By 21. März 2013 Read More →

Die erste Warnlampe leuchtet

Meist äußere ich mich hier nur selten und ungerne zu politischen Ereignissen. Aber die Vorgehensweise der EU in Zypern war nicht nur ungeschickt, sondern könnte auch ein wichtiger Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein, wie man in Brüssel die nächste Eskalationsstufe der Finanzkrise zu lösen gedenkt.

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Obwohl die Auswirkungen und Mechanismen der Krise in Zypern nicht mit Kerneuropa zu vergleichen sind, würde ich an Ihrer Stelle den in Zypern gescheiterten Hilfsantrag der EU als Blaupause für die nahe Zukunft betrachten. Was ich damit sagen will: wer von Ihnen davon ausgeht, dass irgendwann einmal Länder wie Griechenland, Italien, Portugal oder sogar Frankreich innerlich schier zerreißen und die Währungsunion verlassen werden, der sollte nicht viel bares auf der Bank liegen haben. Vor allem, da es dann sicherlich um höhere Summen und Beteiligungsquoten als gestern in Zypern geht. Aber wer weiß, vielleicht lernt man in Brüssel auch dazu und „besteuert“ nicht nur Bankeinlagen, sondern führt auch eine Art „Lastenausgleich“ auf Immobilien oder Firmenbeteiligungen durch?

Finanzsektor sehr robust

Erstaunlich gelassen reagierte bisher der Finanzsektor – das hätte ich so wirklich nicht gedacht und da will ich ganz ehrlich sein. Oder haben die Marktteilnehmer die Risiken bisher ganz einfach übersehen und wiegen sich in falscher Sicherheit?

Ich habe bisher noch keine Idee, wie Zypern an frisches Geld kommen will und wie man einen „Bankrun“ mit Vorbildcharakter für andere Länder vermeiden will. Vorausgesetzt natürlich die EU und IWF bleiben konsequent. Russland seinerseits wird kein besonderes Interesse an der Lösung des Falles haben und sich trotz der bisherigen Schadenfreude eher für die Repatriierung des russischen Schwarzgeldes einsetzen.

 

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

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Bisher jedenfalls zeigt sich der europäische Finanzsektor nicht verschreckt und hat sogar die wichtigen Hochs des vergangenen Jahres bei etwa 225 Punkten deutlich überwunden. Alle wesentlichen gleitenden Durchschnitte zeigen einen ansteigenden Verlauf – sind also positiv zu bewerten. Sorge bereitet die Überkauftheit des Sektors, die sich auch an der großen Entfernung des Preises von der 200-Tage-Linie zeigt. Der MACD knickt leicht ein und könnte knapp vor einem Verkaufssignal stehen. Behalten Sie die für den Gesamtmarkt sehr wichtige Finanzindustrie gut im Blick und bleiben Sie stets bremsbereit.

Da sich Zypern offenbar nicht „retten“ lassen will und dadurch einen viel größeren Vermögensschaden für die Bevölkerung riskiert, die EZB aber konsequent bleiben muss, gehe ich davon aus, dass trotz der jüngsten Erholung der Finanztitel dieses Thema noch längst nicht ausgestanden ist. Wir dürfen also sehr gespannt sein – auch wie die Sparer in anderen Ländern reagieren werden. Vor allem falls sich demnächst die Lage eines Landes wieder zuspitzt, ist zu befürchten, dass die Menschen dort vorsorglich Ihre Konten abräumen und das Bankensystem ins Schlingern bringen werden.

Aber umgekehrt zeigen die Vorkommnisse in Zypern auch, warum vor allem große Anleger Aktien kaufen und die Beteiligung an Sachwerten der trügerischen Sicherheit von Liquidität vorziehen. Die aktuelle Hausse ist sicherlich teils durch diese Erkenntnis der Investoren zu erklären. Denn wirklich berauschend und als stabile Basis für die Kurssteigerungen der vergangenen Monate würde ich die aktuellen konjunkturellen Verbesserungen nicht bezeichnen.

 

Innerer Markt mit deutlich negativer Divergenz

Diesen zyklischen Chart sollten die bedingungslosen Bullen unter ihnen in den kommenden Tagen sehr gut beobachten. Noch ist die Bewegung harmlos und beim vergangenen Rücksetzer im Februar (Ziffer 2) war ich zu vorsichtig. Aber genau darauf kommt es an der Börse an: lieber einmal zu früh den Ball flach halten als mit vollem Depot absaufen. Getreu diesem Motto handele ich natürlich auch für meine Kunden in der Vermögensverwaltung und konzentriere mich stets auf die Risiken.

Wie Sie unschwer erkennen, verlieren immer mehr Aktien die wichtige Unterstützung ihrer 50-Tage-Linie langsam aber kontinuierlich während der vergangenen Wochen. Vom Hoch bei 88 % hat sich der Indikator bis auf den heutigen Wert von 65 % zurückgezogen.

Dies ist als eine für die Bullen bedenkliche negative Divergenz zu interpretieren. Denn obwohl die äußeren Indizes wie Dow Jones und S & P 500 noch in unmittelbarer Nähe ihrer Hochs notieren, weicht der Markt unterhalb der sichtbaren Oberfläche deutlich auf. Meist ist es so, dass zuerst der innere Markt abgibt, dann die sehr konjunkturempfindlichen Nebenwerte und dann erst die bekannten Indizes unter Druck geraten. Bisher hat ein Viertel der an der NYSE gehandelten Titel ihre wichtigste Unterstützung verloren (In dem der Index von 88 auf 66 % gesunken ist). Falls diese Entwicklung anhält, sich also die Marktbreite verschlechtert, werden weder Dow Jones noch S & P 500 ihre Hochs verteidigen können. Und dann wird der DAX eher in Richtung 7.500 sinken, als die hartnäckigen Widerstände bei 8.100 Punkten zu knacken.

Vorsichtig wäre ich deshalb, da die Fallhöhe nach wie vor recht hoch ist. Wir haben eben erst die obere extreme Zone verlassen. Gute Kaufgelegenheiten ergeben sich in der Umgebung der unteren Wendezone bei 30 %. Warten wir also diszipliniert ab, wie sich die Märkte entscheiden werden, und was in Zypern geschieht.

Bei Interesse für meinen Service der systematischen Anlageberatung oder Vermögensverwaltung (oder Fragen zu diesem Text), wenden Sie sich bitte einfach an mich. Ebenfalls, falls Sie sich für einen fairen Depotcheck interessieren und die Schwankungen in Ihrem Portfolio reduzieren wollen. Denn speziell in diesem Jahr gehe ich davon aus, daß wegen der Problematik am Rentenmarkt eine auskömmliche Performance nur durch optimales Timing zu erzielen ist. Die Frage, wann man mehr und wann man weniger Aktien halten sollte – also das Timing – wird immer wichtiger.

 

Mit herzlichen Grüßen aus Bonn,

Ihr Klaus Buhl

 

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

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