By 14. Dezember 2015 Read More →

DAX – Weihnachtsrallye abgesagt oder jetzt einsteigen?

Die hinter uns liegende Woche zeigt einen Handelsverlauf, der einem Ratgeber für Börsenpsychologie entnommen sein könnte. Dies liegt übrigens weniger an der Tatsache, dass echte Panik zu verspüren war, als die Kurse ins Trudeln gerieten. Gerade jetzt liefern die Vola und der innere Markt wichtige Hinweise.

Obwohl schon nach der EZB -Sitzung das Bullenlager deutlich in die Defensive geriet, blieb die Stimmung unter den Anlegern überraschend positiv. Denn immerhin hat die EZB deutlich signalisiert, noch jahrelang ihren extrem expansiven Kurs beizubehalten und die Märkte mit hoher Liquidität zu versorgen. Vor allem aber stützten sich viele Anleger auf die Saisonalität und waren zuversichtlich, da der Dezember immerhin zu den besten Börsenmonaten zählt. Genau auf dieses Argument habe ich mich hier übrigens auch gestützt – natürlich vergeblich wie ich heute erkennen muß.

Genau diese Zuversicht beschleunigt jetzt die aktuelle Korrektur der wichtigsten Indizes. Vor allem die kurzfristig orientierten Anleger und Gesellschaften trennen sich nun von den eben erst eröffneten Positionen. In der Folge verlor der DAX ohne größere Gegenwehr die wichtige 200- Tage- Linie und die noch steigende 50-Tage-Linie.

Meiner Meinung ist der Kursdruck vor allem der starken Nervosität der institutionellen Investoren geschuldet, die sich nun kurz vor dem Jahresende keine Fehler mehr leisten können. Immerhin können die meisten Gesellschaften ihren Kunden in diesem Jahr nur magere Gewinne „zeigen“ und versuchen nun, im Vorfeld der wichtigen Sitzung der US-Notenbank FED, diese magere Rendite über die rettende Ziellinie des Jahresende zu bringen. Auch wenn diesmal, im Gegensatz zur Sitzung der EZB, keine Überraschung erwartet wird, scheinen die Anleger gelernt zu haben, dass Notenbanksitzungen auch ganz anders als erwartet ausgehen können.

Ein Ausdruck der Nervosität und regelmäßig ein Warnsignal für uns Anleger ist die Volatilität an den Märkten. Diese hat übrigens in den vergangenen Tagen im S & P 500 Index ein Kaufsignal erzeugt und dadurch ein Ausrufezeichen gesetzt. Es lohnt sich also wieder, verstärkt das bärische Szenario im Blick zu behalten. Obwohl (oder gerade weil?) grundsätzlich der Dezember ein günstiger Börsenmonat ist.

DAX: Weihnachtsrallye abgesagt

Da war wohl die Mischung aus steigendem Euro und sehr schwachen Rohstoffen zu viel für unseren DAX. Sie sehen, die Themen sind die gleichen geblieben – aber die Nervosität vor der mit Spannung erwarteten ersten Zinsanhebung seit der Finanzkrise in den USA ist sehr hoch.

Ohne große Gegenwehr der Bullen durchbrach der DAX die wichtigen Unterstützungen zwischen 10.500 10.400 Punkten und hat sich nun schon etwa 1.000 Punkte von seinem letzten Zwischenhoch zurückgezogen. Wer hätte dies inmitten der Euphorie vor wenigen Tagen noch gedacht?

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.

Besonders schwerwiegend im Sinne der klassischen Charttechnik ist mit Sicherheit, dass die wichtige 200-Tage-Linie durchbrochen wurde und diese demnächst nach unten geneigt sein wird. Die Gefahr einer deutlichen Abwärtsbewegung und eines Tests der Unterstützungen bei etwa 10.000 und 9.500 Punkten vergrößert sich.

Ich gebe zu, der heutige Chart ist kein schöner Anblick. Und trotzdem frage ich mich, ob wir hier nicht Einstiegsgelegenheiten sehen. Denn immerhin handeln die wichtigsten internationalen Indizes seit über einem Jahr in einer seitwärts gerichteten Bewegung. Und jedes Mal war es richtig, die untere Spanne zu kaufen und eben nicht in Panik und im Einklang mit der Mehrheit der Charttechniker zu fliehen. Natürlich kann Ihnen kein seriöser Mensch heute sagen, ob vielleicht nicht jetzt und heute das Ende des Seitwärtstrends eingeläutet und dieser nach unten aufgelöst wird. Dies ist eben das Gemeine an einem Seitwärtstrend, dessen Ende erkennt man immer erst hinterher.

So lange sich aber die Konjunktur nicht massiv eintrübt und der Druck auf den Rentenmarkt und den Euro extrem ansteigt, gehe ich davon aus, dass wir in diesen Tagen eher Kauf-als Verkaufskurse erleben.

Achtung: Vola überspringt die Widerstandsgerade

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Vola des wichtigen S & P 500 Index, die gleich mehrere wichtige Widerstände geknackt hat. Im Einzelnen wurde nicht nur bei 19 ein Kaufsignal ausgelöst, ebenfalls wurde der Widerstand des lokalen Hochs aus dem November (Buchstabe B) überwunden. Ein ganz besonderes Ausrufezeichen verdient aber der Sprung der Volatilität über die fallende Widerstandsgerade der P & F Technik und das heutige erneute Kaufsignal.

Nun kann man nicht mehr davon sprechen, dass der Trend der fallenden Volatilität (und Marktberuhigung) seit den Sommerturbulenzen intakt ist. Der Sprung der Vola über die wichtige Widerstandsgerade muss als Warnsignal interpretiert werden. Der Markt ist in Aufruhr und Hedgefonds sowie der Programmhandel könnten ihre Chance nutzen, und inmitten der Unsicherheit im Vorfeld der Notenbanksitzung der FED versuchen, die Kurse nach unten zu drücken. Noch ist der Anstieg der Vola nicht besonders problematisch. Da der aktuelle Impuls aber signifikant nach oben zeigt, ist es zu empfehlen, vorsichtig vorzugehen und seine Stopp- Positionen zu beachten.

Der innere Markt zeigt das dünne Eis

Die folgende Grafik zeigt Ihnen das eigentliche Problem, mit dem wir uns heute auseinandersetzen müssen. Sie sehen einen der wichtigsten Risikoindikatoren, den S & P 500 Bullish Percent. Dieser zeigt Ihnen die Relation der im S & P 500 Index enthaltenen Aktien, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik handeln.

Sehr schnell erkennt man, dass der Markt an Breite verliert und immer weniger Aktien die auslaufende Rallye mittragen. Während im November noch 72 Prozent der Aktien oberhalb ihrer wichtigsten Unterstützung handelten, verringerte sich deren Anzahl in den letzten Tagen auf 58 %. Und vor allem ist die Tendenz fallend, wie Ihnen die negative 0-Spalte zeigt. Bedenklich ist auch, dass diese 0-Spalte die wichtige Grenze von 70 % unterschritten hat: dies ist ein klassisches Warnsignal. Natürlich gibt es keine Regieanweisung und kein Drehbuch für die Börse.

Trotz des grundsätzlich klassischen Verkaufssignal kann ich mir gut vorstellen, dass wir ganz einfach nur eine Reaktion auf den vorhergehenden sehr steilen Anstieg seit Ende August sehen. Möglicherweise wollen auch einige interessierte Institutionen Angst und Panik verbreiten, um dann in den nächsten Tagen am unteren Ende der langjährigen Seitwärtsbewegung wieder günstig einsteigen zu können. Aber auch dies ist natürlich nur eine Spekulation. Viel wichtiger als der Versuch in die Zukunft zu blicken, ist es zu verstehen, was heute im Markt passiert. Und das sind leider bedeutende Kapitalabflüsse quer über die Sektoren.

Hier können Sie sich informieren, wie ich in der Anlageberatung und natürlich auch in meinem Börsenbrief darauf reagiere.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,

Ihr Klaus Buhl

Posted in: Gastbeiträge

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

Comments are closed.

Werbung
Werbung banner ad
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch die weitere Nutzung der Seite www.chartanalysen-online.de stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.