By 26. Mai 2015 Read More →

DAX-Kursziel 13.000?

In Anbetracht des saisonal eher ungünstigen Zeitfensters und der übergeordneten Schwäche des inneren US-Marktes ist die gegenwärtige Stärke des DAX nur schwer einzusortieren. Tendenziell orientiere ich mich stärker an den inneren als an den äußeren Charts, da diese die Märkte grundsätzlich lenken.

Sehr deutlich wurde in den vergangenen Tagen, dass der Trend am Aktienmarkt derzeit weniger von fundamentalen Nachrichten und Gewinn-Aussichten der Firmen, sondern vielmehr von der kreativen Politik der Notenbanken bestimmt wird. Deutlich wurde dies am Dienstag im europäischen Handel – oder vielmehr schon am Vorabend, als ein hochrangiger EZB-Direktor mehr oder weniger unverblümt im Rahmen einer Veranstaltung die anwesenden Hedgefonds Manager mit Insiderwissen fütterte. Konkret ging es darum, dass die EZB wegen des traditionell in den Sommermonaten zu erwartenden geringeren Volumens am Anleihemarkt bis dahin ihr Anleihe-Kaufprogramm forcieren werde. Mal davon abgesehen, dass diese Bevorzugung von anwesenden Investmentmanagern natürlich ein starkes Stück ist, schossen am Dienstag die Aktienkurse in die Höhe, während der Bund-Future abgab. In der Folge davon markierte unser DAX eine sehr positive Formation im gelassenen P & F Chart und deutet nun auf Kurse jenseits von 13.000 Punkten. Dies mag vielleicht verrückt klingen, wegen der einfließenden Dividenden und der gleichzeitig desolaten Verhältnisse am Rentenmarkt würde ich aber auch dieses avisierte Kursniveau nicht grundsätzlich als zu teuer bezeichnen. Vor allem nicht im Vergleich zu Immobilien, für die in Toplagen mittlerweile 30 Jahresmieten zu bezahlen sind.

Hier stecken die Risiken

Als dann auch noch die US-Notenbank FED mehr oder weniger offen erklärte, dass wegen der schlappen Konjunktur im Sommer nicht mit einer Zinserhöhung zu rechnen sei, markierten die US-Indizes neue Hochs. Trotz der von außen betrachtet hervorragenden Ausgangslage für die Bullen will ich immer noch nicht bedingungslos die „rosarote Brille“ aufsetzen. Der nachgebende ifo-Index könnte ein Fingerzeig sein.

Dazu veranlasst mich vor allem mein wichtigster Risikoindikator, bzw. der Blick auf den inneren Markt. Demnach ziehen große Anleger nach wie vor am wichtigsten Aktienmarkt der Welt tendenziell Mittel ab und reduzieren ihre Risiken. Was mir ebenfalls nicht gefällt, ist die Schwäche der konjunkturempfindlichen Transportaktien, die in der Regel frühzeitig auf eine Verschlechterung des Umfeldes reagieren. Vor allem die Titel der Fluggesellschaften ziehen den Sektor nach unten. Dies mag vielleicht einfach nur Zufall sein, oder am sich wieder befestigenden Ölpreis liegen. Trotzdem bleibe ich vorsichtig, denn in einem positiven Marktumfeld sollen sich die Sektoren der Industrie- und der Transport Aktien gegenseitig stützen.

Und der folgende Chart des US-Transportindex sieht nicht gerade nach einer Stütze aus und macht nicht den Eindruck, als ob die wichtigen und konjunktur-empfindlichen Transportaktien das Hoch der Industrieaktien bestätigen wollten. Wer an die jahrzehnte alte „Dow-Theorie“ glaubt, sollte also in den kommenden Sommermonaten keine zu hohen Erwartungen an den Aktienmarkt haben.

Die massive Unterstützung bei 8.600 wurde eindeutig verletzt. Auch wenn es natürlich immer wieder zu Fehlsignalen kommen kann, halte ich dieses Signal für sehr wichtig – auch, da wir nun eindeutig unter der Widerstandsgerade handeln, bzw. deren Überwindung abgelehnt haben – mit einem Test der Region von 7.800 Punkten muss nun gerechnet werden. Falls dies so eintritt, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass davon die anderen Indizes unbeeindruckt blieben.

Aber der DAX dreht auf…

Völlig unbeeindruckt davon ist allerdings unser DAX, der in den vergangenen Tagen stark von den Notenbanken angeschoben wurde.

Obwohl der DAX auch heute noch mit der Überwindung der wichtigen 50-Tage-Linie kämpft, hat sich bereits ein für die Investoren bedeutendes Kaufsignal der P & F Technik gebildet – der Ausbruch nach oben aus einem Dreieck. Alleine diese Formation deutet auf die große Chance des Bullenlagers das bisherige Hoch bei 12.350 Punkten mindestens anzugreifen – oder natürlich auch zu überwinden. Denn das Kursziel aus dieser Formation liegt jenseits von 13.000 Punkten – auch wenn ich mich kaum traue, diese zu schreiben.

Ganz eindeutig ist der Aufwärtstrend der deutschen Aktien intakt, trotz der Unruhe in den vergangenen Tagen, die vor allem vom Rentenmarkt ausging. Dies zeigt Ihnen die positive aufsteigende Trendgerade, die die Eigenschaft hat, immer wieder mal getestet zu werden. Je dynamischer der Trend, desto früher reißen die Bullen das Ruder wieder herum – wie aktuell zu beobachten.

Im rechten Bereich der Grafik sehen Sie die positive X-Achse, die darauf deutet, dass heute der Druck der Käufer größer ist als in den bisherigen Mai-Tagen. Mit dem gegenwärtigen Impuls wurde eine Formation nach oben hin aufgelöst, die darauf deutet, dass die Überlegenheit der Bullen sich in den kommenden Tagen noch verstärkt.

Daher empfehle ich in den kommenden Tagen gut zu beobachten, wie sich die Risikoneigung in der Umgebung des alten Hochs entwickelt und ob wir vielleicht im zweiten Anlauf doch noch in eine Umverteilungsphase geraten. Angesichts des nahenden Sommermonate und der sich dahin schleppenden weltweiten Konjunktur wäre dies keine große Überraschung. Falls Sie sich im gegenwärtig schwierigen Umfeld für interessante Kandidaten interessieren, beachten Sie bitte meinen Premiumbrief mit seinen beiden Musterdepots. Wahrscheinlich werde ich schon in der kommenden Woche einen Titel empfehlen, der nach einer Korrektur von fast 20 % wieder relative Stärke aufbaut.

…während der wichtige innere Markt schwächelt

Trotz der äußerlich positiven Charts kann der innere Markt nicht überzeugen – und das sollte durchaus ein Ausrufezeichen sein, da in der Regel die äußeren Charts den inneren folgen – und nicht umgekehrt. Die Verschlechterung der Relation der Kaufsignale erkennen Sie an der rechten 0-Spalte, die Ihnen zeigt, dass große Anleger Kapital abziehen. Obwohl der S & P 500 ein Hoch markiert hat, notieren nur 64 % der Index- Mitglieder auf einem Kaufsignal der P & F Technik.

Technisch betrachtet liegt ein Verkaufssignal vor, da die aktuelle 0-Spalte die obere extreme Zone von oben kommend unterschritten hat. Die großen Anleger sehen Aktien nicht als „alternativlos“ an und reduzieren systematisch ihr Risiko.

In Situationen wie der gegenwärtigen, in denen die Marktbreite nachlässt und eine zunehmende Anzahl von Aktien unter den Einfluss des Angebots gerät, bzw. unterhalb eine sehr wichtige Unterstützung fällt, ist eine gewisse Skepsis anzuraten. Denn normalerweise kann es nicht lange gut gehen, wenn nur noch einige große Werte gekauft werden (und den äußeren Markt oben halten) während aus den kleinen zyklischen und risikosensitiven Aktien Kapital abgezogen wird. Dies nämlich ist die „Botschaft“ des inneren Marktes. Streng genommen sollte entsprechend dieser Philosophie die defensive Mannschaft aufs Feld. Das Problem ist einfach „nur“, dass wegen der durch die Notenbanken manipulierten Märkte in den vergangenen Jahren immer wieder sehr schnell Geld in den Markt floss und die unteren extremen Bereiche kaum erreicht wurden. Ansonsten ist es nämlich üblich, dass Märkte stets zwischen den beiden extremen Zonen hin und her pendeln und etwa 85 % der Aktien diese Bewegung nachvollziehen.

Auch hieran erkennt man, dass wir in aufregenden Zeiten leben und es nicht schadet, stets einen Fuß über der Bremse zu halten und nicht bedingungslos jedem Tipp hinterher zu rennen.

Viel Erfolg

Ihr Klaus Buhl

——————-

Ein Hinweis noch in eigener Sache: Im heutigen Chart-Webinar ab 19 Uhr werden wir uns das „magische Viereck“ genauer anschauen – „DAX, Gold, Öl, Bund-Future: Heißer Tanz im Hochsommer oder Trendwende?“. Anmelden können Sie sich gerne hier.

 

 

Posted in: Gastbeiträge

About the Author:

Klaus Buhl ist seit über 15 Jahren als Portfoliomanager und Analyst tätig und betreibt u.a. das Portal www.libra-invest.de. Dort erhalten Sie praktische Hinweise über die sinnvolle Kombination von marktneutralen bzw. vermögensverwaltenden Strategien in Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenzyklus. Ein kostenloser Newsletter informiert regelmäßig über neue Entwicklungen. „Ich verspreche Ihnen keinen schnellen Reichtum, aber konstante Performance und regelmäßige Erträge in jeder Marktphase. Aber vor allem: Keine Verluste mehr!”

Comments are closed.

Werbung
Werbung banner ad
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch die weitere Nutzung der Seite www.chartanalysen-online.de stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.