By 25. September 2014 Read More →

200-Tage-Linie weckt Begehrlichkeiten

Der 200-Tage-Durchschnitt wird zwar von vielen Marktteilnehmern verfolgt, allerdings sollte die Signallinie nicht punktgenau beachtet werden. Ohnehin drängt sich derzeit der Eindruck auf, dass die Kurse in Frankfurt mal wieder verstärkt „fremdgesteuert“ werden.   

Ohne die US-Börsen scheint der DAX derzeit recht orientierungslos zu sein. Wie erwartet fielen die Kurse am Mittwoch zunächst unter die 9600, erst durch den Info-Index keimte wieder etwas mehr Kauflaune auf und die Notierungen eroberten positives Terrain zurück. Wobei man hier über die Gründe des Stimmungsumschwungs natürlich streiten kann. Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer enttäuschte auf der negativen Seite – sind nun schlechte Nachrichten wieder gute Vorgaben für die Aktienmärkte? Zumindest nach Meinung von einigen Analysten, denn mit dem Rücksetzer auf das niedrigste Niveau seit April 2013 steigen zugleich die Chancen, dass sich die EZB zu einem breit angelegten Anleihekaufprogramm durchringen könnte. Am Devisenmarkt wurde aber offenbar ein anderes Spiel verfolgt, der Euro reagierte nämlich kaum auf die ifo-Daten. Erst am Nachmittag – mit Eröffnung der US-Börsen – setzte sich die Abwertungswelle fort. Wer gestern auf die US-Futures schaute, brauchte auch den DAX nicht mehr länger zu verfolgen. Jede kleine Bewegung im S&P wurde in Frankfurt nachgehandelt. Ohnehin lieferte die Wall Street gestern nur auf den ersten Blick eine gute Performance ab. Technologiewerte wie der Nasdaq 100 rückten um gut ein Prozent vor, besonders die Rally bei den Biotech-Aktien (Link) ist beeindruckend. Aber sonst…an der NYSE legten nur 57 Prozent der Aktien zu, dass Aufwärtsvolumen lag bei 63 Prozent, in 18 Werten wurden neue Hochs erreicht, 130 bildeten neue Tiefs (!).

DAX: Stunden- und Tagesanalyse

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Immerhin im DAX sah das Bild etwas besser aus, nur sechs der 30 Indexwerte verzeichneten Verluste. Auch das Handelsvolumen lag mit 3,2 Mrd. Euro auf Xetra auf einem durchaus ordentlichen Niveau. Wie erwartet kam es zunächst zu einem Fehlausbruch auf der Unterseite, der DAX fiel kurzzeitig unter die wichtige Unterstützung bei 9600. Im Bereich der 200-Tage-Linie nutzten einige Schnäppchenjäger das ermäßigte Kursniveau, der wichtige Tagesschluss lag mit 9662 deutlich über der kritischen Schwelle.

Dennoch kann der gestrige Tag nicht so ganz überzeugen. Offenbar scheinen viele Akteure noch vom deutlichen Rücksetzer Ende Juni / Anfang August verunsichert. Der Aufwärtsimpuls hat in den vergangenen drei Wochen deutlich an Dynamik verloren, eine zügige Rückeroberung des Rekordniveaus um 10.050 scheint derzeit recht unwahrscheinlich.

Grundsätzlich bleibe ich somit bei meiner Prognose, dass der DAX vorerst nur seitwärts laufen wird. Auf der Oberseite begrenzt der Bereich um 9900 die Avancen der Bullen. Hier gilt es neben einer horizontalen Marke auf die steigende ehemalige Trendkanalgrenze zu achten. Zuvor könnte es bereits bei rund 9800 zu größeren Gewinnmitnahmen kommen.

Ebenfalls unscharf bleibt die Lage auf der Südseite. Wichtig ist, dass der Markt nicht mehr unter das gestrige Tagestief von 9540 zurückfällt. Spätestens bei 9500 müssen die Käufer wieder aktiv werden, ansonsten droht der Trend endgültig auszulaufen. Weitere Unterstützungen liegen noch bei 9400 und um 9270, hier ist auch die Unterseite der möglichen Range für die kommenden Tage.

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Wochenanalyse:

Sommer 2012 als Blaupause

Auch im langfristigen Wochenchart sind nun deutliche Bremsspuren der jüngsten Korrektur zu erkennen. Ähnlich wie auf Tagesbasis gab auch hier der Aufwärtskanal die grundsätzliche Richtung vor. Erstmals seit Sommer 2012 rutsche der DAX wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie. Allerdings eroberte der Markt vor zwei Jahren den langfristigen Gleitenden Durchschnitt rechnet schnell wieder zurück – aktuell sehen wir eine ähnliche Reaktion. Bleibt das Muster bestehen, sollte der DAX zumindest noch das Rekordniveau um 10.000 erreichen.

Bereits seit mehreren Wochen warnte ich an dieser Stelle vor der negativen Divergenz im MACD. Während der DAX in den vergangenen Monaten höhere Hochs ausbildete, wurden diese nicht mehr durch den trendfolgenden Indikator bestätigt (rote Linie beim MACD). Mit dem Kursrutsch wurden die bearischen Signale bestätigt, noch liefert der MACD aber kein Kaufsignal.

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Monatsanalyse:

Zwei Szenarien für die Zukunft

Im abgebildeten Monatschart seit 1960 wird vor allem die Bedeutung des Kursbereichs um 8000 / 9000 deutlich. Nach dem Ausbruch aus einer rund 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung im Jahr 1983 zeigte der DAX bis zur Jahrtausendwende eine ausgeprägte Rally-Bewegung. Mit dem Platzen der Spekulationsblase wurde diese Aufwärtsbewegung in den vergangenen 13 Jahren konsolidiert. In dieser Zeit bildete der Deutsche Aktienindex deutlich steigende Bewegungstiefpunkte aus, was auf einen allmählich steigenden Kaufdruck deutet. Der Sprung über die Hochpunkte aus dem Jahr 2000 und 2007 bei 8200 war somit nur eine Frage der Zeit. Der DAX löste ein sehr bullish aufsteigendes Dreieck nach oben hin auf, aus dem theoretisch Notierungen deutlich jenseits der 10.000er-Marke abgeleitet werden können.

Nach dem nun erfolgten Ausbruch sind zwei grundsätzliche Szenarien denkbar. Aufgrund der Bedeutung der Zone um 8200 wäre eine Rückkehrbewegung und somit ein Retest des Ausbruchsniveau nicht überraschend. Ein möglicher Wendepunkt könnte an der psychologisch wichtigen Schwelle von 10.000 liegen. Ausgehend von einem kurzen Test der fünfstelligen Kursmarke wäre mit einer Korrektur bis in den Bereich von 8200 / 8500 zu rechnen, von dem aus dann eine nachhaltige Aufwärtsbewegung erfolgen würde. Zugleich eröffnet sich Anlegern, die den Einstieg bisher verpassten, auf langfristige Sicht noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit.

In einem zweiten Szenario bleibt ein Test der Zone um 8200 von oben aus. Stattdessen läuft der Markt nach einer recht wahrscheinlichen Konsolidierung bei rund 10.000 weiter aufwärts. Neue Widerstände müssten sich erst noch herausbilden. Unwahrscheinlicher erscheint hingegen ein Rücksetzer unter das Ausbruchsniveau von 8200. Eine ähnliche Situation liegt auch im amerikanischen Leitindex S&P 500 vor.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem MACD. Der trendfolgende Indikator hat sich in den vergangenen 20 Jahren bereits mehrfach als guter Taktgeber für den langfristigen Verlauf erwiesen. Besonders an den Bewegungshochpunkten in 2000 und 2007 warnte der Signalgeber jeweils frühzeitig vor einer neuen Baisse. Die aktuelle Ausgangslage weist dabei viele Parallelen mit der Situation von vor 14 und sieben Jahren auf. Der MACD steht auf einem ähnlichen Niveau (knapp unter der roten Linie), zudem lieferte der Indikator erstmals seit August 2011 wieder ein Verkaufssignal.  

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About the Author:

Franz-Georg Wenner ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare und referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. Zusätzlich betreute er für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. Bereits seine Diplomarbeit im Fachbereich BWL der Uni Düsseldorf beschäftigte sich mit der Intermarket-Analyse.

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