei 9500 sowie im günstigsten Fall bis an die richtungsweisende Barriere um 9600 (61,8 Prozent-Niveau).

Im bearischen Szenario liegt ein erster Haltebereich um 9200, eine potenzielle Aufwärtstrendlinie verläuft bei rund 9160. Diese ist allerdings als ebenso schwach einzustufen wie die 9050er-Marke. Verlässlich bleibt vorerst nur die Zone um 8900.

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Wochenanalyse:

Wiederholt sich die Geschichte?

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück, ein ähnliches Szenario ist auch jetzt vorstellbar. Aktuell stabilisiert sich der DAX an der mittelfristig wichtigen Unterstützungsregion um 8900 / 9000. Die Börsenampel bleibt somit auf Orange.

Bereits seit mehreren Wochen warne ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Die kurzfristig überverkaufte Lage im DSS Bressert ist ein erster Hoffnungsschimmer, allerdings kann der Signalgeber durchaus über mehrere Wochen im unteren Extrembereich verlaufen (s. Sommer 2012).

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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Posted in: Deutschland, Indizes

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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