By 11. Juli 2013 Read More →

Wie gefährlich ist der Zinsanstieg?

Steigende Zinsen sind normalerweise Gift für die Aktien. Normalerweise. Inzwischen leben wir aber in anderen Börsenzeiten. Nach einer Anpassungsphase könnten Aktien durchaus von der Entwicklung profitieren.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

hoffentlich genießen Sie ein wenig die schönen Sommertage. Speziell der sehr ungewöhnliche Handelsverlauf am vergangenen Freitag, an dem sich DAX und Dow in völlig verschiedene Richtungen entwickelten, hat bewiesen, dass derzeit das Trendverhalten der internationalen Indizes dem deutschen Sommerwetter frappierend ähnelt. Womit wir auch schon beim Thema wären.

Fast punktgenau testete der DAX kürzlich seine wichtige und nach wie vor deutlich steigende 200-Tage-Linie, um von dort wieder nach oben zu rennen. Daran erkennen Sie, dass trotz der nervigen Diskussion in den Medien über „Tapering“ bzw. wie und wann sich die FED von der ultralockeren Geldpolitik verabschieden wird, eine große Gruppe von Anlegern nach wie vor nicht aus der Ruhe bringen läßt und die Aktienquote hochhält. Trotz des ungewöhnlich dynamischen Anstiegs der Zinsen, z.B. der deutschen „Bunds“ oder der zehnjährigen US-Schatzbriefe. Wenn man sich den folgenden Chart betrachtet, sollte man als erfahrener Aktionär grundsätzlich einmal tief durchatmen und überlegen, ob man nicht zu viele Aktien hält. Oder wenigstens die Aktienquote reduzieren, absichern oder die Stopps sehr eng halten. Denn nach einem derartigen Anstieg der Renditen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass die Bewertungsverhältnisse fast aller Anlageklassen zueinander ins Schwanken geraten und z.B. Aktien weniger attraktiv werden. Soweit die graue Theorie bzw. was in „normalen Zeiten“ zu erwarten wäre.

Die Zinsen springen

Wie Sie sehen, hat sich binnen eines Jahres die Rendite der zehn-jährigen Anleihen verdoppelt. Das Tief wurde im vergangenen Juli kurz vor der berüchtigten Draghi-Rede (den Euro um jeden Preis zu verteidigen) bei 1,4 % markiert. Heute stehen wir bei etwa 2,6 %, die wegen der besseren Übersichtlichkeit als 26 notiert werden.

 

 

Im P & F Chart erkennt man eine deutliche Bodenbildung, einen neuen Aufwärtstrend und eine seit Mai (Ziffer 5) steil aufragende positive X-Säule. Wegen der starken Dynamik der Bewegung und des dreifachen Kaufsignals bei 20 liegt das Projektionsziel mittlerweile bei schier unglaublichen 4,8 Prozent. Sollte die Entwicklung wirklich in dieser Dynamik weitergehen, was ich mir kaum vorstellen kann, stünde die Hausse der Aktien auf sehr wackeligen Beinen. Dieser Chart bzw. der Sprung der Zinsen und die potentiell anstehende Zinswende in den USA ist es, was viele Anleger jüngst in Panik versetzt hat. Alleine in den USA wurden jüngst etwa 60 Milliarden Dollar aus Rentenfonds abgezogen, die dort bisher sehr beliebt waren und als sicher galten.

Der Anstieg der Renditen muss uns Investoren also nun ganz deutlich vor Augen führen, dass Anleihen (Staats- und Unternehmensanleihen) keine Einbahnstraße sind. Dies aber wiederum wirft die Frage auf, ob von der schwindenden Attraktivität von Anleihen nicht andere Vermögenswerte wie Aktien oder Gold profitieren könnten? Diesen Gedanken verfolge ich natürlich in meiner Vermögensverwaltung schon seit einiger Zeit und halte derzeit keine klassischen Rentenpapiere und vor allem keine Aktien aus Schwellenländern, die traditionell sehr stark unter die Räder kommen, wenn die Zinsen steigen. Auch in den vergangenen Wochen sah man deutlich, wie eng der Ausgang dieser Märkte ist, wenn das Geld zurück in den US-Dollar schwappt.

Wohin fließt das das Geld?

Auf den ersten Blick erscheint es unlogisch, denn in der Regel sind steigende Zinsen Gift für die Aktien. Aber ich glaube, dass zwar nicht unbedingt sofort aber nach einer Anpassungsphase Aktien profitieren werden. Und zwar aus dem simplen Grund, dass sich die wichtigsten Länder kaum Zinsen von mehr als zwei Prozent leisten können um ihre Staatsschulden zu bedienen.  Daher werden die Zinsen nicht so weit steigen wie in anderen Zyklen und die Notenbanken werden weiterhin die Renditen durch Anleihekäufe drücken. Dies könnte auch der Grund für die derzeitige starke Erholung der Indizes sein. Viele Anleger halten offenbar – ähnlich wie ich- die ganze Aufregung für übertrieben.

Neben Aktien könnte aber auch Gold von den Abflüssen bei den Renten profitieren. Klassisch betrachtet wird natürlich Gold unattraktiver, je stärker die Zinsen steigen. Nach dem Kurssturz und vor dem Hintergrund, dass die Zinsen weniger stark steigen als von vielen befürchtet, könnte Gold das Grobste hinter sich haben.

Die konkreten Infos hierzu erhalten Sie natürlich in meinem neuen Premium Brief.

US-Aktien noch nicht über den Berg

Wie kritisch es vor wenigen Tagen um den Aufwärtstrend stand, zeigt der folgende Chart des gleichgewichteten S & P 500 Index, in dem jede Aktie gleich viel zählt bzw. gleich wichtig für die Berechnung des Index ist. Dadurch kommt es nicht zu den üblichen Verzerrungen, daß nur wenige „schwere“ Titel den Index bewegen. Dies ist sehr wichtig, da die zyklischen Schwankungen von Indizes meist zuerst in den kleinen und sehr konjunkturempfindlichen Aktien spürbar werden. Falls Sie mehr über die Analyse der P & F Charts erfahren wollen, informieren Sie sich einfach hier.

 

 

Wie Sie sehen, ist der Aufwärtstrend der US-Aktien eindeutig intakt – zumindest gemessen an der steigenden Unterstützungsgeraden. Doch das kurze aber heftige Ausatmen der Kurse hat Kratzer und Bremsspuren hinterlassen. Ende Juni hat sich eine negative 0-Spalte gebildet, deren Dynamik bei 2.470 ein Verkaufssignal ausgelöst hat. Hier war der Druck der Verkäufer größer als noch im Mai. Auch heute noch ist das Signal intakt und deutet auf eine Korrektur bis in den Bereich der steigenden Unterstützungsgeraden bei 2.220 Punkten.

Natürlich muss es so nicht kommen und leider gibt es kein Drehbuch für die optimale Aktienanlage. Aber es gibt gewisse mathematische Wahrscheinlichkeiten und die Angewohnheiten der Menschen, die sich nicht verändern.

Daher wäre ich mit neuen Positionen sehr zurückhaltend, bis der Index nicht den Widerstand bei 2.600 geknackt und ein neues Kaufsignal generiert hat.

 

Beste Grüße

Klaus Buhl

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

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