By 1. März 2013 Read More →

Die Warnsignalen mehren sich

Die Gefahr, im aktuell volatilen Markt auf der falschen Seite erwischt zu werden, ist sehr hoch. Kurzfristig könnte es ungemütlich werden, denn einige Marktinterna zeigen deutlich, dass Kapital aus den Aktienmärkten abgezogen wird. Auch der DAX macht keine gute Figur.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

hoffentlich haben Sie und Ihr Depot die hektischen Richtungswechsel der vergangenen Tage gut überstanden. Streng genommen hat sich trotz der für uns unverständlichen „politischen Klatsche“ für das Reformlager in Italien nichts Neues ereignet und daher halte ich das Getöse der Medien für übertrieben. Viel mehr fühle ich mich wie Phil Connors, dem Protagonisten der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“, der in einer Zeitschleife festklemmt. In diesem Fall durchleben wir zwar nicht immer wieder den selben Tag – aber das aktuelle römische Spektakel folgt fast exakt dem Ringen um stabile Mehrheitsverhältnisse in Athen. Wie Sie wissen, haben politische Börsen kurze Beine, und kehren außerdem im Wiederholungsfall eines Ereignisses rasch wieder zur Tagesordnung über. Will heißen: mit der Neuauflage eines bekannten und eingepreisten Problems kann man an der Börse nur noch einen Regenwurm erschrecken.

Damit will ich aber nicht sagen, dass wir sofort und ohne die Risiken abzuwägen die jüngste Kursdelle zu Nachkäufen nutzen sollten. Vielmehr bekräftige ich meinen alten Standpunkt, dass Indizes zwischen überkauften und überverkauften Zuständen zyklisch schwanken. Die Gründe für die Kursveränderungen werden Ihnen die Medien IMMER nachreichen.

Im aktuellen Fall ist es so, dass praktisch alle bedeutenden Indizes überhitzt und sehr anfällig für Gewinnmitnahmen waren. Die jetzigen Rückschläge waren nur eine Frage des Zeitpunktes – nicht ob sie geschehen. In den vergangenen Wochen mit ihren teils sehr hektischen Schwankungen haben Sie daher nicht viel verpasst. Die Gefahr, hier auf der falschen Seite unter die Räder zu kommen und Geld zu verlieren, ist sogar sehr hoch. Deshalb zeige ich hier häufig die Risikoindikatoren des inneren Marktes und die Marktphasen, in denen es sich nicht lohnt, erhöhte Risiken einzugehen.

Derzeit bleibt der Risikozustand hoch bis sehr hoch und ich würde noch für eine Weile „in Deckung“ bleiben. Übrigens habe ich mich auch in meiner neuen Vermögensverwaltung daran gehalten und die Volatilität für die Kunden auf ein Minimum begrenzt. Schließlich kommt es für den langfristig erfolgreichen Anleger darauf an, Verluste zu vermeiden. Erst dann darf er sich nach den immer vorhandenen Chancen diszipliniert umsehen.

 

DAX mit hässlichem Kursmuster

Sehr deutlich und zum wiederholten Mal ist der DAX an seinem entscheidenden Widerstand abgeprallt. Wieder hat an dieser wichtigen Marke die Kraft und der Mut der Bullen nachgelassen. Diesmal sogar ganz deutlich, wie der Angebotsüberhang der Kerzenformation mit ihrem langen oberen Schatten zeigt. Da diese Formation, die einem „Abendstern“ ähnelt, auch am folgenden Tag mit einer negativen Kerze bestätigt wurde, interpretiere ich dies als ein veritables Warnsignal. Dieses wird außerdem noch durch die Tatsache verdeutlicht, dass der DAX unter seinen wichtigen gleitenden 50- Tage-Durchschnitt gerutscht ist.

Aus eigener langjähriger Erfahrung weiß ich, dass viele Fondsmanager niemals gegen dieses einfache Trendsignal handeln bzw. sich aus einem Markt entfernen, der auf Basis eines Quartales (etwa 50 Handelstage) nach unten zeigt. Da auch die Markttechnik in Form des RSI und des MACD nicht überzeugen, würde ich ganz deutlich auf die Risiken und nicht auf die Chancen achten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir demnächst die Gegend von 7.500 testen werden. Dies wäre keinesfalls eine Katstrophe, sondern sogar der „Normalfall“ auf den Sie an der Börse immer zielen sollten.

Falls hier die Kurse wieder drehen, tippe ich darauf, daß die Bullen im nächsten Anlauf die Widerstände bei 7.850 knacken und neue Hochs generieren werden. Rutschen wir aber unter die Marke von etwa 7.450, müssen wir uns mit der Möglichkeit eines Tests der steigenden 200-Tage- Linie anfreunden, die heute bei 7.100 verläuft. Aber auch dies wäre noch kein Unglück und kein zwangsläufiges Ende des übergeordneten Aufwärtstrends.

 

Erhöhter Risikozustand

Die steigenden Risiken zeigen sich natürlich auch in anderen wichtigen Charts, z.B. der Volatilität. Die implizite Schwankung der Kurse (Risiko) an der US-Leitbörse ist von 12 auf 19 % gesprungen. Dies ist im langjährigen Mittel moderat. Ich würde aber beachten, dass die Vola mit diesem Sprung sowohl die 50 als auch die 200-Tage-Linie überboten hat. Auch der der sehr konjunkturempfindlichen Transportsektor mahnt zur Vor-sicht und zeigt ein charttechnisches Wendemuster.

 

Hier sehen Sie ein negatives Überdeckungsmuster. Die negative Kerze umkleidet komplett den vorherigen Kerzenkörper. Nun kommt es für die Bullen darauf an, die Unterstützung bei 5.800 zu verteidigen. Die Markttechnik ist angeschlagen und deutet nicht auf eine rasche Erholung. Der RSI ist steil unter die 70 gekippt – ein echter Warnschuß. Der MACD ist deutlich auf die Verkaufsseite gedreht, unterstützt von seinem Histogramm, also der blauen Fläche unterhalb der Kurve.

 

Die Marktinterna

Sehr anschaulich zeigt der hier abgebildete Risikoindikator die Misere der Bullen. Mittlerweile hat sich die Anzahl der oberhalb der 50-Tage-Linie handelnden Aktien an der NYSE von 86 auf nur 59 % verringert. In praktisch allen Sektoren wird also mittlerweile Kapital aus dem Markt gezogen. Dies erkennen Sie auch daran, dass der Index von sehr hohem Niveau aus unter die magische Schwelle von 70 % getaucht ist.

 

Bei Interesse und weiteren Fragen wenden Sie sich bitte einfach an mich.

Mit herzlichen Grüßen aus Bonn,

Klaus Buhl

 

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

Posted in: Gastbeiträge

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

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