Allianz, SAP – Gegenbewegung reicht noch nicht aus

Mit dem WM-Pokal in der Hand steigt nicht nur die Laune bei vielen Fußballfans. Auch der DAX zeigte am Montag einen Freudensprung. Allerdings wäre es nach den deutlichen Verlusten der Vorwoche zu früh, bereits Entwarnung zu geben.

Der gestrige Auftakt kann sich wirklich sehen lassen. Von den 30 DAX-Werten verbuchten 28 Werte Kursaufschläge, nur die beiden Leichtgewichte Fresenius Medical Care sowie Infineon büßten leicht ein. Was für den deutschen Leitindex nach wie vor zählt ist aber das Verhalten der Schwergewichte. Und hier passt das Bild, wenn man die zuletzt recht schwache Entwicklung bei Siemens ignoriert. Besonders die Relative Stärke von SAP sowie die jüngste Rally bei der Allianz treiben den DAX an bzw. verhinderten bisher eine größere Korrektur.

Auch am Montag verzeichneten die beiden Werte überdurchschnittliche Kursgewinne, die Allianz schaffte sogar den Sprung in die Top 10 des Relative Stärke-Rankings. Dies sind zunächst gute Nachrichten, allerdings findet sich auch schnell ein „Haar in der Suppe“. Lediglich Aktien im Volumen von 1,2 Mrd. Euro wechselten zu Wochenbeginn den Besitzer auf Xetra, die Gegenbewegung fußt somit auf schwachen Fundament. Ohnehin dürfen wir hier in den kommenden Wochen nicht zu viel erwarten. Zahlreiche Händler verabschieden sich nun in den Urlaub, entsprechend gering wird das Volumen ausfallen. Die rückläufigen Umsätze bedeuten aber nicht unbedingt, dass die Märkte nur noch auf der Stelle treten. Bereits mit vergleichsweise kleineren Beträgen können die Kurse bewegt werden, die Gefahr von Fehlsignalen steigt an.

Stunden- und Tagesanalyse:

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Um 1,2 Prozent schraubte sich der DAX am Montag in die Höhe, gut 38 Prozent der jüngsten Korrektur wurden wieder aufgeholt. Ein erster Anfang wäre geschafft, mehr aber auch nicht. Weitere Anschlusskäufe müssen folgen, um ein Ende der Konsolidierungsbewegung der Vorwoche ausrufen zu können.

Dazu sollte der DAX nun möglichst zügig das Zwischenhoch vom vergangenen Mittwoch bei rund 9820 zurückerobern. Hier hätte der Markt zugleich die Hälfte der Korrektur wieder aufgeholt, im Chart wird dies durch das 50 Prozent Retracement deutlich. Darüber stellen das 61,8 Prozent-Niveau sowie die fallende 21-Tage-Linie um 9870 und eine horizontale Marke um 9900 weitere Hürden dar. Erst wenn diese Barrieren überwunden sind, kann endgültig Entwarnung gegeben werden.

Vorbörslich zeichnet sich hingegen ein leichter Rücksetzer ab, Broker sehen den Index bei 9770. Zwischen 9730 bis 9750 könnte eine schwache Unterstützung in Anspruch genommen werden, fällt der DAX hingegen weiter zurück, trübt sich die Stimmung schnell wieder ein. Im Tagesverlauf müsste dann eine erneute Rückkehrbewegung an das Vorwochentief (100-Tage-Linie) um 9600 / 9640 einkalkuliert werden.

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Wochenanalyse:

MACD mit gefährlicher Divergenz

Mittel- bis langfristig betrachtet ist die Rally trotz der seit gut sieben Monaten laufenden Konsolidierung weiterhin als intakt zu bezeichnen. Richtungsweisend ist ein seit Sommer 2012 bestehender Aufwärtskanal, dessen Extremzonen mehrfach bestätigt wurden und somit über eine gewisse Relevanz verfügen. Während zum Jahreswechsel verstärkt die Oberseite im Fokus stand, führte die jüngste Konsolidierung zu widerholten Tests der unteren Aufwärtstrendlinie. Bisher nutzten die Käufer jeden Rücksetzer zum Einstieg, ein Kursverhalten, das wir auch im vergangenen Jahr mehrfach gesehen haben. Lediglich die Tatsache, dass der DAX bereits länger nicht mehr die obere Trendlinie angelaufen hat, kann als Schwächesignal ausgelegt werden.

Aus technischer Sicht stellt die 10.000er-Schwelle nur eine unbedeutende Kursmarke dar. Inzwischen scheint der psychologische Effekt aber den DAX zumindest zu einer Atempause zu zwingen. Potenzial auf der Oberseite wäre durchaus noch vorhanden, mittelfristig lässt der Kanal Platz bis 10.850.

Auf der Südseite ist der DAX gut abgesichert. Neben der erwähnten, zuletzt mehrfach bestätigten Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9510 sorgen auch die 200-Tage-Linie bei 9400 und die breite horizontale Unterstützungszone um 8900 / 9000 für Sicherheit. Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8900 aktiviert.

Warnsignal kommen von der Markttechnik. Der DSS Bressert ist in seine obere Extremzone vorgestoßen und kippt allmählich in den neutralen Bereich. Der MACD bildete sogar gegenüber seinem Hochpunkt zum Jahreswechsel eine tiefere Umkehr aus, obwohl der DAX neue Hochs erreichte. Diese negative Divergenz muss genau verfolgt werden und könnte ein Hinweis auf eine größere Korrekturbewegung sein.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200.

Auf Basis der Indikatoren wäre noch ein wenig Luft nach oben vorhanden. Beachten Sie vor allem den trendfolgenden MACD, der in den vergangenen 13 Jahren eigentlich recht zuverlässig die Wendepunkte beim DAX antizipierte. Allmählich erreicht der Signalgeber die Niveaus aus dem Jahr 2000 und 2007 (rote Linie).

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Posted in: Deutschland

About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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